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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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senkrecht; sie blieb ohne Stütze von selbst in der Luft stehen. Er schob sie vor mich, und ich konnte nichts mehr sehen. An den Rändern fiel noch ein wenig Licht herein. Dann rastete sie ein, und ich lag im Dunkeln, als wäre ich in einer Konservenbüchse eingeschlossen.
    Ohne visuelle Orientierung verlor ich meinen Richtungssinn. Ich stand auf dem Kopf und drehte mich langsam um die eigene Achse – oder vielleicht auch nicht so langsam; ich schwebte eine Meile über dem Boden, zwei Zentimeter über dem Boden; ich füllte das gesamte Universum, ich existierte überhaupt nicht …
    Mit einem Schlag kehrten plötzlich Geräusche in meine Welt zurück, gleichzeitig aber auch Schwerkraft, Schmerzen am ganzen Körper, als trüge ich einen engen, mit Nadeln besetzten Anzug, und Luftmangel. Mühsam weitete ich meine Brust und konnte atmen, und dann fühlte ich auch, daß mein Herz wieder zu schlagen begann. Das Dröhnen verebbte, ohne wirklich zu verebben; es war nichts weiter als das Auftreffen der Luftmoleküle auf mein Trommelfell: ein Nebengeräusch, das sonst automatisch ausgefiltert wurde.
    Mein Knie stieß gegen eine Wand direkt vor mir. Ich spannte die Muskeln, um kräftig dagegenzutreten, aber sie kippte von selber um, und ich trat hinaus in einen riesigen Raum mit hohen, purpurn-schwarzen Wänden, in dem ich von drei Personen erwartet wurde, deren Mienen eher gespannt als freundlich waren.
    Die eine war ein kleiner Mann in grauem Kittel, mit dicken Fingern, dünnem Haar, rosigem Gesicht und gummiartigen Lippen, die große, nicht sehr weiße Zähne freigaben. Numero zwei war eine Frau, um die Vierzig, ziemlich mager, sehr steif und offiziell, in Dunkelgrün gekleidet. Die dritte war der Karg, der jetzt einen schlichten grauen Overall trug.
    Der Kleine trat vor und streckte mir in einer ganz merkwürdigen Haltung die Hand entgegen: die Finger gespreizt und nach unten weisend. Ich schüttelte sie kurz, er zog sie zurück und inspizierte sie eingehend, als hätte ich womöglich einen Schmutzfleck hinterlassen.
    »Willkommen in der Station Dinosaurier-Strand«, sagte der Karg mit der recht annehmbaren Imitation einer freundlichen Stimme. Ich sah mich um; außer mir und den dreien war niemand da.
    »Wo sind die beiden Frauen?« erkundigte ich mich. Der Dicke machte ein ausdrucksloses Gesicht und zupfte an seiner Gummilippe. Die Frau betrachtete mich verständnislos.
    »Vielleicht möchte Ihnen Dr. Javeh alles erklären.« Das klang allerdings, als bezweifle sie das.
    »Mir liegt nichts an einer Unterhaltung mit einer Maschine«, erwiderte ich. »Wer programmiert sie? Sie vielleicht?« Meine Frage war an Mr. Gummilippe gerichtet.
    »Waas?« Er sah die Frau an, die sah den Karg an, und der sah mich an. Ich selbst sah sie alle drei an.
    »Dr. Javeh ist unser Bergungschef«, erklärte die Frau hastig, als wolle sie etwas überspielen, was offenbar ein Tritt ins Fettnäpfchen meinerseits gewesen war. »Ich bin Dr. Fresca, und das ist Verwalter Koska.«
    »Ich hatte zwei Frauen bei mir, Dr. Fresca«, sagte ich. »Wo sind sie?«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Diese Dinge fallen nicht in mein Ressort.«
    »Wo sind sie, Koska?«
    Seine Lippen arbeiteten, lächelten, verzogen sich vor Bestürzung, lächelten wieder. »Was das betrifft, kann ich Sie nur an Dr. Javeh verweisen …«
    »Nehmen Sie etwa Befehle von einem Karg entgegen?«
    »Ich kenne diesen Ausdruck nicht.« Steif. Kein Lächeln mehr.
    Ich wandte mich an den Karg. Er starrte mich mit seinen blaßblauen Augen ausdruckslos an.
    »Sie scheinen ein wenig durcheinander zu sein«, konstatierte er gelassen. »Kein Wunder, das sind sie natürlich oft …«
    »Wer – ›sie‹?«
    »Die von uns Geborgenen. Darin besteht nämlich unsere Aufgabe, wissen Sie: Personal, das sich in, äh, gewissen Umständen befindet, aufzuspüren und zu bergen.«
    »Karg, wer ist dein Boß?«
    Er legte den Kopf schief. »Verzeihung, ich verstehe diesen Ausdruck nicht, den Sie nun bereits verschiedentlich gebraucht haben. Was bedeutet das – Karg?«
    »Es bedeutet, daß du zwar diesen Leuten hier etwas vormachen kannst, mir aber nicht.«
    Lächelnd hob er beide Hände und ließ sie wieder sinken. »Ganz wie Sie meinen. Und was meinen Vorgesetzten betrifft: Der leitende Beamte hier bin ich.«
    »Reizend!« erwiderte ich. »Wo sind die beiden Frauen?«
    Der Karg preßte die rosigen Lippen zusammen. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Sie waren bei mir – vor

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