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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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logisch und eindeutig«, sagte ich. »Nur eines haben Sie vergessen.«
    »Und das wäre?«
    »Das hier.« Ich hob die Kraterpistole und feuerte aus der Hüfte, die einzige Stelle, von der ich mit an den Körper gefesselten Armen feuern konnte. Der Schuß saß nicht genau im Ziel, aber er zerfetzte sein Knie und schleuderte ihn auf dem Rücken quer durch den Raum.
    Unter abwechselndem Hüpfen und Rollen erreichte ich ihn, während sein elektroneuronisches System noch funktionierte, öffnete seine Brustplatte und legte den Hebel um, der ihn auf Handbetrieb schaltete.
    »Still liegenbleiben!« befahl ich. Er entspannte sich und blickte ins Leere.
    »Wie komme ich aus diesem Fangnetz hier heraus?«
    Der Karg erklärte es mir. Ich zog den Kugelschreiber-Projektor aus seiner Brusttasche und sprühte einen feinen hellroten Nebel auf den erreichbaren Teil der Masse, in der ich gefangen war. Sie verwandelte sich in Kitt und dann in Staub, den ich mir einfach vom Anzug klopfte.
    Ich löste die Plomben und nahm sein Band heraus. Es war beträchtlich verlängert worden, eine endlose Schlinge, die sich automatisch wiederholte, geschätzte Dauer über einhundert Jahre.
    Irgend jemand hatte sich sehr viel Arbeit gemacht, um einen selbstgesteuerten, unbegrenzt funktionierenden Roboter auf diesen Job anzusetzen.
    Unter seiner eingebauten Ausrüstung befand sich auch ein Abtaster. Ich legte das Band ein, stellte es auf hohe Geschwindigkeit und lauschte dem Routine-Steuerprogramm für Parameter, das hier und da allerdings ein wenig abgeändert worden war, um die sonst übliche Basis des Verhältnisses Mensch zu Karg außer Kraft zu setzen. Das war logisch, denn dieser Karg war dazu bestimmt, vollkommen ohne menschliche Aufsicht zu operieren.
    Ich löschte die Kommando- und Initiativteile des Bandes und legte es wieder ein.
    »Wo ist die Frau?« fragte ich. »Wo ist Agentin Mellia Gayl?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er.
    »Tz, tz«, machte ich. »Sie sollte doch der Köder sein, der mich bei Fuß hielt. Also schon wieder eine Lüge, Karg. Eine sehr schlechte Angewohnheit, aber ich weiß ein probates Mittel dagegen.« Ich stellte ihm noch ein paar weitere Fragen und erhielt die erwarteten Antworten. Er hatte sich mit einem Stab von Kargs und geretteten Menschen aus den frühen Perioden auf ein kleines, sicheres Eiland in der steigenden Flut entropischer Auflösung geflüchtet. Hier würden sie eine Zeitlang ungefährdet sein – bis die Fäulnis, die jetzt erst an den äußersten Rändern zehrte, das letzte Jahr, den letzten Tag, die letzte Stunde erreichte. Dann würden sie und mit ihnen all ihre Werke in der konturlosen Homogenität des Urstoffs verschwinden.
    »Ein überaus trauriges, kleines Geschäft, das du hier betreibst, Karg«, sagte ich. »Aber nur keine Angst: Nichts dauert ewig.«
    Er antwortete nicht. Ich stöberte noch eine Weile herum und merkte mir alles, was mir interessant erschien. Jetzt hätte ich das Frühstück gebrauchen können, das ich vor hundert Jahren nicht gegessen hatte. Es gab alle möglichen Spezialapparate, die mir dort, wo ich hin wollte, nützlich sein konnten, und außerdem hätte ich vielleicht doch noch ein paar Fragen stellen sollen. Aber ich hatte das Gefühl, je eher ich mich aus dem Territorium der Finalen Autorität entfernte, desto besser wäre es für mich und das, was von meinen Bestrebungen übriggeblieben war.
    »Noch ein letztes Wort an die Nachwelt?« fragte ich den Karg. »Bevor ich das Mittel anwende, von dem ich sprach?«
    »Es wird Ihnen nicht gelingen«, sagte er.
    »Mag sein«, gab ich zu. »Aber jetzt drücken Sie bitte den Knopf Ihrer Selbstzerstörungsanlage.«
    Er gehorchte; Rauch kräuselte aus seinem Körper. Ich las den Zielpeiler ab, den ich auf Mellia Gayl eingestellt hatte, und merkte mir die korrekten Koordinaten. Dann schloß ich die Transferzelle auf, gab meinen Zielpunkt ein, betrat die Zelle und aktivierte das Senderfeld.
    Ich kam gerade zur rechten Zeit.

 
27.
     
    Es war auf einem windgefegten Hügel unter tiefhängendem, grauem Himmel. Grünes Gras, schwarzes Moos, nackter, vom Wetter zu glatten Flächen polierter Fels. In mittlerer Entfernung vor einer Kulisse aus rundrückigen Hügeln eine Herde schmutziger gelb-grauer Schafe. Während im Vordergrund eine Gruppe Menschen im Begriff stand, eine Hexe zu lynchen.
    Es waren ungefähr drei Dutzend Personen, ungehobelte, aber kraftvolle Dörfler in bunt zusammengewürfelten Kleidungsstücken aus grobem Tuch,

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