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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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dunklem Orange und Schokoladenbraun gehüllt. Der Stoff floss flammengleich, wenn er sich bewegte. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sagte: »Bitte, seien Sie meine Gäste.«
    Beauty und Isis rührten sich nicht. Josh nickte zögernd.
    »Danke«, sagte er.
    Lon lächelte gütig.
    »Kommen Sie, wir essen.« Er legte den Arm um Jasmines Schulter und führte sie zur Tür hinaus, während er von alten Zeiten, neuen Zeiten mit ihr sprach. Die anderen tauschten Blicke, zuckten die Achseln und folgten den beiden.
    Sie gingen durch gewundene Tunnels, die zum Teil beleuchtet, zum Teil dunkel waren; durch eine große Natursteinhöhle, wo es von Stalaktiten herabtropfte; vorbei an einer unterirdischen Quelle, kühl und still; durch einen anderen Raum mit dicken Teppichen, in dem alte Musikinstrumente aller Art zu sehen waren – Klavichorde, Klaviere, Waldhörner, Oboen, Zimbeln. Sie betraten endlich das Esszimmer.
    Es war riesengroß. An einem Ende des Raumes standen juwelenbesetzte Statuen, deren Absichten durch den Schein alter Lampen verdunkelt wurden. Vergoldete Gegenstände schmückten jede Oberfläche; manche von ihnen waren von magischer Kraft, andere nur überaus wertvoll. Auf dem Boden lagen parfümierte Tierfelle verstreut: Schaf, Tiger, Bär. Fast eine ganze Wand nahm ein riesiger offener Kamin mit lodernden Zedernholzscheiten ein. Ein langer, niedriger Mitteltisch aus fünf Zentimeter dicker Eiche, der für ein Bankett auszureichen schien, stand schwer im Raum, umgeben von vielen Kissen, großen und kleinen, in allen sanft getönten und exotischen Farbzusammenstellungen.
    »Bitte, setzen Sie sich«, sagte Lon mit weit ausholender Geste. Er ließ sich am oberen Ende des Tisches auf einem Kissen nieder; Jasmine setzte sich mit gekreuzten Beinen auf seine rechte Seite. Die anderen machten es sich rund um den Tisch bequem und stützten sich auf die weichen Daunenkissen. Summina suchte sich einen Platz am Kamin und schlief auf der Stelle ein.
    Ein Mann huschte herein, flüsterte dem Vampir etwas ins Ohr, erhielt eine lange geflüsterte Antwort und eilte wieder hinaus. Lon sagte etwas zu Jasmine; sie lachte. Er wandte sich schließlich den anderen zu und lächelte bedauernd.
    »Zuerst trinken wir«, sagte er.
    Er griff nach einer kleinen Glasglocke und schellte leise damit. Auf der Stelle kam ein wunderschöner bleicher Junge lautlos ins Zimmer, nackt bis auf seine Edelsteine. Er trug ein Tablett mit Likören. Er huschte um den Tisch, bot jedem Gast ein Glas an, stellte vor Isis eine kleine Schale hin und kam schließlich zum Gastgeber, der nach dem letzten Glas griff und es erhob.
    »Ein Trinkspruch«, sagte Lon. Der Junge huschte hinaus. »Jasmine hat mir eben erzählt, dass Sie ihr das Leben gerettet haben. Dafür dürfen Sie mich als Ihren ergebenen Diener betrachten.« Er neigte kurz den Kopf. »Also ein Trinkspruch. Mögen Diener und Herr einander würdig sein.«
    Er trank. Die anderen hoben ihre Kelche im bernsteinfarbenen Halblicht wie Fackelträger bei einer Geheimzeremonie. Isis schnupperte an ihrer Schale.
    Sie entspannten sich ein wenig, waren aber noch immer unsicher. Joshuas Hand entfernte sich nie weit von seinem Messer.
    »Bitte«, sagte der Vampir. »Ich merke, dass Sie argwöhnisch sind und mir nicht trauen, aber ich versichere Ihnen, ich meine es aufrichtig. Jasmine hat mir das wenige berichtet, das sie von Ihrem Kummer weiß. Wir können das nach der Mahlzeit besprechen. Da Sie offenbar von Jarls Garde verfolgt werden, möchte ich Ihnen in der Zwischenzeit mitteilen, was ich getan habe.« Josh und Beauty beobachteten ihren Gastgeber scharf. Lon lächelte und sprach weiter. »Meine Spione sagen mir, dass die JEGS Ihnen im Wald hart auf den Fersen waren, eine halbe Meile vom Eingang zu meiner Höhle entfernt. Ich habe zwei meiner schnellsten Menschen, mein bestes Palomino-Pferd und meine klügste Katze beauftragt, Ihre Fährte dort fortzusetzen, wo sie aufhörte, nach Norden zu fliehen und Jarls Soldaten durch den Wald zu hetzen. Eine Woche lang, oder so lange, bis Jarls gedungene Mörder von Unglücksfällen aufgefressen werden.« Er lachte. »Nein, keine Einwände. Mein Personal liebt die Hatz, außerdem lagen die Leute viel zu lange auf der faulen Haut.«
    Er trank wieder einen Schluck, Jasmine beugte sich hinüber und küsste ihn auf die Wange.
    Josh schloss die Augen. Hinter dem Nebel des Argwohns, der ihn ausfüllte, schwelte eine Empfindung, nicht vernunftbegründet, aber echt –

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