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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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neues Tier. Das sagen mir meine Leute. Niemand weiß viel über das Wesen, sei es Fisch, Vogel oder Dämon. Aber manches ist gewiss.« Er zündete seine ausgegangene Pfeife wieder an. Die anderen beobachteten ihn gebannt. »Dieses Tier veranlasst die Entführungen. Es sind Sires angeworben worden, die Raubtrupps organisieren. Die lebend gefassten Menschen werden alle zur Höhle des neuen Tieres gebracht, irgendwo beim Big Sticks-Fluss. Was mit ihnen geschieht, ist unbekannt. Die Sires, die an diesem Völkermord teilnehmen, werden belohnt – sie dürfen sich aus den Menschen aussuchen, wer ihnen gefällt, um ihre Harems aufzufüllen.« Er senkte beschämt die Augen. »Das ist natürlich widerlich. Aber was soll man machen?«
    »Und was ist mit den anderen Wesen?« fragte Jasmine. »Mit dem Greif und allen anderen?«
    »Sie werden alle von den Sires bezahlt. Ich vermute jedoch, dass Geld und Gaben von dem neuen Tier stammen. Auf jeden Fall haben alle diese Wesen Grund, die Menschen zu hassen. Vor allem die Unglücksfälle. Das dürfte der Hauptgrund dafür sein, warum dieser Wald zum Haupttreffpunkt im Norden geworden ist.«
    »Warum hassen uns die Unglücksfälle so?« fragte Josh verletzt und zornig.
    Lon zog die Brauen hoch, als hätte ein Kind eine simple Frage gestellt und ihm sei plötzlich aufgegangen, dass er die Antwort nicht wusste.
    »Die Menschen haben die Unglücksfälle geschaffen«, sagte Jasmine. »Das ist der Grund, Joshua.« Er sah sie verwirrt an. »Das ist eine lange Geschichte«, fuhr sie fort. »Ich erzähle sie dir ein andermal.«
    »Es könnte sich einfach um Sklavenhandel in großem Maßstab handeln«, sagte Lon. »Die Raubbanden treffen sich alle im Südosten des Waldes. Die Geiseln werden zusammengefasst und von einigen der Anführer en masse zu einer der Piratenstädte gebracht. Die anderen Räuber bleiben hier oben, setzen die Entführungen fort und verbreiten Schrecken.«
    »Wissen Sie, welchen Weg sie nach Süden nehmen?« fragte Beauty.
    Lon schüttelte den Kopf.
    »Nein. Allerdings stelle ich Vermutungen an. Ich bin sicher, dass Sire Bal einer der Anführer ist. Er wird mit den Gefangenen nach Süden ziehen, das kann ich beinahe garantieren. Und ich kenne die Fährte, der er vermutlich folgen wird. Wir haben früher gemeinsam im Regenwald gejagt. Das ist viele Jahre her.«
    »Das Terrarium?« warf Jasmine ein.
    Lon nickte.
    »Du kennst das Gebiet gut, Jasmine.« Sie kniff die Augen zusammen. »Von den nördlichen Sattelbergen bis zur Piratenbai«, fügte Lon hinzu.
    Jasmine starrte in das Feuer auf etwas, das nur sie sehen konnte.
    »Das ist viele Jahre her«, wiederholte sie leise.
    »Wie gesagt, viele Jahre«, bestätigte Lon. »Und ich bin mit Bal-Sire dort unterwegs gewesen, bevor ich dich kannte.«
    Sie sah ihn vielsagend an, dann wandte sie sich Josh zu.
    »Ja, ich kenne das Gebiet«, sagte sie.
    »Es ist sehr schwer zu durchqueren«, meinte Beauty. »Viel besser wäre es, sie vorher einzuholen. Wir sollten uns gleich auf den Weg machen.«
    Lon lachte.
    »Nur ein Narr würde sich nachts durch meinen Wald wagen.« Beauty richtete sich starr auf. Lon stutzte. »Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu beleidigen, Sir. Ich fürchte nur um Ihre Sicherheit. Diese Wald ist nachts schwarz, und man unterschätzt das Geschick der Unglücksfälle gewöhnlich. Ein gefährlicher Irrtum, weit verbreitet. Sie sind verschlagen, diese pauvres bêtes. Hässliche Geschöpfe, aber klug. Und sie kennen ihren Wald. Am besten bleiben Sie heute Nacht hier und machen sich am Morgen auf den Weg.«
    »Er hat recht«, sagte Josh.
    Beauty nickte widerstrebend.
    »Wir können aufbrechen, sobald es hell wird«, meinte Jasmine.
    Beauty runzelte die Stirn.
    »Es war lieb von dir, uns hierher zuführen«, sagte er zu Jasmine, und zu Lon: »Und von Ihnen, uns aufzunehmen.« Dann starrte er auf den Boden. »Aber ich jage allein. Diese Gruppe wird zu groß. Wir könnten ebenso gut einen Trompeter mitnehmen, der unser Erscheinen ankündigt. Bitte, haltet mich nicht für undankbar, aber das ist etwas für zwei Leute, nicht für eine Armee.«
    Josh gab dem Zentauren im stillen recht. Isis fauchte leise. Lon sog nachdenklich an seiner Pfeife. Jasmine wartete noch, bis sie sicher war, dass Beauty nichts mehr sagen wollte, und antwortete: »Ihr beide lasst euch vom Rache-Recht den Verstand vernebeln. Dreifach. Erstens habt ihr keine Ahnung, wie viele Wesen die Geiseln begleiten – es könnte wirklich eine Armee sein. Ich

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