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Zeitbombe Internet

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Titel: Zeitbombe Internet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fischermann
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bald hieß – ein paar falsche Tasten gedrückt? Und warum hatte diese Armee von Computern dann nicht aufgepasst? Oder war es die Fehlfunktion eines Computers selber, die den Crash auslöste? Hatten gar Hacker dazwischengefunkt? Inzwischen glaubt die zuständige Aufsichtsbehörde SEC, dass damals ein vollautomatisches Handelssystem eines großen Investmentsfonds verrückt gespielt habe, und der verrückte Computer habe bei den anderen Computern eine Kettenreaktion ausgelöst.
    Dann kam der 19. Januar 2011. Eine kaum bekannte paneuropäische Spezialbörse, in der Emissionsrechte gehandelt werden, musste den Handel aussetzen, und kurz darauf gaben
ihre Betreiber ganz offiziell zu: Es hatte einen Hackerangriff gegeben. Über zwei Monate hinweg hatten offenbar unbekannte Eindringlinge die Computersysteme der Börse unter ihre Kontrolle gebracht, Preise manipuliert und sich dabei offenbar um 28 Millionen Euro bereichert. Die EU-Kommission erklärte, dass in vierzehn an die Börse angeschlossenen Ländern die Sicherheitssysteme nicht ausreichend modernisiert worden seien.
    Solche Vorfälle könnten sich jederzeit wiederholen, warnten Börsenexperten. Vielleicht sind sie schon häufiger vorgekommen, als man offiziell weiß. Fachleute in der Londoner City und an der Wall Street arbeiten daran, eine ganze Reihe extremer Handelsbewegungen aufzuklären, um festzustellen, ob sich Hackerangriffe dahinter verbergen. Jedenfalls wurde den Beteiligten schnell klar, dass ihre Systeme immer größer, immer komplexer geworden waren. Störanfälliger. Im Extremfall mit ganz eigentümlichen Verhaltensweisen ausgestattet. Manipulierbar, ohne dass die Manipulation gleich auffällt.
    Und die neue smarte Miele-Küche? Vielleicht ist sie tatsächlich sicher vor Hackern. Die Frage ist, ob das so bleibt, wenn in einiger Zeit immer neue Funktionen hinzukommen.
    Im Pionierland USA vertreiben inzwischen der Internetriese Google und der Software-Gigant Microsoft ihre eigenen Programme zur Messung von Strom. »Das Google PowerMeter erlaubt es Ihnen, den Stromverbrauch in Ihrem Haus abzulesen von überall online«, steht auf der Webseite der Firma. Beide Software-Giganten tun sich zunehmend mit Herstellern von Smart Metern und Steuerungsgeräten für sogenannte »intelligente Häuser« zusammen.
    Google, Nokia, General Electric, Intel und Hewlett Packard gehörten zu einem Konsortium von vierzig Unternehmen, die im April 2010 den amerikanischen Präsidenten aufforderten: Er solle doch bitte sicherstellen, dass jeder Haushalt im Lande via Computer, Smartphone und anderen Geräten seinen Energieverbrauch »ablesen und managen« könne. Google will aber nicht einmal abwarten, bis es überall im Land soweit ist: Das Unternehmen kündigte an, man werde demnächst
Strommessgeräte vertreiben, die auch ohne Smart Meter im Keller funktionieren. Ebenso der Chiphersteller Intel. Der verkauft bereits einen »drahtlosen Sensor, der jedes Gerät in Ihrem Haus anhand seines eindeutigen elektronischen Signals identifizieren kann« – zur Messung und zur Steuerung des Verbrauchs, auch ohne Smart Meter im Keller.
    Eine amerikanische Firma namens Z-Wave wirbt neuerdings mit einem System, das von jedem drahtlosen PC oder Smartphone aus, von daheim oder bei der Arbeit, die Steuerung der Heimelektronik ermöglicht: Alarmanlage, Thermostat, Licht und sogar den Feueralarm. »Das wird Ihr Zuhause und Ihr Leben sicherer und wirtschaftlicher und angenehmer machen«, heißt es bei Z-Wave. Hierzulande machen das die ganz Großen. Etlichen deutschen Tageszeitungen lag Anfang 2011 ein Prospekt des Energieversorgers RWE bei. Auf der Titelseite sieht man den »Stromberg«-Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst, in der Hand hält er eine Ansammlung schicker neuer Geräte namens »RWE SmartHome«. »Dank intuitiver Bedienung und kabelloser Funkverbindungen ist RWE SmartHome blitzschnell einsatzbereit«, ist da zu lesen. Einstecken, anschließen, und schon lassen sich Licht, Heizung und beliebige Elektrogeräte per Computer, Fernsteuerung oder aus der Ferne vom Smartphone ein- und ausschalten. Sogar im Baumarkt sind ab 99,95 Euro die ersten Do-It-Yourself-Lösungen fürs Haushalt-Fernsteuern erhältlich: Da kann man dann einstecken und per Handy fernsteuern, was man will. Vom Radiowecker bis zum Tischgrill.
    Das oberste Ende des Marktes kann

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