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Zeitbombe Internet

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Titel: Zeitbombe Internet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fischermann
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äußerst komplexer Schadprogramme – werden im kommenden Jahr verstärkt auftauchen«, glaubt man bei der russischen Computersicherheitsfirma Kaspersky Labs.
    Im April 2011 verkündeten iranische Militärvertreter, der Stuxnet-Wurm sei wohl in den USA und in Israel entwickelt worden, was auch in westlichen Sicherheitskreisen inzwischen als die wahrscheinlichste Möglichkeit gehandelt wird, obwohl China, Russland oder irgendwelche internationalen Erpresserbanden ebenfalls als Verdächtige gehandelt werden. Siemens sei »Erklärungen schuldig, warum und wie es den Feind mit den Codes der SCADA-Software versorgt und den Boden für einen Cyberangriff gegen uns bereitet« habe, hieß es aus dem Iran.
    Jedenfalls sei Stuxnet so teuer und komplex, dass das Ziel »für den Angreifer einen extrem hohen Wert haben muss«, hieß es in Sicherheitskreisen. Egal, wer sie gemacht hatte, egal was ihr eigentliches Ziel war: Stuxnet war eine Cyberwaffe. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte: »Der digitale Erstschlag ist erfolgt.«
    Alles so komplex hier: Warum wir uns die Probleme selber schaffen
    Nach so viel Stoff für Agententhriller muss man noch einmal auf die Heizungskeller, die Stromzähler und das smarte neue Netz der Elektrizitätswerke zurückkommen. Diese Dinge haben nämlich miteinander zu tun.
    Nirgendwo auf der Welt wird die Ausbreitung der intelligenten, ökologisch korrekten Smart-Grid-Technologie gerade so massiv vorangetrieben wie in den USA. Präsident Barack Obama hatte Ende 2009 bekannt gegeben, er werde die stolze Summe von 3,4 Milliarden Dollar aus seinem Konjunkturprogramm für das Smart Grid locker machen, und seither ist diese Summe noch weiter gewachsen. Elektrizitätswerke landauf, landab liefern sich ein Wettrennen, wer als Erster die meisten Smart Meter installiert und damit auch die meisten Fördersummen einstreicht. Ende 2010 waren bereits mehr als 20 Millionen solcher neuartigen Stromablesegeräte in den USA installiert, und diese Zahl soll in den kommenden Jahren auf 60 Millionen anwachsen.
    Ungefähr gleichzeitig vergibt Obamas Regierung knapp 19 Millionen Dollar an vier führende akademische Institutionen, die sich einen guten Namen in Ingenieursfragen gemacht haben. Sie sollen in den kommenden fünf Jahren erforschen, wie man Smart Meter und das Smart Grid vor Hackern und Cyberterroristen schützen kann. Sie sollen »die Lieferung von Strom und die Aufrechterhaltung kritischer Operationen sicherstellen, auch wenn bösartige Cyberattacken passieren«.
    Ist das nicht die falsche Reihenfolge?
    Â»Die Sicherheit sollte bereits beim Entwurf eines Systems bedacht werden, nicht erst hinterher«, hat Jeffrey Katz gesagt, der Cheftechniker bei IBM Energy & Utilities. Das ist so etwas wie ein Mantra in der Sicherheits-Szene. Lehrstoff für Erstsemester, sozusagen. Beim Aufbau der Smart Grids läuft es aber völlig anders. Erst werden Smart Meter in den Kellern aufgehängt, dann die Sicherheitsprobleme analysiert.
    Doch kein Wunder: Ein internationales Wettrennen ist
im Gang. Das Smart Grid ist nicht nur in Amerika auf dem Vormarsch. Es wird weltweit aufgebaut. China will bis 2020 eine der weltweit führenden Nationen in Sachen Smart Grid sein. Das Europäische Parlament beschloss 2009, dass »smarte Stromablesegeräte« bis 2022 Pflicht sein sollen. Etliche europäische Länder preschen voran, darunter die Schweiz und Österreich. In Deutschland hat die Regierung immerhin in das neue Energiewirtschaftsgesetz geschrieben, dass bei Neubauten und Renovierungen digitale Zähler eingesetzt werden sollen – eine Grundvoraussetzung dafür, überhaupt den Energieverbrauch minuten- oder sekundengenau zu analysieren, und der erste Schritt in eine Zukunft, in der diese Zähler auch über Datenleitungen vernetzt werden. Ab 2011 sollen alle Energieversorger einen Tarif anbieten, der mit der Tageszeit oder mit der Last steigt und fällt – dann ist auch ein ökonomischer Anreiz für solche Datenleitungen da.
    Und die Firma Miele stellte 2010 die ersten Trockner, Waschmaschinen und Geschirrspülautomaten vor, die sich in ein System zur intelligenten Stromsteuerung im Haushalt integrieren lassen. »Ein Gefahren-Szenario ist nicht denkbar«, erklärt Miele selbstbewusst auf Anfrage.
    Doch es ist so ein Problem mit solchen Aussagen. Wenn man bei Miele genauer nachfragt, bekommt man

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