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Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Flohr
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er sich auf der Straße nicht tief genug verbeugt, als ein deutscher Offizier ihm entgegenkam, das müssen wir nämlich neuerdings. Aber seit er drinnen war, ist es ihm egal, was die Deutschen von ihm denken. Er tut jetzt nur noch, was er für richtig hält.«
    Wilhelm erhob sich und trat ans Fenster, Adèle saß auf dem Bett und sah bekümmert zu ihm auf. »Es tut mir leid, dass ich dir solche Dinge bei unserem ersten Wiedersehen erzähle. Es hat nichts mit dir zu tun, nichts mit dir und mir. Ich hasse all das, ich will es nicht. Aber die Dinge sind so. Franzosen dürfen wir nicht sein, Deutsche wollen wir nicht sein – also sind wir Lothringer. Dafür kämpft mein Vater jetzt. So war es immer schon, es hört nie auf, sagt mein Vater.«
    »Was sagt dein Vater noch?«
    »Nichts Gutes. Dein Arm, was ist damit?«
    Wilhelm setzte sich auf die Bettkante, seine Schultern sackten nach vorn, sein Blick richtete sich auf Adèles verstaubte Stiefelspitzen. »Vielleicht ist es wahr, was dein Vater sagt«, erwiderte er leise. »In Togo – ja, da könnte man es wohl so sagen. Ich habe dort einen wunderbaren Menschen kennengelernt, einen Einheimischen, der mir das Leben gerettet hat. Wir sind in einen Hinterhalt geraten, er hat sein Leben für meines geopfert. Ich wollte, ich könnte es ihm zurückgeben. Mein Arm«, Wilhelm blickte auf die Schlinge, »mein Arm ist nicht der Rede wert. Die Schulter war gebrochen, es schmerzt nur noch ein wenig, wenn jemand dagegenkommt.«
    Adèle berührte mit ihren Fingerspitzen Wilhelms Schulter. »Du hättest dein Leben auch für ihn gegeben.«
    Wilhelm sah sie an. »Aber jetzt ist es zu spät. Er ist in seinem Heimatdorf begraben. Ich werde nie wieder dorthin fahren. Mutter sagte gestern, wir Weißen hätten in Afrika nichts zu suchen. Ich denke, sie hat recht.« Er sah Adèle an. »Und das gilt für alle Weißen, auch für die Franzosen …«
    Sie nickte. »Das sagt mein Vater ebenfalls. Er kämpft für die geheime elsass-lothringische Freiheitsbewegung, ich unterstütze ihn gelegentlich dabei.« Sie blickte auf ihre Männerkleidung. »Wir wollen ein freies Land sein, weder einen Kaiser aus Deutschland noch einen König aus Frankreich brauchen wir. Seit Jahrhunderten wird unser Land hin und her gerissen und verschachert, Heere ziehen durch, nehmen sich, was sie wollen, morden und verwüsten. Jetzt gehören wir gerade mal wieder den Deutschen, die sich hier auf den nächsten Krieg mit den Franzosen vorbereiten, sagt mein Vater.«
    »Und was tut er dagegen?«
    Adèle sah ihn lange an. »Lass uns jetzt nicht über solche Dinge reden, wer weiß, wann wir wieder so beisammen sein können wie jetzt.«
    Adèle zuckte zusammen, als Wilhelm sie in den Arm nahm, und fasste sich schnell an die Schulter. Ihre Bluse gab den Blick auf ein Stück ihrer Haut frei, und Wilhelm sah den großen, tiefblauen Fleck auf ihrem Schlüsselbein. Entsetzt starrte er sie an. »Es schmerzt nicht mehr«, sagte sie schnell, »außer, wenn jemand dagegenkommt – es ist genau wie bei dir. Es war aber nichts gebrochen, ich habe mich nur gestoßen.«
    Sie zog ihn herunter auf die Matratze und drückte ihr Gesicht an seine Brust.

Printemps
    Wilhelm wusste nicht, wie lange sie so nebeneinandergelegen hatten, als er von Hufgetrappel aufgeschreckt wurde. Er hatte wirr geträumt, der Mann mit dem Knochen in der Nase war wieder erschienen, nur hatte er diesmal kein schwarzes Gesicht, sondern er war zornesrot und trug eine Pickelhaube. Adèle sprang vom Bett und näherte sich vorsichtig dem Fenster. »Er kommt zurück«, sagte sie zu Wilhelm, »mein Vater …!«
    Wilhelm schlug ärgerlich mit dem gesunden Arm auf die Bettkante: Wie hatte er so leichtsinnig sein können! Es war absehbar gewesen, dass Printemps irgendwann zurückkehren würde. Adèle drehte sich zu Wilhelm, bedeutete ihm, sich still zu verhalten, und ging zur Treppe. Sie blickte noch einmal zurück und lächelte. »Ich bin glücklich, dass du hier bist, hab keine Angst.«
    Dann polterte sie mit ihren schweren Stiefeln laut und unüberhörbar die Stufen hinter, als ihr Vater gerade das Haus betrat. »Entschuldige«, sagte sie, »ich muss eingeschlafen sein! Ich bin müde.«
    Printemps legte seine Arme um seine Tochter. »Ich will nicht, dass du dich länger dieser Gefahr aussetzt«, sagte er und strich ihr über das kurze Haar. »Diese Verkleidung – alles nur, um ein paar Plakate zu kleben, ein Irrsinn! Und gestern hätten sie dich beinahe verhaftet …«
    »Es tut

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