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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Zuschauer.
    »Sie ist so eingestellt, dass man drüben im Bankettsaal herauskommt«, schrie Mr Stephenson.
    »Klingt nach einem spannenden Trick«, befand Prinny. »Wir wollen es ausprobieren. Wer will?« Er wandte sich um, dann fiel sein Blick auf seinen Bruder. Fröhlich lächelnd nickte er. »Ein schöner Spaß für einen weitgereisten Mann, was? Los, alter Knabe, hinein mit dir!« Er blickte in die Runde. »Mein Bruder ist schon mehrfach rund um die Welt gefahren, er fürchtet weder Tod noch Teufel!« Er schob Fitzjohn ein Stück vorwärts. Der Moment war gekommen. Sebastiano machte sich bereit, notfalls nachzuhelfen.
    »Netter Versuch«, hörte ich Fitzjohn sagen. Es klang höhnisch. Ich erstarrte, denn auf das, was als Nächstes geschah, waren wir in keiner Weise vorbereitet. Jemand war von hinten an den Prinzregenten herangetreten, eine große Pistole im Anschlag. Das Klacken des Holzbeins wurde vom Hämmern der Maschine übertönt.
    »Mr Scott!«, schrie ich fassungslos. Erst in diesem Moment begriff ich, dass nicht Reginald, sondern Mr Scott die tragende Rolle in Fitzjohns Plan B innehatte.
    Der alte Buchhändler wandte sich mir für einen Augenblick zu. »Es tut mir so leid«, sagte er. Trotz der Schreckensschreie, die sich von allen Seiten erhoben, verstand ich, was er sagte, denn er stand direkt neben mir. »Ich muss es tun.« In seinen Augen standen Tränen, sein Mund bebte vor Kummer. »Er hat Jerry.«
    Er legte auf Prinny an und schoss. Niemand war zur Stelle, um den Prinzregenten vor dem Mordanschlag zu schützen – niemand außer dem Heizer. Der warf sich plötzlich mit einem Hechtsprung gegen Mr Scott, der daraufhin strauchelte und hilflos zu Boden fiel. Prinny war dennoch getroffen worden, er sackte ebenfalls zu Boden. Der Heizer verlor die Schutzbrille, und jetzt war zu sehen, dass er nur noch ein Auge hatte.
    »Los!«, brüllte er.
    Sebastiano war bereits zur Tat geschritten. Er achtete nicht darauf, dass Prinny mit erstaunter Miene auf dem Boden saß und eine Hand gegen seinen Brustkorb presste. Und er ignorierte auch den schweren Revolver, den Fitzjohn auf einmal in der Hand hatte und mit dem er auf José zielte. Ich machte aus dem Stand den weitesten Sprung, den ich je hingekriegt hatte, und gemeinsam mit Sebastiano schubste ich Fitzjohn in Richtung Dampfmaschine.
    Mr Stephenson drehte an den Reglern herum, seine Miene zeigte einen Ausdruck wilder Entschlossenheit. Das höllisch fauchende Ding schien wie von eigenem Leben beseelt, es dampfte nicht nur, sondern atmete, und die Kolben rasten auf und ab wie zuschnappende Zähne. Das rote Tor hatte angefangen zu glühen, und dahinter war ein weißliches Flimmern zu erkennen.
    Obwohl Sebastiano und ich Fitzjohn in der Zange hatten, gelang es ihm irgendwie zu schießen. José fiel getroffen zurück. Ein Schrei entrang sich mir, ich verdoppelte meine Anstrengungen. Sebastiano hatte Fitzjohn am Arm gepackt und zerrte ihn vorwärts, ich drängte von hinten nach, und zusammen schafften wir es, ihn zu der glühenden Öffnung zu zwingen. Bei dem wilden Gerangel lösten sich alle möglichen Teile von ihm. Sein künstlicher Bauch rutschte unter der Jacke hervor, ein Stück von seinem Bart wurde abgerissen, ein paar Fake-Zähne fielen ihm aus dem Mund.
    »Ihr werdet mich nicht los! Nicht so!« Trotz der Wut in seiner Stimme klang es wie eine kühl kalkulierte Ankündigung, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    »Sag das dem Biest am anderen Ende, wenn es dich frisst!«, knirschte Sebastiano zwischen den Zähnen hervor.
    Das saß. In diesem einen Moment, nur einen Sekundenbruchteil, bevor Sebastiano ihn endgültig durch die Öffnung der Maschine drückte, erkannte ich das Entsetzen in Fitzjohns Miene, und mir wurde klar, dass es den Jabberwocky in der Tiefe des Zeitschachts wirklich gab. Oder zumindest etwas, das mindestens genauso grauenhaft war.    
    Einen Herzschlag später verschwand Fitzjohn, er wurde von der flimmernden Öffnung verschlungen wie ein welkes Blatt von einem gigantischen Staubsauger. Das Flimmern erlosch mit einem Schlag, und von Fitzjohn war kein einziges Atom mehr da.
    Mr Stephenson drehte abermals an den Reglern, und das Hämmern der Maschine hörte auf, während alle Umstehenden nach ein paar Schrecksekunden in tosenden Applaus ausbrachen. Anscheinend glaubten die Leute, dass alles nur eine großartige Show gewesen war. Einschließlich der Verletzten, die sich soeben mühsam wieder

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