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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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war, denn Fitzjohn hatte mich bereits entdeckt und beobachtete mich. Ich hielt unbeirrt auf ihn und Prinny zu, während Sebastiano in Richtung Terrasse weiterging, wo soeben der Zeremonienmeister alle Gäste aufforderte, näherzutreten und einer denkwürdigen Vorstellung beizuwohnen.
    »Ladies und Gentlemen, bitte kommen Sie und sehen Sie sich die Demonstration einer unglaublichen wissenschaftlichen Errungenschaft an! Sie werden staunen!«
    Ich beschleunigte meine Schritte, denn Prinny hatte soeben den Pokal zum Trinken angesetzt. Dann wurde er auf die Ankündigung des Zeremonienmeisters aufmerksam und hielt inne. Gleich darauf sah er mich herankommen. »Lady Anne!«
    Ich kam schlitternd vor ihm zum Stillstand. »Euer Gnaden. Ähm, Prinny. Vielen Dank für die liebenswürdige Einladung.«
    Er strahlte mich an und legte mir die Hand auf den Arm. »Die Freude ist ganz auf meiner Seite! Wie schön, dass Sie herkommen konnten. Ich hörte da so ein dummes Gerücht und war sehr bestürzt. Aber da sieht man wieder, wie unverfroren die Zeitungen lügen.« Bewundernd sah er mich an. »Taufrisch wie der junge Morgen! Ein karibischer Sonnenaufgang in meiner bescheidenen Behausung. Freddy, alter Knabe, findest du nicht auch, dass sie eine formidable junge Dame ist?«
    »Ganz ohne Frage«, sagte Fitzjohn. Seine Blicke schienen auf den Grund meiner Seele zu schauen. Mein Nacken juckte wie verrückt, es kostete mich alle Mühe, nicht zu kratzen und zu reiben, damit es endlich aufhörte.
    »Das ist mein Bruder«, sagte Prinny. »Der Seefahrer. Sie wissen schon.«
    »Ganz ohne Frage«, wiederholte ich Fitzjohns Worte. Ich zwang mich, seinen bohrenden Blicken standzuhalten und verzog keine Miene. Zumindest hoffte ich, dass ich das tat.
    Prinny hob den Weinpokal an den Mund. Prompt geriet ich ins Stolpern und fiel gegen ihn, sodass er sich in einem Schwall den ganzen Inhalt des Pokals auf seine großartige Galajacke kippte.
    »Das tut mir so leid!«, rief ich in gespieltem Entsetzen aus. »Wie konnte ich nur!«
    In den Tiefen von Fitzjohns Augen loderte es, und ich erschrak vor der Entschlossenheit, die ich dort wahrnahm. Er wirkte nicht wie jemand, dessen Plan soeben durchkreuzt worden war. Und dabei war ich so sicher gewesen, dass der Wein vergiftet war!
    »Digitalis«, sagte Fitzjohn leise und nur für mich bestimmt, während Prinny sich von zwei Kammerdienern, die wie aus dem Nichts herbeigesprungen kamen, das durchweichte Wams abtupfen ließ. »Genug, um einen Ochsen zu töten.«
    Mir wurde eiskalt. Er hatte erwartet , dass ich Prinny am Trinken hindern würde. Also hatte er es im Spiegel gesehen. Und mein Nacken juckte immer noch, möglicherweise noch heftiger als zuvor. Es war noch lange nicht vorbei.
    »Anna, Sie haben Ihr Bestes gegeben. Aber inzwischen sollten Sie mich gut genug kennen und wissen, dass ich immer einen Plan B habe.«
    Ich hätte es wirklich wissen müssen. Er hatte uns irgendwie reingelegt. Wir bildeten uns ein, aus den Visionen seines Spiegels mehr zu wissen als er, aber das war offenbar ein fataler Irrtum. Fieberhaft sah ich mich um. Was würde er als Nächstes tun?
    Bittend schaute ich ihn an. »Sie müssen das alles nicht machen!«, sagte ich eindringlich. »Es muss niemand mehr sterben. Ich weiß nicht, was Sie in Ihrem Spiegel gesehen haben, aber wir können gemeinsam beschließen, dass keine schlimmen Dinge mehr passieren. Keiner muss zu Schaden kommen.«
    Fitzjohn lächelte spöttisch und traurig zugleich. »Oh, Anna. Sie wissen doch, dass es bei diesem Spiel nur Gewinner oder Verlierer geben kann.« Er lächelte immer noch, doch seine Augen waren von abgründigem Schmerz erfüllt. »Bevor ich es vergesse – ich habe noch etwas für sie.« Er zog eine schmale Schachtel aus der Tasche seines Jacketts und reichte sie mir. »Ihr Brillantcollier. Ich weiß, wie sehr Sie daran hängen. Tut mir leid, dass ich es Ihnen vorübergehend entwenden musste.« Er betrachtete mich sinnend. »Manchmal erinnern Sie mich an meine Frau, Anna. Sie war auch jemand, der gern mit dem Kopf durch die Wand wollte. Am Ende wurde es ihr zum Verhängnis.«
    »Mr Fitzjohn«, flehte ich. »Hören Sie auf und vergessen Sie dieses sinnlose Spiel!«
    Er schien mir nicht zuzuhören. »Wenn Sie brav sind, können Sie unter meiner Herrschaft ein recht angenehmes Leben führen, Anna. Das Jahr achtzehnhundertdreizehn weist, wie Sie inzwischen wissen, viele Vorzüge auf.«
    Aufbrausend ballte ich die Fäuste. »Es ist unser Leben! Unsere

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