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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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wandte er sich zu uns um. Seine schwarze Augenklappe schien das schwache Licht der Umgebung einzusaugen. »Ich bin euch eine Erklärung schuldig.«
    »In der Tat«, gab Sebastiano zurück. Obwohl seine Stimme beherrscht klang, war seine Anspannung unverkennbar.
    »Ihr zwei habt eine Aufgabe hier.«
    »So viel war uns schon vorher klar. Welche?«
    »Das kann ich euch nicht sagen.«
    Oh, verflixt! Es war eine von diesen Aufgaben, bei denen man vorher nicht erfuhr, worum es ging, weil das die einzige Chance war, sie überhaupt erfüllen zu können. Mit anderen Worten: Irgendetwas sehr Unangenehmes würde demnächst hier passieren, und Sebastiano und ich mussten es verhindern. Anderenfalls würde die Zukunft sich entschieden zum Nachteil verändern. Schlimmstenfalls konnte dabei die ganze Stadt in Schutt und Asche versinken, so wie es schon einmal beinahe mit Venedig und Paris passiert wäre, wenn wir nicht zur richtigen Zeit das Richtige getan hätten.
    Für den Erfolg dieser beiden Missionen war es bedeutsam gewesen, dass wir das zu verhindernde Ereignis nicht kannten. Es schien eine Art Wechselwirkung zwischen Intuition und Wahrscheinlichkeit zu existieren, mit der Folge, dass die Dinge sich eher zum Schlechten entwickelten, wenn man zu viel über die negativen Auslöser wusste. Sebastiano hatte mal versucht, mir das Prinzip zu erläutern, aber weil er dabei Worte wie Determinismus , Prädestination und Self-fulfilling-prophecy verwendet hatte, war ich nicht ganz mitgekommen.
    »Wie schlimm ist es?«, wollte Sebastiano wissen.
    »Sehr schlimm. Wir müssen auf verschiedenen Zeitebenen handeln, deshalb kann ich nicht hierbleiben. Ihr beide seid weitgehend auf euch allein gestellt. Ich kehre zurück, so schnell ich kann, aber vorerst müsst ihr ohne mich klarkommen.«
    »Irgendwelche Tipps, womit wir anfangen könnten?«
    »Ihr habt ein Haus und eine passende Identität. Wer ihr hier seid und wie ihr heißt, habt ihr ja vorhin schon gehört. Es ist für alles gesorgt.«
    »Geht es noch ein bisschen genauer?«
    »Ich habe euch ein paar Notizen hinterlassen.«
    »Wo denn? Und was steht da drin?«, fragte ich mit aufkommender Panik.
    »Findet es heraus. Wenn ich euch zu viel sage, steht die ganze Mission auf dem Spiel. Das, was passiert, wird passieren, und wenn wir Glück haben, zieht ihr daraus die richtigen Schlüsse. Ich hoffe , dass ihr das tut.«
    Mehr als diese geheimnisvollen Andeutungen wollte er uns offenbar nicht zuteilwerden lassen. Er ließ einen leisen Pfiff hören, und sogleich kam hinter einer Ecke eine Gestalt hervor, die sich beim Näherkommen als der rothaarige Bote Jerry entpuppte.
    »Es kann losgehen«, informierte der Junge uns ohne Einleitung.
    »Womit?«, fragte ich begriffsstutzig.
    »Mit der Fahrt«, antwortete Jerry. »In der Kutsche. Die steht um die Ecke. Ich bring Sie zum Grosvenor Square.«
    Beunruhigt blickte ich mich zu José um, doch an der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, war niemand mehr. Die Nacht hatte ihn wie einen Schatten verschluckt.

    Es war eine andere Kutsche als beim letzten Mal. Sie war schwarz lackiert und wurde von einem Paar sehr edel aussehender Rappen gezogen. Ein angeberisches Wappen zierte die Außenwand, und als ich Jerry fragte, was es für eine Bedeutung habe, erklärte er, das sei unser Familienwappen. Die Foscarys, so erfuhren wir weiter, seien eine alteingesessene Londoner Adelsfamilie mit Landgütern in Westindien.    
    »Westindien?«, fragte ich perplex. »Wieso denn da?«
    »Na, weil da der Zucker herkommt. Von den Plantagen. Sie und Ihr Bruder stammen von so einer Zuckerinsel.«
    »Er will wahrscheinlich damit sagen, dass wir eine Art Zuckerbarone sind«, meinte Sebastiano.
    Ich fand das ziemlich dick aufgetragen, aber Jerry behauptete, es sei nötig, um uns mit einem passenden Hintergrund auszustatten, denn den würden wir noch brauchen. Wofür, wusste er allerdings auch nicht, doch das würden wir sicher bald selbst herausfinden.
    José hatte uns eine ziemlich farbenfrohe Legende angedichtet (und sie vermutlich mit seinen undurchschaubaren magischen Tricks in der ganzen Stadt verbreitet), und Jerry trug uns die Einzelheiten vor.
    »Ein paar Sachen habe ich mir selbst ausgedacht«, erklärte er stolz. »Zum Beispiel, dass Sie viele schwarze Sklaven besitzen, die für Sie auf den Zuckerrohrfeldern schuften müssen.«
    »Ich verabscheue Sklaverei«, widersprach ich, doch Jerry schien das nicht weiter zu stören.
    »Warum sind wir denn von Westindien

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