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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Ankleidezimmer, das von Klamotten nur so überquoll. Von den Kleiderstangen hingen Jacketts in allen möglichen Farben, und in den Regalen stapelten sich ordentlich gebügelte Hemden und Hosen, von den vielen sorgfältig nebeneinander aufgereihten Schuhen und Stiefeln ganz zu schweigen. Zusätzlich gab es eine große Auswahl an Umhängen, Halstüchern, Hüten, Handschuhen, Gürteln, Schärpen, Schnallen und Gamaschen, alles garantiert sehr hip und sehr teuer. Und vor allem funkelnagelneu. Nichts davon sah benutzt oder getragen aus. Hier war im Überfluss vorhanden, was der Mann von Welt im Jahr 1813 so brauchte. Es gab sogar ein kleines Wandregal mit einer Auswahl an emaillierten Schnupftabakdosen.
    »Ich fasse es nicht«, murmelte Sebastiano, aber so leise, dass nur ich es hören konnte.
    »Hoffentlich ist alles im Sinne Ihrer Lordschaft«, äußerte Mrs Fitzjohn besorgt. Vielleicht hatte sie doch was gehört.
    Seine Lordschaft beeilte sich, ihr zu beteuern, dass alles bestens sei, woraufhin sie schon wieder knickste – eine nervtötende Sitte, an die ich mich wohl besser schnell gewöhnte, wenn ich als Sklavenbesitzerin glaubwürdig rüberkommen wollte.
    Danach wurden wir zu einem Badezimmer geführt, ein mit Holz verkleidetes Kabuff, das zwar altertümlich eingerichtet war, aber trotzdem ein paar erstaunliche und nette technische Errungenschaften aufwies. Es gab einen richtigen Waschtisch aus Porzellan und eine große Zinkwanne, und wenn mich nicht alles täuschte, war das gusseiserne Ding daneben eine Art Badeofen zum Erhitzen des Wassers.
    »Sehr schön«, sagte ich erfreut.
    Als Nächstes wurde uns Myladys Schlafzimmer gezeigt, ein Traum in Weiß und Gold. Lackmöbel mit geschwungenen Beinchen, seidene Blumentapeten, kristallene Wandleuchter – der Luxus erschlug einen förmlich. Nachdem ich mich von dem Anblick des mit rosa Samtschabracken verzierten Himmelbetts erholt hatte, fiel mein Blick auf den Schminktisch, der vor lauter Tiegeln, Puderquasten, Schatullen und Flakons kaum zu sehen war.
    »Ach du meine Güte«, meinte ich verblüfft. »Hat das etwa auch Mr Scott besorgt?«
    Mrs Fitzjohn lächelte ein wenig angestrengt, als hätte ich einen blöden Witz gemacht. »Oh, nein, natürlich nicht. Das war Lady Winterbottom.«
    Ich fragte mich gerade, wer zum Teufel das schon wieder war, da fuhr Mrs Fitzjohn auch schon fort: »Sie hat im Auftrag von Mr Scott die gesamte Ausstattung beschafft, sowohl für Sie als auch für Seine Lordschaft.« Sie machte eine einladende Geste mit dem Kerzenleuchter in Richtung einer Seitentür. »Wenn Mylady nun einen Blick in das Ankleidekabinett werfen will …«
    Klar wollte Mylady – und bekam den Mund kaum noch zu, nachdem Mrs Fitzjohn die Tür zu einem begehbaren Kleiderschrank geöffnet hatte, der ganze Scharen von klamottensüchtigen It-Girls aus dieser Epoche zu Entzückensschreien hingerissen hätte. Kleider über Kleider hingen hier, mindestens zwei Dutzend. Die meisten waren entweder weiß oder in zarten Pastellfarben gehalten. Es gab auch ein paar gediegenere Gewänder in schlichtem Braun oder Dunkelgrün, die jedoch einen eher sportlichen Touch hatten und aus festerem Stoff waren; vermutlich trug man sie bei Jagdpartien oder zum Ausreiten. Während unseres ersten Aufenthalts in der Londoner Vergangenheit vor ein paar Tagen hatte ich im Hyde Park einige Frauen im Damensattel vorbeireiten sehen, die hatten so was angehabt. Die übrigen Kleider in dieser Kammer waren aus dünnerem Material, hauptsächlich Musselin und Batist, aber dafür mit allem möglichen Schnickschnack verziert. Überall lugten Säume, Ärmel und Ausschnitte hervor, die mit Stickereien oder Perlenbesatz oder Spitzenbordüren geschmückt waren. Ganze Bataillone von Näherinnen mussten sich die Finger wundgestichelt haben, um diese Pracht zu erschaffen.
    Ich sah außerdem mindestens vier Mäntel, einen mintgrünen, einen sonnengelben, einen hellblauen und einen in Apricot.
    »Das ist ja wie im Frühling«, sagte Sebastiano. Es klang halb belustigt, halb ungläubig.
    »Ja«, antwortete ich geistesabwesend, den Blick auf ein Regal voller Hutschachteln geheftet. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass der Inhalt farblich exakt zu den Mänteln passte. In einem anderen Regal gab es Schuhe, und zwar viele davon, für jeden Anlass mehrere Paare. Dünne helle Seidenslipper, elegante Schürstiefeletten mit kleinen runden Absätzen oder – sehr gewöhnungsbedürftig – flache Sandalen mit langen

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