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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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natürlich machten wir einen Abstecher zum London Eye, von dem aus wir einen atemberaubenden Ausblick genossen, der sich trotz des happigen Eintrittspreises lohnte. Madame Tussauds schenkten wir uns, aber dafür gönnten wir uns einen Besuch im London Dungeon, einem einmaligen Gruselkabinett, das dem historischen London nachgestaltet war, mit Feuerausbrüchen, Ratten und täuschend echt aussehenden Pestkranken.
    Als wir am Abend des zweiten Tages nach einem Bummel durch die Portobello Road zum Hotel zurückkehrten, wurden wir schon erwartet. José war wieder da.

    Er machte einen erschöpften und angespannten Eindruck und wirkte seltsam in sich gekehrt. Ohne große Umschweife drückte er uns einen Stapel historischer Kleidung in die Hand und erklärte, dass der Einsatz morgen früh stattfinden würde. »Wir treffen uns um neun an der Siegessäule auf dem Trafalgar Square mit Mr Stephenson. Seid pünktlich.«
    »Wer ist Mr Stephenson?«, erkundigte ich mich.
    »Ein Ingenieur«, gab José zurück, knapp wie immer. Er sah nicht aus, als hätte er große Lust, uns Einzelheiten zu erzählen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, wollte Sebastiano wissen, als José Anstalten machte, ohne weitere Erklärung in sein Zimmer zu verschwinden. »War irgendwas Besonderes? Du siehst echt fertig aus.«
    »Ich bin fertig. Und deshalb brauche ich jetzt dringend Schlaf. Wir sehen uns morgen um neun bei Nelson’s Column.« Mit diesen Worten ließ José uns stehen.
    Am nächsten Morgen standen wir früh auf, gingen rasch frühstücken und zogen uns dann für die Zeitreise um. Die Sachen, die José uns gegeben hatte, stammten wieder aus dem Jahr 1813, genau wie die von unserem letzten Job. Allerdings war das Kleid, das ich während des Einsatzes bei Mr Turner getragen hatte, im Vergleich zu dem, das ich jetzt bekommen hatte, ein billiger Fummel gewesen.
    Diesmal hatte José für mich ein zartlila Empirekleid mit kleinen, bestickten Puffärmeln und einen leichten, taubenblauen Mantel mit langem Schulterkragen mitgebracht, beides unglaublich elegant – und um ein Vielfaches teurer als alles, was ich bisher für die Zeitreisen erhalten hatte. Vervollständigt wurde das Outfit durch ein mit Seidenblumen verziertes Hütchen, das mittels einer Schleife unterm Kinn befestigt wurde, sowie durch schmale Schnürstiefeletten aus traumhaft weichem Leder. José hatte sogar an Accessoires gedacht: einen coolen kleinen Beutel als Handtasche, der farblich auf die Seidenblumen des Hutes abgestimmt war, und einen Sonnenschirm mit Rüschen am Rand. Kleid, Mantel und Schuhe passten wie angegossen – José besaß eine Liste mit meinen genauen Körpermaßen. Nachdem ich zwei-, dreimal mit zu kurzen, zu engen, zu langen oder zu großen Klamotten in die Vergangenheit hatte reisen müssen, hatte ich für alle weiteren Einsätze auf maßgefertigter Bekleidung bestanden, so wie auch Sebastiano sie immer bekam.
    Ich drehte mich vorm Spiegel des Hotelzimmers hin und her und kam mir vor wie die Hauptfigur aus einem Jane-Austen-Roman. »Diesmal hat José aber wirklich Geschmack bewiesen«, sagte ich zu Sebastiano, der gerade aus dem Badezimmer kam.
    »Kann man wohl sagen«, stimmte Sebastiano zu. Er stellte sich neben mich, sodass ich ihn im Spiegel sehen konnte.
    Mir fiel die Kinnlade runter. »Wow!«
    Ich konnte meine Blicke nicht von seinem Spiegelbild lösen. Er trug eine eng anliegende helle Hose, die mit Gamaschen an den blank gebürsteten Schuhen befestigt war, und dazu eine Art Frack aus weichem tabakbraunem Stoff. Zwischen den Revers lugte ein Hemd mit hohem Kragen hervor, der von einem schneeweißen Halstuch zusammengehalten wurde.
    Sebastiano fegte ein unsichtbares Stäubchen von dem makellosen Stoff seines Ärmels, dann knöpfte er die Jacke zu und setzte sich einen waschechten, glänzend schwarzen Zylinder auf.
    »Wow«, sagte ich noch mal. »Wahnsinn. Du siehst original so aus wie Mr Darcy!«
    Er seufzte. »Was tut man nicht alles für diesen Job.«
    Wir checkten aus dem Hotel aus, bevor wir aufbrachen. Unsere Wertsachen hinterließen wir zur Aufbewahrung im Hotelsafe, und unser übriges Gepäck deponierten wir in einem Schließfach im Bahnhof. Von dort nahmen wir ein Taxi zum Trafalgar Square. Trotz der frühen Tageszeit herrschte dort bereits der übliche Rummel. Mit unseren historischen Kostümen fielen wir kaum auf, denn der große Platz war eine beliebte Kulisse für alle möglichen Schauspieler und Pantomimen. Ständig traf man auf irgendwen, der

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