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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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hat. Er bereitet sich darauf vor zu sprechen und fragt sich, wie es ist, wenn man einen anderen Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht.
    Die Tritte entfernen sich. Er vermutet, daß es sich um einen Beobachter handelt, denn wer sonst sollte in dem unterirdischen Labyrinth von Tunnels wohnen?
    Vorsichtig geht Erster ein paar Schritte weiter. Sein Gesichtsfeld vergrößert sich und schließt jetzt den grauen Korridor mit ein, der denjenigen kreuzt, auf dem er geht. Sein eigener Weg führt weiter, aber welchen Gang hat der Beobachter genommen? Selbst als er die Antwort weiß, ist er nicht sicher, ob er ihm folgen oder in der Gegenrichtung weitergehen soll – oder umkehren. Er geht nach rechts. Dieser Gang ist breiter als der andere, aber nicht heller. Er möchte sich nicht verlaufen, und mit jedem Schritt überlegt er sich, ob er umkehren soll. Er läßt die Wohnung immer weiter hinter sich – wofür? Es gibt keinen Grund weiterzugehen; er hat genug erreicht. Er ist in die Freiheit ausgebrochen, und jetzt kann er wieder zurückgehen und alles besser erforschen, wenn er sich besser vorbereitet hat. Aber er geht nicht zurück.
    Nach einiger Zeit – er hat keine weiteren Gänge mehr gefunden und niemanden mehr gehört – erreicht er einen Raum. Es ist ein riesiger Würfel mit mehreren in jede Wand eingelassenen Türen.
    Es ist fast so, als hätte er ihn erwartet. Er öffnet die nächste Tür und tritt ein.
    Hinter jeder Tür ist eine Wohnung, die seiner eigenen sehr ähnlich ist, nur kleiner. Jede ist unbeleuchtet und mit Schutthaufen übersät, die er ohne Schwierigkeiten erkennt – Möbel, Metallstücke, Stapel von vergessenen Büchern, riesige Aluminiumfässer, Kisten voller…? Er durchsucht verschiedene Wohnungen und wundert sich nie über das, was er findet, weil ihm endlich eingefallen ist, weshalb er hergekommen ist.
    Schreib es auf.
    Er findet das, was er sucht, in einer Schublade: ein kleines Notizbuch mit einem Stift. Er weiß, daß die Möbel hier aus der Zeit stammen, als diese Wohnungen noch bewohnt waren, aber fast alles andere ist weggeworfen worden, um es den Leuten an der Oberfläche nicht in die Hände fallen zu lassen. Er lehnt sich gegen die Reste eines Kühlschranks und überlegt sich, was er jetzt machen soll. Er muß nicht lange überlegen.
    Er geht auf dem gleichen Weg zurück, auf dem er gekommen ist. Der Rückweg scheint viel länger zu sein. Kurz nach der Biegung des Tunnels, der zu seiner Wohnung führt, kommt er an einer riesigen Stahltür vorbei, die offensteht. Er kann sich nicht daran erinnern, sie vorher schon einmal gesehen zu haben. Er bleibt stehen und untersucht das massive Metallrechteck. Es wird ihm klar, daß es nicht dazu dient, eine andere Passage zu blockieren. Es ist vielmehr eine offene Tür – eine Tür, die den Tunnel versiegelt, der zu seiner Wohnung führt. Er geht weiter.
    Endlich sieht er das Licht aus seinen eigenen Räumen, das aus der Öffnung leuchtet, die die hochgezogene Wand hinterläßt. Er zögert und denkt an das kleine Notizbuch in seiner Hand. Weiß M ASCHINE darüber Bescheid? Und wenn nicht, wie kann er es hineinschaffen, ohne daß sie es merkt? Er hat nicht vor, die Kleider, die er trägt, anzulassen. Wenn er etwas schreiben will, dann muß er es jetzt machen – bevor er wieder bei M ASCHINE ist.
    Er schlägt das Buch auf, zieht den Stift heraus und hält ihn über die erste Seite. Er kann schreiben; das wird nicht von seinem treulosen Gedächtnis kontrolliert; das ist eine Fähigkeit, die M ASCHINE ihm nicht nehmen kann. Er schaut angestrengt durch die dicken Linsen der Brille und bildet die ersten Worte.
    Du bist gerade von einem Besuch jenseits dieser Räume zurückgekommen, beginnt er, einem Besuch, bei dem du in den Besitz dieses Buches gelangt bist.
    Er schreibt schnell und kurz, läßt seine Kleider zu Boden fallen, versteckt das Notizbuch in seiner Handfläche und eilt hinein, sobald er damit fertig ist.
     
     
    Sonya wußte nicht, ob sie sich freuen sollte; vielleicht war sie nur erleichtert. Wegen des finsteren Gesichtsausdrucks der anderen Beobachter in ihrer Gruppe wußte sie aber, daß sie ihre Gefühle für sich behalten mußte – wie immer.
    Resnais war tot; ihr Mann war am Leben.
    Sie war schließlich zu ihrem Entschluß – oder vielmehr Nicht-Entschluß – gekommen und hatte nichts davon gesagt, daß David für den Ersten nach oben gehen mußte. Sie hatte angefangen, sich Gedanken zu machen, als sie hörte, daß er

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