Zeitfinsternis
wahrscheinlich ein Elefant, zwischen dem Ritter und seinen Verfolgern aufgetaucht war und die letzteren verjagt hatte – und noch ein paar weitere Mosaikstückchen.
Eigentlich war es merkwürdig, wie es den Beobachtern gelang, von Angels Position so genau zu bestimmen, wenn sie keine Ahnung hatten, wo das Mädchen war. Der Saarländer mußte sich ausgerechnet haben, daß sie sich in Flandern aufhielt, was erklären würde, warum die dort unten ihren Standpunkt zur Zeit nicht genau bestimmen konnten. Warum aber wurde ihr Weg durch Lothringen nicht verfolgt? Vielleicht war dies aber doch geschehen, und aus irgendeinem Grund sagte man mir davon nichts. Vielleicht gab es sie aber auch gar nicht, hatte sie nie gegeben, und alles war nur eine Strategie des Ersten, um mich nach Flandern zu bringen. Es schien immer wieder darauf hinauszulaufen: Es war für mich arrangiert, und ich war nicht dazu ausgesucht worden, diese oder jene Aufgabe für den Ersten zu erledigen.
Der Elefant: Hatte der Erste ihn hergeschickt, um die Lothringer wegzuscheuchen, damit von Angel seine Reise fortsetzen und ich ihm folgen konnte, wie er dem Mädchen folgte? Da stimmte etwas nicht, aber ich kam nicht darauf, worum es sich handelte. Ich hatte keine Anweisung, dem Ritter zu folgen. Was also erwartete man von mir? Vielleicht das, worauf ich programmiert war. Vielleicht dachte ich nur, ich würde aus eigenem freien Willen handeln.
Sollte ich es versuchen und mich mit dem Ersten in Verbindung setzen, um ihn zu fragen, ob ich mich nach Flandern aufmachen sollte? Oder erwartete man, daß ich entlarvt würde? Der Erste mußte bereits wissen, wohin von Angel ritt und wohin ich ihm folgen mußte. Der Erste wußte es immer. Alles.
Ich konnte mich den Rebellen anschließen. Das hatte zweifellos Vorteile. Was aber war, wenn der Zorn des Ersten sich über sie ergießen würde?
Und trotzdem hatte ich jetzt zwei Pistolen; in bester Tradition für jede Hand eine, falls es zum letzten Duell kommen sollte.
Guy wußte sicher, daß er Flandern erreicht hatte, als ein Pfeil durch die Luft zischte und ein paar Schritte vor ihm auf der Straße aufschlug; der Effekt wurde jedoch dadurch verdorben, daß er sich beim Aufprall spaltete und nicht steckenblieb. Er fiel kraftlos auf die Erde. Der Ritter verstand jedoch den Hinweis und brachte Gilbert zum Halten. Er wußte genau, daß sein Roß nicht schneller als ein Pfeil war – und selbst wenn ihm die Flucht gelingen sollte, hätte er damit nichts gewonnen, da er ja wieder zurückkommen mußte.
Der Bogenschütze kam hinter einem Baum hervor und ging auf ihn zu. Er hatte bereits einen neuen Pfeil eingelegt. Der Saarländer wußte nicht, was er erwartet hatte, aber der Mann sah auch nicht anders aus als irgend jemand sonst. Er schien nur ein gewöhnlicher Soldat zu sein, obwohl sein einziges Uniformstück ein dunkelgrüner Übermantel war.
Sir Guy befeuchtete seine Lippen. „Warum habt Ihr das getan?“ fragte er aggressiv. Er starrte hinter den Mann, um zu sehen, ob es noch mehr Wachen gab.
Der Mann blieb stehen und runzelte die Stirn. „Hier kommt Ihr nicht durch“, sagte er.
„Warum nicht?“ sagte der Reiter in genau demselben Tonfall.
„Der Zutritt ist hier verboten. Ihr betretet unbefugt flämisches Hoheitsgebiet.“
„Ich bin nicht unbefugt“, sagte Sir Guy. „Ich habe einen Auftrag…“
Der Soldat biß sich auf die Lippe.
„Ich werde erwartet, und Ihr dürft mich nicht aufhalten.“
„Ich darf nicht?“ Der Bogenschütze neigte seinen Kopf zur Seite, als lauschte er nach etwas, aber der eingelegte Pfeil zielte noch immer auf die ungeschützte Brust des anderen.
„Nein“, betonte der Ritter noch einmal. „Es sei denn, Ihr wollt den Zorn eurer Zauberer auf Euch ziehen.“ Fast hätte er ,König’ gesagt, hielt sich aber gerade noch im letzten Augenblick zurück. Er hatte nie gehört, daß ein flämischer Monarch erwähnt worden wäre, aber er wußte von Dutzenden von Zauberern, die dort wohnten – und die gefürchteter waren als ein simpler König. „Ihr habt doch sicher den Befehl, mich einzulassen.“
Der Soldat schüttelte den Kopf. „Hab’ ich nicht.“
Sir Guy seufzte laut. „Laßt mich vorbei, und wir vergessen diesen Zwischenfall. Aber wenn nicht…“ Er zuckte die Achseln.
Der Grenzwächter schien aber noch immer nicht überzeugt.
„Hört zu: Habt Ihr Anweisung, Leute draußen zu halten – oder drinnen?“
Der Saarländer dachte, daß dieses Argument die Sache
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