Zeitfinsternis
Wenn er sich an seinen nächsten Sprung nach vorn erinnern könnte, wüßte er Bescheid. Er kann es aber nicht. Er fragt aber auch M ASCHINE nicht. Dazu besteht keine Notwendigkeit; und selbst wenn er fragen sollte, würde er wahrscheinlich doch nichts von dem glauben, was er zur Antwort erhielt.
Er versucht, seine Gedanken bis zu ihrer Ankunft mit anderen Dingen zu beschäftigen; aber sie kehren immer wieder zu ihr zurück.
Gedanken darüber, was ihm M ASCHINE über die Suchaktion der Beobachter gesagt hat: so gut wie nichts, aber wieder hat er nicht nach weiteren Informationen gefragt. Gedanken an die Androiden und an die Tiernachbildungen an der Oberfläche. Er hofft, daß sie die Frau nicht verletzen, aber er weiß – wenn er M ASCHINE vertrauen kann –, daß sie das nicht können.
Er muß ziemlich weit in der Zukunft gewesen sein, denn es scheint, als habe er jedesmal, wenn er zurückkam, zu M ASCHINE gesagt: „Nichts zu berichten.“ Nichts… wenn soviel geschieht? Gestern hat er gefragt und sich die Antwort aufgeschrieben. Es war ein Zeitsprung von sieben oder acht Tagen gewesen, und nun ist die Grenze nach vorne nur noch zwei Tage entfernt. Bald muß er darüber hinausgehen und M ASCHINE neue Angaben zurückbringen. Nach diesem Zeitsprung wäre er in der Lage, M ASCHINE all das zu berichten, was sich in dieser Zeitspanne abgespielt hatte. Jedesmal, wenn sie gesagt hat: „Ich verfüge noch nicht über diese Information“, hat sie gelogen, denn die Ereignisse geschahen in dieser Zeit. Warum aber lügt sie ihn an? Er weiß es nicht. Und wenn sie in so kleinen Dingen schon die Unwahrheit sagt, wie kann er ihr dann bei wichtigeren glauben? Was die Frau angeht, zum Beispiel.
Aber sie kommt tatsächlich, und er glaubt es.
„Die Person, nach der du verlangt hast, ist da“, sagt M ASCHINE .
„Hier? Unten?“
„Hier draußen. Zehn Meter entfernt.“
M ASCHINE muß das arrangiert haben, aber er möchte wissen, wie sie hier heruntergekommen ist, möchte nach dem Beobachter fragen, der sie hergebracht hat, möchte so viele Dinge fragen. M ASCHINE aber ist nicht diejenige, die er fragen kann.
„Dann laß sie herein“, sagte er, und die Wand gleitet nach oben, und sie kommt in seine Wohnung.
Jetzt sind sie zu dritt.
Wahrscheinlich müßte ich jetzt sagen: Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben, den Abhang hinaufzukommen und den Fahrstuhlschacht zu erreichen. Ich weiß es aber. Wir schafften es. Das Mädchen und ich erreichten den Gipfel unverletzt.
Von Angels Pferd wurde getroffen, und er flog herunter. Er war hinter uns, und ich konnte nichts machen. Sie waren zu nahe, und ich mußte das Mädchen zum Ersten bringen.
Dann begannen die Bäume, Flammen zu spucken. Das Feuer war an uns vorbei auf die Renegaten gerichtet.
Den Hang hoch und zwischen die Bäume, vom Pferd herunter, und da standen ein paar Männer und warteten auf uns. Beobachter. Einige schossen mit Pistolen, während drei weitere eine uralte Waffe aufrichteten, die Projektile schleuderte. Noch ein weiterer kam auf mich zu und sagte: „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
Ich konnte nur nicken, denn meine Lungen schnappten nach Luft. „Danke“, brachte ich heraus, während er von mir zu dem Mädchen sah.
„Wir haben Ihren Ruf erhalten und dachten, es sei besser nachzuschauen, ob Sie Hilfe brauchen.“
Ich hatte sie angerufen, um herauszufinden, wo der nächste Schacht war, und hatte erwähnt, daß Verfolger dicht hinter uns waren.
„Hat Erster Sie geschickt?“ fragte ich.
Der Mann gab mir keine Antwort. Dann fing die alte Waffe an zu schießen. Ein Maschinengewehr.
„Was ist mit ihm?“ fragte der Beobachter, als ich auf die Öffnung zuging. Er deutete mit dem Kopf den Abhang hinunter dorthin, wo von Angel lag.
Ich schüttelte den Kopf. „Von der Oberfläche.“
„Na und? Wir haben auch Ihnen nur geholfen, weil man hinter Ihnen her war.“ Er gestikulierte wütend mit seinem Arm. „Ich habe keine Ahnung, wer Sie im einzelnen sind, und es ist mir auch egal.“
„Er ist wahrscheinlich tot“, sagte ich zu meiner Verteidigung.
Der Mann ging auf die Maschinengewehrschützen zu. „Wartet hier“, sagte ich zu dem Mädchen. Ich sah sie dabei nicht an. Ich brauchte es auch nicht.
Der Beobachter hatte ein Fernglas und starrte hindurch. „Feuer einstellen“, befahl er.
Ich konnte von Angel erkennen, dessen ausgestreckter Körper neben seinem toten Pferd lag. Dahinter hatten sich die flämischen Reiter außer
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