Zeitfinsternis
Gilbert wieder und setzte seine Reise fort.
Erst dann mußte er sich heftig übergeben.
Das ist neu, er weiß es sicher; eine ganze Reihe von merkwürdigen und oft unangenehmen Gefühlen. Er geht den dunklen Gang entlang und setzt sich automatisch die Brille auf, die bei den Kleidern gelegen hat. Immer weiter und weiter führt der Weg, windet sich und wird enger. M ASCHINE hat ihn bisher noch nie herausgelassen – wollte er aber früher schon einmal weg?
Da müssen noch andere ganz in der Nähe sein. Jemand hat die Kleider dagelassen, wenn sie M ASCHINE nicht schon vor Tagen vorbereitet hat. Auch sein Essen kommt von irgendwoher, aber nicht aus der gleichen Wand, die sich gehoben hat. Gibt es noch einen Gang? Eine ganze Menge davon? Wohin führt dieser hier?
Angst vor dem Unbekannten: Aber was hat der Erste Wächter zu fürchten?
Wo sind sie alle?
Warum ist der Tunnel so dunkel?
Wissen die Beobachter, daß er kommt?
Er überlegt sich, ob er wieder zurückgehen soll – vielleicht macht er das ja. M ASCHINE hat ihn herausgelassen, weil er nichts erreichen wird. Oder sollte er versuchen zu entkommen? Wohin aber sollte er entkommen – und wem oder was würde er entkommen? Der Erste Wächter hat keinen Grund dafür wegzulaufen. Er ist es, der den anderen Wächtern und den Beobachtern die Befehle erteilt, und durch sie hat er die Welt unter Kontrolle. Die Logik sagt ihm, daß er nichts zu befürchten hat; aber um ihn herum ist alles schwarz, und in seiner Wohnung brennt immer Licht.
Erster geht weiter, bis er vor sich Geräusche bemerkt: Fußtritte. Jemand bewegt sich schnell und kümmert sich nicht um das Geräusch, das sie erzeugen. Und warum sollte derjenige, wer es auch immer sein mag, sich leise bewegen? Anders als Erster gehört er/sie/es wahrscheinlich hierher. Erster bleibt stehen. Sollte er versuchen zu fliehen? Er weiß, daß er zu schwach ist, um weit zu kommen. Er ist untrainiert, und schon von der Anstrengung, ein paar Meter oder ein bißchen mehr an einem Stück zu Fuß zu gehen, ist er müde. Mit offenem Mund saugt er gierig die abgestandene Luft in die Lungen. Er wartet und ist zuversichtlich, daß M ASCHINE ihn nicht herausgelassen hat, damit er sich verletzt. Plötzlich kommt ihm die Idee, daß es vielleicht ganz genau das ist, was M ASCHINE will. Er weiß aber, daß sie von ihm genauso abhängig ist wie er von ihr; ihre Beziehung ist symbiotisch.
Vielleicht eine Sekunde ist verstrichen, seit er die Person, die auf ihn zukommt, zum ersten Mal gehört hat. Er bereitet sich darauf vor zu sprechen und fragt sich, wie es ist, wenn man einen anderen Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht.
Die Tritte entfernen sich. Er vermutet, daß es sich um einen Beobachter handelt, denn wer sonst sollte in dem unterirdischen Labyrinth von Tunnels wohnen?
Vorsichtig geht Erster ein paar Schritte weiter. Sein Gesichtsfeld vergrößert sich und schließt jetzt den grauen Korridor mit ein, der denjenigen kreuzt, auf dem er geht. Sein eigener Weg führt weiter, aber welchen Gang hat der Beobachter genommen? Selbst als er die Antwort weiß, ist er nicht sicher, ob er ihm folgen oder in der Gegenrichtung weitergehen soll – oder umkehren. Er geht nach rechts. Dieser Gang ist breiter als der andere, aber nicht heller. Er möchte sich nicht verlaufen, und mit jedem Schritt überlegt er sich, ob er umkehren soll. Er läßt die Wohnung immer weiter hinter sich – wofür? Es gibt keinen Grund weiterzugehen; er hat genug erreicht. Er ist in die Freiheit ausgebrochen, und jetzt kann er wieder zurückgehen und alles besser erforschen, wenn er sich besser vorbereitet hat. Aber er geht nicht zurück.
Nach einiger Zeit – er hat keine weiteren Gänge mehr gefunden und niemanden mehr gehört – erreicht er einen Raum. Es ist ein
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