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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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Gil­bert wie­der und setz­te sei­ne Rei­se fort.
    Erst dann muß­te er sich hef­tig über­ge­ben.
     
     
    Das ist neu, er weiß es si­cher; ei­ne gan­ze Rei­he von merk­wür­di­gen und oft un­an­ge­neh­men Ge­füh­len. Er geht den dunklen Gang ent­lang und setzt sich au­to­ma­tisch die Bril­le auf, die bei den Klei­dern ge­le­gen hat. Im­mer wei­ter und wei­ter führt der Weg, win­det sich und wird en­ger. M ASCHI­NE hat ihn bis­her noch nie her­aus­ge­las­sen – woll­te er aber frü­her schon ein­mal weg?
    Da müs­sen noch an­de­re ganz in der Nä­he sein. Je­mand hat die Klei­der da­ge­las­sen, wenn sie M ASCHI­NE nicht schon vor Ta­gen vor­be­rei­tet hat. Auch sein Es­sen kommt von ir­gend­wo­her, aber nicht aus der glei­chen Wand, die sich ge­ho­ben hat. Gibt es noch einen Gang? Ei­ne gan­ze Men­ge da­von? Wo­hin führt die­ser hier?
    Angst vor dem Un­be­kann­ten: Aber was hat der Ers­te Wäch­ter zu fürch­ten?
    Wo sind sie al­le?
    Warum ist der Tun­nel so dun­kel?
    Wis­sen die Be­ob­ach­ter, daß er kommt?
    Er über­legt sich, ob er wie­der zu­rück­ge­hen soll – viel­leicht macht er das ja. M ASCHI­NE hat ihn her­aus­ge­las­sen, weil er nichts er­rei­chen wird. Oder soll­te er ver­su­chen zu ent­kom­men? Wo­hin aber soll­te er ent­kom­men – und wem oder was wür­de er ent­kom­men? Der Ers­te Wäch­ter hat kei­nen Grund da­für weg­zu­lau­fen. Er ist es, der den an­de­ren Wäch­tern und den Be­ob­ach­tern die Be­feh­le er­teilt, und durch sie hat er die Welt un­ter Kon­trol­le. Die Lo­gik sagt ihm, daß er nichts zu be­fürch­ten hat; aber um ihn her­um ist al­les schwarz, und in sei­ner Woh­nung brennt im­mer Licht.
    Ers­ter geht wei­ter, bis er vor sich Ge­räusche be­merkt: Fuß­trit­te. Je­mand be­wegt sich schnell und küm­mert sich nicht um das Ge­räusch, das sie er­zeu­gen. Und warum soll­te der­je­ni­ge, wer es auch im­mer sein mag, sich lei­se be­we­gen? An­ders als Ers­ter ge­hört er/sie/es wahr­schein­lich hier­her. Ers­ter bleibt ste­hen. Soll­te er ver­su­chen zu flie­hen? Er weiß, daß er zu schwach ist, um weit zu kom­men. Er ist un­trai­niert, und schon von der An­stren­gung, ein paar Me­ter oder ein biß­chen mehr an ei­nem Stück zu Fuß zu ge­hen, ist er mü­de. Mit of­fe­nem Mund saugt er gie­rig die ab­ge­stan­de­ne Luft in die Lun­gen. Er war­tet und ist zu­ver­sicht­lich, daß M ASCHI­NE ihn nicht her­aus­ge­las­sen hat, da­mit er sich ver­letzt. Plötz­lich kommt ihm die Idee, daß es viel­leicht ganz ge­nau das ist, was M ASCHI­NE will. Er weiß aber, daß sie von ihm ge­nau­so ab­hän­gig ist wie er von ihr; ih­re Be­zie­hung ist sym­bio­tisch.
    Viel­leicht ei­ne Se­kun­de ist ver­stri­chen, seit er die Per­son, die auf ihn zu­kommt, zum ers­ten Mal ge­hört hat. Er be­rei­tet sich dar­auf vor zu spre­chen und fragt sich, wie es ist, wenn man einen an­de­ren Men­schen von An­ge­sicht zu An­ge­sicht ge­gen­über­steht.
    Die Trit­te ent­fer­nen sich. Er ver­mu­tet, daß es sich um einen Be­ob­ach­ter han­delt, denn wer sonst soll­te in dem un­ter­ir­di­schen La­by­rinth von Tun­nels woh­nen?
    Vor­sich­tig geht Ers­ter ein paar Schrit­te wei­ter. Sein Ge­sichts­feld ver­grö­ßert sich und schließt jetzt den grau­en Kor­ri­dor mit ein, der den­je­ni­gen kreuzt, auf dem er geht. Sein ei­ge­ner Weg führt wei­ter, aber wel­chen Gang hat der Be­ob­ach­ter ge­nom­men? Selbst als er die Ant­wort weiß, ist er nicht si­cher, ob er ihm fol­gen oder in der Ge­gen­rich­tung wei­ter­ge­hen soll – oder um­keh­ren. Er geht nach rechts. Die­ser Gang ist brei­ter als der an­de­re, aber nicht hel­ler. Er möch­te sich nicht ver­lau­fen, und mit je­dem Schritt über­legt er sich, ob er um­keh­ren soll. Er läßt die Woh­nung im­mer wei­ter hin­ter sich – wo­für? Es gibt kei­nen Grund wei­ter­zu­ge­hen; er hat ge­nug er­reicht. Er ist in die Frei­heit aus­ge­bro­chen, und jetzt kann er wie­der zu­rück­ge­hen und al­les bes­ser er­for­schen, wenn er sich bes­ser vor­be­rei­tet hat. Aber er geht nicht zu­rück.
    Nach ei­ni­ger Zeit – er hat kei­ne wei­te­ren Gän­ge mehr ge­fun­den und nie­man­den mehr ge­hört – er­reicht er einen Raum. Es ist ein

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