Zeitfinsternis
zu machen brauchen, Pferde zu verwenden. Ich hatte schon eine recht lange Zeit in Sätteln der einen oder anderen Art zugebracht – oder gab es nur eine Art: den Hinternquäler? Ich hatte reichlich Proviant und viel Zeit, denn es waren nicht mehr als zwanzig Kilometer bis zu der Stelle, an der Guy von Angel das letzte Mal gesehen worden war.
Offensichtlich waren fünf Reiter kurz nach ihm in die gleiche Richtung geritten, aber dann in den frühen Stunden des Abends zurückgekehrt.
Seine Position würde ich später überprüfen. Ich mußte herausfinden, ob er noch am Leben war – denn wahrscheinlich hatten ihn diese Reiter verfolgt, weil er ihren Kameraden umgebracht hatte – oder ob ich das Mädchen selbst würde suchen müssen.
Später:
Ich rief an, um herauszubekommen, wo er war, und wurde mit verschiedenen nützlichen nutzlosen Informationen bombardiert: daß von Angel nach Nordosten in Richtung Flandern ritt; daß der Mann, den er getötet hatte, der gleiche gewesen war, der das Mädchen, hinter dem ich her war, nach Verdun gebracht hatte; daß ein Tier, wahrscheinlich ein Elefant, zwischen dem Ritter und seinen Verfolgern aufgetaucht war und die letzteren verjagt hatte – und noch ein paar weitere Mosaikstückchen.
Eigentlich war es merkwürdig, wie es den Beobachtern gelang, von Angels Position so genau zu bestimmen, wenn sie keine Ahnung hatten, wo das Mädchen war. Der Saarländer mußte sich ausgerechnet haben, daß sie sich in Flandern aufhielt, was erklären würde, warum die dort unten ihren Standpunkt zur Zeit nicht genau bestimmen konnten. Warum aber wurde ihr Weg durch Lothringen nicht verfolgt? Vielleicht war dies aber doch geschehen, und aus irgendeinem Grund sagte man mir davon nichts. Vielleicht gab es sie aber auch gar nicht, hatte sie nie gegeben, und alles war nur eine Strategie des Ersten, um mich nach Flandern zu bringen. Es schien immer wieder darauf hinauszulaufen: Es war für mich arrangiert, und ich war nicht dazu ausgesucht worden, diese oder jene Aufgabe für den Ersten zu erledigen.
Der Elefant: Hatte der Erste ihn hergeschickt, um die Lothringer wegzuscheuchen, damit von Angel seine Reise fortsetzen und ich ihm folgen konnte, wie er dem Mädchen folgte? Da stimmte etwas nicht, aber ich kam nicht darauf, worum es sich handelte. Ich hatte keine Anweisung, dem Ritter zu folgen. Was also erwartete man von mir? Vielleicht das, worauf ich programmiert war. Vielleicht dachte ich nur, ich würde aus eigenem freien Willen handeln.
Sollte ich es versuchen und mich mit dem Ersten in Verbindung setzen, um ihn zu fragen, ob ich mich nach Flandern aufmachen sollte? Oder erwartete man, daß ich entlarvt würde? Der Erste mußte bereits wissen, wohin von Angel ritt und wohin ich ihm folgen mußte. Der Erste wußte es immer. Alles.
Ich konnte mich den Rebellen anschließen. Das hatte zweifellos Vorteile. Was aber war, wenn der Zorn des Ersten sich über sie ergießen würde?
Und trotzdem hatte ich jetzt zwei Pistolen; in bester Tradition für jede Hand eine, falls es zum letzten Duell kommen sollte.
Guy wußte sicher, daß er Flandern erreicht hatte, als ein Pfeil durch die Luft zischte und ein paar Schritte vor ihm auf der Straße aufschlug; der Effekt wurde jedoch dadurch verdorben, daß er sich beim Aufprall spaltete und nicht steckenblieb. Er fiel kraftlos auf die Erde. Der Ritter verstand jedoch den Hinweis und brachte Gilbert zum Halten. Er wußte genau, daß sein Roß nicht schneller als ein Pfeil war – und selbst wenn ihm die Flucht gelingen sollte, hätte er damit nichts gewonnen, da er ja wieder zurückkommen mußte.
Der Bogenschütze kam hinter einem Baum hervor und ging auf ihn zu. Er hatte bereits einen neuen Pfeil eingelegt. Der
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