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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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komplett ausrotten willst, musst du schon jedes Mitglied einzeln eliminieren.« Er sah mich erbittert an.
    »Aber hat denn noch nie jemand versucht, die Sekte zu unterwandern?«, fragte ich verärgert. »Es gibt doch noch ein paar Vampire mehr, die so leben wie wir. Ich kenne zwar bislang nur dich und Maddy, aber du hast mir selbst erzählt, dass du einige kennst.«
    »Unterwandern!« Giles schnaubte verächtlich aus. »Wie stellst du dir das vor? Weißt du, wie gefährlich so ein Unterfangen ist? Selbst wenn wir uns mit anderen Vampiren verbünden würden: Die Sybarites kennen schließlich jeden, der sich ihnen bereits einmal widersetzt hat, und würden jegliche Aktion in der Richtung schon im Keim ersticken. Das Einzige, was es uns allen einbringen würde, wäre der Tod!«
    »Das heißt, du würdest es nicht einmal versuchen wollen?«, fragte ich wütend und enttäuscht.
    »Mach dich nicht lächerlich!«, versetzte Giles aufgebracht. »So ein Vorhaben wäre völlig sinnlos. Außerdem weißt du genau, dass die meisten von uns eher Einzelgänger sind.«
    »Nein, das wusste ich nicht«, erwiderte ich kühl. »Schließlich verbringen zum Beispiel wir beide schon ein kleine Weile unserer Zeit gemeinsam. Und nach alldem, was wir bisher erlebt haben, hätte ich vor allem nicht gedacht, dass du feige bist und dein persönliches Wohlbefinden in den Vordergrund stellst.«
    Giles’ Gesichtszüge verhärteten sich. »So siehst du das?«, fragte er eisig.
    »So stellst du dich mir zumindest gerade dar«, antwortete ich reserviert.
    »Wenn du dieses Bild von mir hast, frage ich mich, wie du dann überhaupt meine Gesellschaft erträgst«, entgegnete er sarkastisch, »das müsste doch deinen Prinzipien komplett zuwiderlaufen.«
    »Stimmt. Vielleicht sollten wir dann erst einmal getrennte Wege gehen«, gab ich erbost zurück.
    »Wenn du das für die beste Lösung hältst.« Er sah mich ausdruckslos an.
    Ich nickte stumm.
     
    So spektakulär es gewesen war, als Giles und ich uns bei dem Großen Brand von London wiedergetroffen hatten, so unspektakulär war nun unsere Trennung. Ich hatte recht schnell meine ganze Habe zusammengepackt und mir eine Mietkutsche nach London bestellt. Giles hatte sich nicht mehr blicken lassen und so waren wir ohne ein Wort des Abschieds auseinandergegangen.
    Ich sah mit leerem Blick aus dem Fenster der Kutsche, die mich zurück nach London brachte. Irgendetwas in mir war zerbrochen. Mir wurde bewusst, dass ich den Mann, den ich zu lieben glaubte, nicht wirklich kannte. Ich hatte ihn immer für selbstlos und mutig gehalten, aber offenbar reichte sein Mut nur für die Erfüllung seiner persönlichen Wünsche und Ziele.
    In London war der Wiederaufbau der City schon ein gutes Stück vorangeschritten, doch ich hatte keinen Blick dafür übrig. Aus Zweckmäßigkeit hatte ich wieder meine Identität als »Gerald Galveston« angenommen und mietete unter diesem Namen eine Zimmerflucht in einer Pension in Southwark am Südufer der Themse. Ich wusste noch nicht, was ich als Nächstes tun sollte, daher beschloss ich, am Abend erst einmal in Richmond Park jagen zu gehen, um den Kopf ein wenig frei zu bekommen.
    Fast jeder Baum in Richmond Park erinnerte mich an Giles und das half nicht gerade, meinen Schmerz zu verdrängen. Mir wurde klar, dass London zurzeit kein geeigneter Aufenthaltsort für mich war.
    Nun hatte ich ja bereits einmal überlegt, auf Reisen zu gehen, bevor damals in London die Pest ausgebrochen war. Vielleicht sollte ich diesen Plan jetzt in die Tat umsetzen. Vielleicht sollte ich wie Maddy in unsere Kolonien in Nordamerika reisen. Es war zwar ein tollkühner Plan, da unser Kolonialgebiet dort riesig war und inzwischen schon mehrere Territorien umfasste, aber ich könnte versuchen, mich auf die Suche nach Maddy zu machen.
    Es war natürlich gut möglich, dass solch eine Suche eine halbe Ewigkeit dauern konnte, aber andererseits war meine Zeit ja schließlich nicht begrenzt. Und es war mir nur recht, wenn ich mich für längere Zeit mit etwas beschäftigen konnte, das mich von der Erinnerung an Giles ablenkte.
    Bereits am nächsten Morgen packte ich erneut meine Sachen und mietete eine Kutsche nach Bristol. Vom dortigen Hafen legten die großen Segelschiffe nach Nordamerika ab.
     

Suchend
     
    Ich mietete mich in Bristol in einer kleinen Pension in Hafennähe ein. Verglichen mit dem kleinen Binnenhafen in London war der Seehafen Bristols riesig. Große Kriegsschiffe und Fregatten legten hier

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