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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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sei jedoch immer das schwarze Schaf seiner Familie gewesen, von jeher mehr an den Frauen und an dem Glücksspiel als an dem Erhalt seiner Ländereien interessiert. Und so kam es, dass er nach dem Tod seiner Eltern nahezu seinen ganzen Besitz verspielt hatte. Daraufhin hatte Alexandres Vater das Land aufgekauft und dem Marquis auf dem kleinen Grundstück ein lebenslanges Besitz- und Wohnrecht für ihn und seine Nachkommen zugesichert, sofern er sich daran hielt, dem Glücksspiel abzuschwören und eine Familie zu gründen.
    »Alexandres Vater tat dies aufgrund der langjährigen Freundschaft unserer Familien«, erzählte Larchant gerührt, »und ich erkannte, dass dies meine letzte Chance war, ein anständiges Leben zu führen. Es fiel mir gar nicht schwer, mit dem Spielen aufzuhören und bald darauf traf ich auch auf eine junge Frau, die mir das unfassbare Glück zuteilwerden ließ, meine Gemahlin werden zu wollen. Wir heirateten und ich konnte mein Glück gar nicht fassen, dass dieses bezaubernde Geschöpf tatsächlich mir lasterhaftem Kerl ihre Gunst schenken wollte. Leider wurde sie bald darauf krank und starb, noch ehe sie mir einen Erben schenken konnte. Ich habe nie wieder geheiratet. Sie war meine große Liebe gewesen, wie hätte ich mich da nach ihr einer anderen zuwenden können?«
    Maddy und ich nickten verständnisvoll.
    »Deshalb habe ich also keine Nachkommen«, fuhr der Marquis fort, »und so wird nach meinem Tod mein Titel verfallen und dieses Grundstück in den Besitz Fontainebleaus übergehen. Meine Existenz ist Pierre-Antoine schon lange ein Dorn im Auge, daher kann er mein baldiges Ableben gar nicht abwarten.«
    Maddy schnaubte nur empört. »Pierre-Antoine nimmt sich eindeutig zu viel heraus!«
    Der Marquis lächelte nur leise und bald darauf verabschiedeten wir uns von ihm mit dem Versprechen, ihn beizeiten wieder zu besuchen.
     
    Wir blieben noch ein paar weitere Monate in Fontainebleau, da Maddy Pierre-Antoine noch eine Zeitlang bei seinen Obliegenheiten auf die Finger schauen wollte. Da Alexandre sie in seinem Testament gebeten hatte, dafür zu sorgen, dass die Geschäfte in Fontainebleau in seinem Sinne geführt wurden, betrachtete sie dies als notwendige Maßnahme, ihm seinen letzten Willen zu erfüllen.
    Ich nutzte die Zeit, die umliegende Landschaft zu erkunden, deren urwüchsige Schönheit mich immer wieder erfreute, und Jean-Marcs Hauslehrer bei dessen Unterricht zu unterstützen. Schon in Neufrankreich hatte ich festgestellt, dass Jean-Marc annähernd genauso lerneifrig war, wie ich seinerzeit, und aufgrund seiner schnellen Auffassungsgabe rasante Fortschritte machte. Inzwischen beherrschte er bereits die höhere Mathematik, sprach fast fließend Englisch und zeigte sich auch in den Fächern Geschichte und Geographie recht wissbegierig. Die Werke in der umfassenden Bibliothek auf Gut Fontainebleau verschlang er geradezu.
    Ich besuchte auch immer wieder den Marquis de Larchant. Tat ich es anfänglich aus einem gewissen Mitgefühl heraus, so genoss ich doch schon bald diese Besuche, da der Marquis ein amüsanter Gesellschafter war. Weil er jedoch mindestens ebenso gut zuhören wie erzählen konnte, musste ich höllisch aufpassen, ihm nicht allzu viel von meinem inzwischen schon recht lange währendem Leben zu berichten.
     
    Eines Tages erwartete mich Larchant in seinem Salon in feierlicher Stimmung. Ein wenig erstaunt registrierte ich, dass der Raum fast vollständig von seinem Staub befreit war, so dass man ahnen konnte, in welchem Glanz er einst wohl erstrahlt war. Auch der Marquis selbst hatte sich mit seiner Garderobe ganz offensichtlich mehr Mühe denn je gegeben und lächelte mich erwartungsvoll an, als ich eintrat.
    »Schön, dass Ihr da seid, Ma Chère! Setzt Euch doch! Ich habe Euch einen Vorschlag zu unterbreiten.«
    Ich setzte mich mit einem fragenden Lächeln und der Marquis kam direkt zur Sache. »Sowohl Ihr als auch Eure liebe Freundin Madeleine habt mich nun schon so oft mit Euren Besuchen beehrt. Und ich kam bei den Gesprächen, die wir führten, nicht umhin, zu bemerken, dass unser guter Pierre-Antoine de Fontainebleau Euer Herz allem Anschein nach mit ebenso wenig Sympathie erfüllt wie meines.«
    Ich nickte schmunzelnd und fragte mich, worauf er hinaus wollte.
    »Darum habe ich mir überlegt, ob Ihr eventuell Freude daran finden könntet, ihm gemeinsam mit mir ein kleines Schnippchen zu schlagen, indem Ihr Euch von mir adoptieren lasst?«
    Nun war ich doch einigermaßen

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