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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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verblüfft und bemühte mich, meinen Unterkiefer nicht herunterklappen zu lassen.
    Der Marquis sah mir meine Irritation an und beeilte sich daher, seinen Plan etwas ausführlicher zu erklären. »Ma Chère, Ihr wisst, dass ich keine Nachkommen habe und dass Gut Larchant nach meinem Tod in den Besitz von Fontainebleau übergehen wird. Wenn Ihr Euch dazu durchringen könntet, meine offizielle Nachfahrin und Erbin zu werden, könnte dies verhindert werden. Ihr würdet Gut Larchant erben, welches zwar nicht sonderlich wertvoll aber immerhin frei von Schulden ist, und Ihr würdet den Titel der Marquise de Larchant erhalten. Und ganz nebenbei würde es Pierre-Antoine maßlos ärgern«, fügte er mit einem betont harmlosen Lächeln hinzu.
    Ich lachte laut auf. »Monsieur, dies ist ein überaus großherziges und verlockendes Angebot, aber ich möchte doch hoffen, dass Euch noch ein recht langes Leben vergönnt ist.«
    Er machte eine unwirsche Handbewegung. »Ach, Papperlapapp! Ihr wisst ebenso gut wie ich, dass meine Tage gezählt sind. Immerhin bin ich bereits 87 Jahre alt. Aber ich habe das unbestimmte Gefühl, dass Ihr und Eure teure Freundin Madeleine noch ziemlich viel Zeit vor Euch habt, vielleicht sogar unendlich viel Zeit …«
    Ich kniff die Augen zusammen und sah ihn prüfend an. »Was wisst Ihr über uns?«, fragte ich ihn ruhig.
    »Nichts«, antwortete er gelassen. »Ich habe nur ein scharfes Auge und ein gutes Gespür für Stimmungen. Und das sagt mir, dass Ihr beide etwas Besonderes seid. Letztendlich spielt das aber auch überhaupt keine Rolle. Ihr seid mir als Mensch und Freundin wertvoll geworden und deswegen würde es mich freuen, wenn Ihr meinen Vorschlag in Betracht ziehen würdet.«
    Ich sah ihn eine Weile nachdenklich an und kam schließlich zu dem Schluss, dass er es zweifelsohne ernst meinte.
    »Monsieur, ich werde mir Euer Angebot überlegen«, sagte ich dann. »Bitte habt aber auch Verständnis, dass ich zunächst mit Madeleine darüber beraten möchte. Immerhin betrifft es auch ihren Besitz.«
    »Selbstverständlich, Ma Chère, ich hätte auch nichts anderes von Euch erwartet.«
    Damit war die Angelegenheit für das Erste geklärt und wir plauderten genüsslich über den neuesten Klatsch aus der Stadt, bis ich mich schließlich von ihm verabschiedete.
    Am Abend erzählte ich auf meinem Zimmer Maddy von dem Vorschlag des Marquis. Als ich geendet hatte, klatschte sie vergnügt in die Hände. »Na, das wäre doch lustig! Dann würden wir beide den Titel einer Marquise führen.«
    »Es macht dir nichts aus?«, fragte ich vorsichtig. »Immerhin würde ja normalerweise Larchants Grundstück nach seinem Tode wieder in deinen Besitz übergehen.«
    »Warum sollte es mir etwas ausmachen?«, erwiderte Maddy verwundert. »Du weißt, dass mein Besitz wahrlich groß genug ist. Und wenn ein kleiner Teil davon meiner besten Freundin gehören würde, wäre mir das nur recht. Außerdem wird Pierre-Antoine toben, wenn er es erfährt!« Sie kicherte vergnügt.
    Es war das erste Mal seit Alexandres Tod, dass ich sie wieder lachen sah. Wenn es Maddy also Vergnügen bereitete, wenn ich eine Marquise und überdies ihre Nachbarin wurde, dann würde ich mich von Herzen gern adoptieren lassen.
     
    Und so besuchten wir ein paar Tage später erneut den Marquis, um ihm meinen Entschluss mitzuteilen. Larchant ließ daraufhin sofort nach seinem Notar schicken, der die notwendigen Papiere schon vorbereitet hatte. Wir unterschrieben beide und nun war ich offiziell Gemma Winwood-Gendille de Larchant, die Tochter von Honoré Gendille, dem fünften Marquis de Larchant.
    Er bestand darauf, dass ich ihn von nun an mit Honoré ansprach, da die Anrede »Papa« ja doch ein wenig absurd wäre. Zur Feier des Tages stieß er mit uns mit einem Gläschen seines besten Portweins an, der von Arlette mühselig aus dem Keller hochgeschleppt und von Maddy und mir mit Todesverachtung runtergekippt wurde.
    Honoré schien ernsthaft erfreut darüber, doch noch eine Nachfahrin bekommen zu haben, wobei der Umstand, Pierre-Antoine de Fontainebleau eins auszuwischen, anscheinend nur eine untergeordnete Rolle spielte. Letztendlich machte es ihn wohl vor allem glücklich, dass sein Familienname nun doch seinen Tod überdauern würde.
    Wie nicht anders erwartet, tobte Pierre-Antoine, als erfuhr, dass Gut Larchant nach dem Tod des Marquis in meinen Besitz übergehen sollte. Als er sich mit zornesrotem Gesicht aufplustern wollte, schnitt Maddy ihm das Wort ab

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