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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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und erklärte ihm, dass Fontainebleau immer noch ihr gehöre und sie mit diesem Arrangement mehr als zufrieden sei.
     
    Drei Wochen später erhielten wir die Kunde, dass der Marquis de Larchant mit einer schlimmen Lungenentzündung darniederlag. Ich suchte ihn sofort auf.
    So blass und schwach, wie er in seinem riesigen schweren Bett lag, wirkte er fast noch winziger als sonst. Doch seine Augen leuchteten erfreut auf, als er mich das Zimmer betreten sah. »Honoré!«, schalt ich ihn leise. »Ihr hattet mir doch versprochen, ein bisschen besser auf Euch achtzugeben.«
    Er lächelte mich erschöpft, aber mit einem verschmitzten Funkeln in seinen Augen an. »Ach, ma chère fille, der Herr wusste schon lange, dass es für mich Zeit war zu gehen. Ich war nur bislang zu stur, um auf ihn zu hören. Aber nun, wo ich eine Tochter wie dich gefunden habe, kann ich ihm ruhigen Gewissens gegenübertreten. Ihr werdet meinen Namen und mein Erbe mit Stolz aufrechterhalten.«
    »Wer spricht denn hier von Sterben?«, rügte ich ihn sanft. »Wir werden Euch schon wieder aufpäppeln. Und dann könnt Ihr Euren Namen selbst noch eine ganze Weile aufrechterhalten.«
    Er lächelte mich nur nachsichtig an.
    Doch er sollte schließlich recht behalten.
    Vier Tage später schlummerte er friedlich ein und ich wurde offiziell zur Marquise de Larchant.
    Ich organisierte ein ehrenvolles Begräbnis für Honoré und stattete Arlette mit einer großzügigen Rente aus, mittels derer sie zu ihren Verwandten nach Südfrankreich ziehen und dort ihren Lebensabend sorgenfrei verbringen konnte. Dann engagierte ich ein paar Handwerker, die das Herrenhaus von Larchant renovierten, bis es wieder in altem Glanz erstrahlte, und stellte in der Stadt einen zuverlässigen Verwalter ein, der sich in meiner Abwesenheit um Haus und Grundstück kümmern würde.
     
    Im Frühjahr 1692 beschlossen Maddy und ich schließlich, dass es Zeit war, weiterzuziehen. Sie hatte sich hinreichend davon überzeugt, dass Pierre-Antoine die Geschäfte auf Fontainebleau in ihrem und Alexandres Sinne weiterführen und die Pächter nicht mehr ausbeuten würde. Und ich hatte Gut Larchant auch in einem zufriedenstellenden Zustand hinterlassen und in die Hände des Verwalters übergeben. Jean-Marc war inzwischen ein ansehnlicher junger Mann von fast siebzehn Jahren, dessen Gelehrigkeit sowohl mich als auch seinen Hauslehrer immer wieder überraschte.
    Ich hatte einstweilen auch einige weitere Briefe von Don Francisco erhalten und in dem neuesten teilte er mir mit, dass er tatsächlich einen weiteren Verbündeten gegen die Sybarites namens Don Miguel de Horcajo aufgetan hatte.
    Daher entschieden wir, nun nach Paris zu ziehen. Wir wollten Jean-Marc dort zum Studium an die Université Sorbonne schicken, um sein Talent weiter zu fördern, und konnten uns selbst darum kümmern, mehr über die Sybarites herauszufinden. Denn immerhin war in Paris sozusagen die Keimzelle dieser Organisation.
    Und so zogen die Marquise de Fontainebleau und die Marquise de Larchant in ein luxuriös ausgestattetes Stadthaus am Place des Victoires in Paris. Da Jean-Marc als legitimer Nachfahre seines Großvaters den Adelstitel Monsieur de Tiphaine übernommen hatte, konnten wir ihm ohne Schwierigkeiten einen Studienplatz an der Sorbonne besorgen. Obwohl ihn die Chance zu studieren begeisterte, sträubte er sich zunächst ein wenig, das Studiengeld von mir anzunehmen, da er durch das Studium weniger Zeit hätte, mir zu Diensten zu sein. Doch ich überzeugte ihn schließlich, indem ich behauptete, dass ich angesichts meines neuen Standes nur einen entsprechend gebildeten Diener akzeptieren könne.
    Ich genoss es unendlich, wieder in einer großen eleganten Stadt zu wohnen, auch wenn es nicht mein geliebtes London war. Dafür präsentierte Paris mit all seinen prachtvollen Straßen, Alleen und Plätzen sowie den extravaganten Palästen und Bauten, die der »Sonnenkönig« Louis XIV. und seine Vorgänger errichten ließen, ein regelrecht spektakuläres Stadtbild.
    Obendrein stand uns im nahegelegenen Forêt du Rouvre ein riesiges Jagdgebiet zur Verfügung, welches uns sogar eine abwechslungsreichere Speisekarte präsentierte, als der Richmond Park in London.
     
    Durch Paris zu spazieren, war jedes Mal ein Erlebnis, weil es dort so viel zu entdecken gab. Nicht weit von unserem Haus befand sich zum Beispiel das Quartier des Halles , der Pariser Großmarkt, auf dem Händler aus dem ganzen Land ihre Waren in großen

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