Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)
hoch. »Ihr hattet ein Annexions-Duell? Wann? Und gegen wen?«
»1667. Gegen den Baron of Ancoats«, antwortete ich gelassen. »Er gehörte zum Zirkel des Viscount Whitfield.«
»Ich weiß, ich weiß.« Alvarellos runzelte die Stirn. »Ich habe damals davon gehört. Also Ihr wart das?«
Ich sah ihn langmütig an. »Und? Ändert das Eure Meinung?«
»Ganz und gar nicht!« Erneut stand er aufgebracht auf. »Wenn Ihr bereits Kontakt mit den Sybarites hattet, ist die Gefahr, dass man Euch erkennt oder Eure Absichten aufdeckt, umso größer.«
Nun platzte mir der Kragen und ich stand ebenfalls auf. »Ihr seid wirklich der sturste Vampir, der mir je begegnet ist!«
Wütend starrten wir einander minutenlang an.
Dann begann Maddy schließlich zu kichern. »Gemma, es sieht ganz so aus, als hättest du deinen Meister gefunden«, erklärte sie lachend.
Erbost sah ich zu ihr herüber, wie sie sich schamlos vor Lachen auf dem Kanapee kringelte. Offenbar versuchte auch Don Miguel krampfhaft, ein Lachen zu unterdrücken.
Schließlich gaben Don Francisco und ich auf und stimmten in ihr Lachen mit ein.
»Allem Anschein nach haben wir hier eine Patt-Situation«, nahm daraufhin Don Miguel das Gespräch wieder auf, nachdem wir uns alle ein wenig beruhigt hatten. Seine Stimme hatte ein nicht ganz so tiefes Timbre wie die Don Franciscos aber dennoch einen beruhigenden Klang. »Es steht außer Frage, dass es nahezu unabdingbar ist, der Gemeinschaft der Sybarites beizutreten, wenn man etwas gegen sie unternehmen will«, fuhr Don Miguel fort. »Nichtsdestoweniger stimme ich Don Francisco zu, dass es nicht anzuraten wäre, Euch beide dieses Wagnis alleine eingehen zu lassen. Daher werden wir uns Euch anschließen.«
»Aber wie wollt Ihr das bewerkstelligen?«, protestierte ich. »Allein Don Francisco hat bereits so viele Annexions-Duelle hinter sich, dass er bestimmt auch für die hiesigen Sybarites kein unbeschriebenes Blatt ist. Sie werden es ihm schwerlich abkaufen, dass er auf einmal gewillt ist, sich ihnen anzuschließen.«
Don Miguel lächelte mich an. »Aus diesem Grund werden wir ein kleines Täuschungsmanöver durchführen. Wir werden den Eindruck erwecken, dass Don Francisco und Ihr Euch unsterblich ineinander verliebt habt. Und dass er daher fortan überall dort hingehen wird, wohin auch Ihr geht.«
Alvarellos und ich sahen uns entsetzt an. »Lächerlich!« presste ich hervor.
»Absolut unrealistisch!«, stimmte er mir zu.
Maddy hingegen war sofort Feuer und Flamme. »Wie genau stellt Ihr Euch das vor?«, fragte sie Horcajo interessiert.
Don Miguel schenkte ihr ein charmantes Lächeln, welches Maddy verlegen erwiderte. Hätte ich es nicht besser gewusst, so hätte ich geschworen, dass sie leicht errötete.
»Na, das ist ganz einfach«, erklärte er dann. »Der Marquis de Momboisse hat Euch bislang noch nicht aufgesucht und allzu schnell ist wohl mit seinem Besuch auch nicht zu rechnen. Nach allem, was ich über die Sybarites weiß, bauen sie gerne ein wenig die Spannung auf, wenn sie sich des Interesses eines neu anzuwerbenden Mitgliedes erst einmal sicher sind. So bleibt uns etwas Zeit, die Pariser Gesellschaft von der aufkeimenden Romanze zwischen Don Francisco de Alvarellos und Mademoiselle de Larchant zu überzeugen, indem wir die beiden möglichst oft in der Öffentlichkeit als verliebtes Pärchen präsentieren. Wenn es Euch recht ist, Madame de Fontainebleau, werde ich mich hingegen als der Eurige Verehrer ausgeben.«
Daraufhin kicherte Maddy wie ein verschämtes Schulmädchen und ich fragte mich, ob sie denn komplett den Verstand verloren hätte.
Genau dieselbe Frage richtete Don Francisco laut an Don Miguel, während er erneut erregt aufstand. »Du verlangst von uns, dass wir solch ein aberwitziges Schmierentheater veranstalten?«, ereiferte er sich. »Niemand wird uns so etwas glauben.«
»Ja!«, pflichtete ich ihm empört bei. »Schließlich sind wir keine Schauspieler.«
Don Miguel lächelte uns beide nur besonnen an. »Wenn Ihr Euch das schon nicht zutraut, wie wollt Ihr dann den Sybarites vormachen, dass Ihr ernsthaft interessiert wäret, ihrer Gemeinschaft beizutreten?«, fragte er freundlich.
Ernüchtert setzte sich Don Francisco wieder hin und wir schwiegen beide verlegen.
Maddy kicherte erneut, diesmal allerdings leicht triumphierend.
»Komm schon, Gemma!«, sagte sie grinsend. »Sieh es als eine Art Generalprobe an. Wenn du das hinkriegst, schaffst du es auch, die Sybarites zu
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