Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)
ließen wir voneinander ab und sahen uns aufgewühlt an.
Bevor einer von uns beiden die Sprache wiederfand, stießen Maddy und Don Miguel zu uns. »Ihr beiden beherrscht euer Schauspiel schon ziemlich perfekt«, erklärte Maddy heiter. »Also mich habt ihr fast überzeugt.«
Ich räusperte mich und richtete meine Frisur.
Don Francisco starrte mich weiterhin glühend an. »Offenbar besitzen wir beide mehr Talent, als wir angenommen hatten«, antwortete er leise.
»Mag sein, Monsieur«, entgegnete ich kühl, »und unser Talent ist es doch, worauf es in dieser Situation letzten Endes ankommt, nicht wahr?«
Ein paar Tage später saßen wir mit Don Francisco und Don Miguel bei uns zu Hause zu einer Lagebesprechung zusammen, als Jean-Marc uns meldete, dass der Marquis de Momboisse eingetroffen sei und uns seine Aufwartung machen wolle.
Ich richtete mich auf. »Nun, dann geht es jetzt wohl los«, sagte ich mit gezwungener Ruhe.
Don Francisco sah mich ernst an. »Seid Ihr sicher, dass Ihr das durchziehen wollt?«
Ich nickte nur stumm. »Somit lasst uns uns auch so verhalten, als wenn wir hier eine ungezwungene Gesellschaft hätten«, erklärte Don Miguel entschlossen, lockerte seinen Kragen und setzte sich Maddy zu Füßen, während Don Francisco und ich uns am Spinett platzierten. Dann bat ich Jean-Marc, Momboisse hereinzuführen.
Kaum weniger aufgedonnert als auf dem damaligen Ball der Marquise de Montespan betrat Momboisse mit einem strahlenden »Mesdames!« den Raum. Dann stutzte er kurz und fügte ebenso strahlend hinzu: »Und Messieurs! Ich wusste nicht, dass die Damen bereits Besuch haben, sonst hätte ich nicht gestört.«
»Aber Ihr stört doch nicht, Monsieur de Momboisse«, sagte ich und stand auf um ihn zu begrüßen. »Wenn ich vorstellen darf: meine Freundin, die Marquise de Fontainebleau.« Er verbeugte sich vor Maddy und hauchte ihr einen Handkuss auf die dargebotene Hand.
»Und dies sind Don Francisco de Alvarellos und Don Miguel de Horcajo«, stellte ich die beiden Spanier vor und Momboisse wandte sich ihnen zu. »Enchanté!«, begrüßte er die beiden strahlend und warf Don Francisco einen schelmischen Blick zu. »Dies ist also der Monsieur, von dem ganz Paris murmelt, er sei Euer neuer Galan, Mademoiselle de Larchant?«
Don Francisco gab das Lächeln mit blitzenden Zähnen zurück. »Ihr werdet mir zustimmen, dass man dem bezaubernden Liebreiz von Mademoiselle de Larchant schwerlich widerstehen kann, nicht wahr Monsieur de Momboisse?« Dann warf er mir einen verliebten Blick zu, der mir für einen kurzen Moment die Sprache verschlug. Gleich darauf ärgerte ich mich wieder maßlos über seine unberechenbare Fähigkeit, sich in Sekundenschnelle zu verstellen.
»Freilich, freilich«, stimmte Momboisse Don Francisco heiter zu. »Erstaunlich finde ich nur, dass sie Euch allem Anschein nach ebenfalls zugetan zu sein scheint.«
Don Francisco kniff bedrohlich die Augen zusammen. »Was wollt Ihr damit andeuten, Monsieur?«
»Aber ich scherze doch nur, Alvarellos«, gab Momboisse kichernd zurück. »Allerdings ist mir Euer Name nicht unbekannt. Nach allem, was man so hört, seid Ihr ein aufbrausender Bursche, einem kleinen Kampf nie abgeneigt.«
»Sagt man das?«, fragte Don Francisco gelangweilt. »Nun, wir hatten wohl alle unsere wilden Phasen.«
»Wie wahr, wie wahr«, kicherte Momboisse. »Es wird interessant sein zu beobachten, inwieweit der Anlass meines Besuches Eure ›wilde Phase‹ gegebenenfalls wieder zum Vorschein kommen lässt.«
»Was ist denn nun eigentlich der Anlass Eures Besuches, Monsieur de Momboisse?«, fragte ich den Marquis vermeintlich neugierig und bat ihn Platz zu nehmen. »Damals auf dem Ball sagten sie etwas von den ›Symbiontes de Sang‹ oder so ähnlich.«
»Den ›Sybarites de Sang‹! Sybarites!«, korrigierte Momboisse mich leicht pikiert. »Wollt Ihr allen Ernstes sagen, dass Ihr inzwischen nicht bereits ein wenig mehr über unsere kleine Gemeinschaft erfahren habt?«, fragte er dann mit einem Seitenblick auf Alvarellos.
»Nein, wieso?«, fragte ich harmlos.
»Weil, offen gestanden, Euer geschätzter Freund, der Marqués de Alvarellos, schon die eine oder andere Interaktion mit den Sybarites hatte. Hat er nichts davon erzählt?«
Bevor ich ihm antworten konnte, meldete sich Don Francisco wieder zu Wort. »Ihr werdet verzeihen, Momboisse, dass die Sybarites nie Gegenstand meiner Gespräche mit Mademoiselle de Larchant waren. Ich war zu sehr damit
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