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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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war ich ernsthaft überrascht und nahm Don Miguel erstmalig näher in Augenschein. Er war tatsächlich eine recht stattliche Erscheinung, obgleich er nicht ganz so groß war wie Don Francisco. Dafür strahlte er im Gegensatz zu diesem eine anmutige Ruhe aus, die mich ahnen ließ, was Maddy auf ihn aufmerksam gemacht hat.
    Ich wandte mich wieder Don Francisco zu, der nun fortfuhr. »Don Miguel hat mir zu bedenken gegeben, dass der Umstand, dass wir schließlich alle Vampire sind, dem Umstand der natürlichen Unterlegenheit der Frau gegenüber dem Mann bei weitem überwiegt.« Ich zog hörbar verärgert den Atem ein, da mir Don Franciscos Einstellung immer noch reichlich missfiel, und er sah mich fragend an. Jetzt legte Maddy ihrerseits mir beruhigend die Hand auf den Arm und bedeutete mir so, Don Francisco erst einmal ausreden zu lassen.
    »Aus diesem Grund«, nahm Don Francisco den Faden wieder auf, »sind wir gekommen, um Euch auch weiterhin unserer Unterstützung zu versichern und mit Euch konkrete Maßnahmen zu besprechen.« Der letzte Teil von Don Franciscos Rede klang ein wenig gestelzt, und als Don Miguel ihm anerkennend zunickte, bestätigte dies meine Vermutung, dass er ihm jene Worte eingegeben hatte.
    Auch Maddy und ich wechselten einen kurzen Blick und ich las die Zuversicht in ihren Augen, den beiden Spaniern Vertrauen zu schenken.
    Seufzend bat ich die beiden, endlich Platz zu nehmen. Alvarellos Arroganz gefiel mir zwar nach wie vor nicht, aber da die beiden bislang unsere einzigen Verbündeten waren, durfte ich wohl nicht sehr wählerisch sein.
    Und so berichteten Maddy und ich, wie wir über den Marquis de Momboisse einen ersten Kontakt zu den Pariser Sybarites aufgenommen hatten, und erläuterten unseren Plan, uns zum Schein in ihre Gemeinschaft aufnehmen zu lassen. An dieser Stelle zeigte Don Francisco wieder sein aufbrausendes Temperament, indem er erregt aufstand und unseren Plan ein »groteskes Wagnis« nannte.
    »Ach ja?«, fragte ich abschätzig. »Meines Wissens hattet Ihr selbst schon genügend Begegnungen mit den Sybarites, um zu wissen, dass man diese Organisation nur von innen heraus zerschlagen kann. Ihr wisst selbst, dass sie eine gut strukturierte und eingeschworene Gemeinschaft sind, die sich jedem Zugriff von außen entzieht.«
    »Aber es ist zu gefährlich!«, widersprach Don Francisco. »Was ist, wenn Ihr auffliegt?«
    »Dann wird es wohl zu einem Kampf kommen«, entgegnete ich ruhig.
    »Eben!« ereiferte sich Alvarellos.
    »Und Eurer Ansicht nach sind Frauen ja außerstande zu kämpfen«, ergänzte ich zynisch.
    Don Francisco presste die Lippen zusammen und nickte nur grimmig.
    Nun war es an mir, wütend aufzustehen. »Setzt Euch!«, bat ich eindringlich, obwohl es fast schon wie ein Befehl klang. Nach einem kurzen Blickduell setzte sich Alvarellos widerstrebend und ich klingelte nach Jean-Marc, der kurz drauf erschien.
    »Jean-Marc«, bat ich ihn schließlich zögernd, »ich bitte dich nur ungern darum, weil ich weiß, wie leidvoll es für dich ist, aber würdest du bitte unseren Gästen die Geschehnisse schildern, die sich 1689 bei dem Irokesenangriff im Haus deines Großvaters abspielten?«
    Jean-Marc nickte mir gefasst zu. Er hatte bedingungsloses Vertrauen zu mir und wusste, dass ich ihn um nichts bat, was ich nicht für wichtig erachtete. Daher erzählte er mit ruhiger Stimme, wie die Irokesen damals das Haus seines Großvaters überfallen und diesen ebenso wie alle Dienstboten niedergemetzelt hatten. Er berichtete, wie ich dann schließlich eingeschritten war und auf welche Weise ich zwei der Irokesen getötet und die anderen verjagt hatte. Alvarellos und Horcajo hörten Jean-Marcs Schilderungen aufmerksam und interessiert zu und gelegentlich warf mir Don Francisco zwischendurch einen kurzen Blick zu, wobei ich so etwas wie widerstrebende Anerkennung in seinen Augen aufblitzen sah.
    Als Jean-Marc geendet hatte, dankte ich ihm und er verließ das Zimmer.
    »Schön und gut«, ergriff Don Francisco wieder das Wort und lächelte mich herablassend an, »Ihr seid also im Kampf gegen Menschen nicht ungeübt. Aber habt Ihr auch schon gegen Vampire gekämpft?«
    »Nun, ich kann mich zwar nicht rühmen, so viele Annexions-Duelle wie Ihr hinter mich gebracht zu haben …«, begann ich und bemerkte, wie sich ein triumphierendes Grinsen auf Alvarellos Gesicht stahl, »aber doch wenigstens eines habe ich wohl ganz annehmbar durchgeführt.«
    Don Francisco zog überrascht die Augenbrauen

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