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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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Ihr seid es selbst! Was soll diese Charade? Ihr habt mich arglistig getäuscht!«, fuhr er mich an.
    Einen kurzen Moment betrachtete ich ihn abgelenkt. Ich hatte vergessen, wie groß und breitschultrig er war. Entgegen der aktuellen Mode trug er sein fast schwarzes Haar zu einem nachlässigen Zopf gebunden, von dem ihm eine verwegene kleine Strähne in die Stirn fiel. Seine Garderobe zeugte von einer unaufdringlichen Eleganz, war aber zweifelsohne von einem sehr begabten Schneider angefertigt worden. Seine Gesichtszüge waren kantig und markant und wirkten angesichts seines derzeitigen Zornes fast ein wenig einschüchternd.
    »Ihr irrt Euch, Don Francisco«, antwortete ich schließlich gefasst. »Es stand nie in meiner Absicht, Euch zu täuschen. Jedoch werdet Ihr einsehen, dass ich seinerzeit in den Kolonien jene Reise wohl kaum als Frau hätte unternehmen können. Und hättet Ihr Euch mein Anliegen überhaupt angehört, wenn damals eine Dame vor Euch gestanden hätte?«
    »Wohl kaum!«, entgegnete er geringschätzig. »Was versteht eine Frau schon vom Kampf? Selbst wenn sie einen Gefährten gefunden hat, der sie in ihren absurden Plänen unterstützt. Oder war dieser Freund, von dem Ihr mir damals erzähltet, auch nur erfunden?«
    Ich spürte, wie seine Arroganz mich langsam verärgerte. »Nein, war ›er‹ nicht!«, antwortete ich leise. »Maddy! Kommst du bitte herein?«, rief ich dann.
    Maddy kam in den Salon und stellte sich schweigend neben mich. Es stand außer Frage, dass sie jedes Wort des bisherigen Gespräches mitbekommen hatte.
    Don Francisco schnaubte verächtlich aus. »Noch ein Weib! Das hätte ich mir ja denken können! Was wollen denn bitteschön zwei Frauen alleine gegen die Sybarites ausrichten?«
    »Bis heute hatte ich eigentlich angenommen, wir wären gar nicht alleine«, erwiderte ich trügerisch ruhig. »Aber wenn Ihr Euch allen Ernstes getäuscht fühlt, werde ich Euch gerne von Eurem Versprechen, Euch uns anzuschließen, entbinden. Möglicherweise habt Ihr aber auch einfach nur Angst?«
    Don Francisco sah mich verblüfft an. »Wovor sollte ich Angst haben?«
    »Nun, zum Beispiel davor, dass sich eine Frau tatsächlich des Kampfes fähig erweisen könnte. Das könnte Euer ganzes Weltbild über den Haufen werfen«, entgegnete ich sarkastisch.
    »Macht Euch nicht lächerlich!«, antwortete er. »Wollt Ihr Euch etwa mit mir messen?«
    Ich lächelte ihn herausfordernd an. »Ein interessanter Vorschlag, Don Francisco. Was haltet Ihr davon, wenn wir uns im Morgengrauen im Bois de Vincennes auf ein kleines Kämpfchen treffen? Falls Ihr siegt, seid Ihr Eurer Versprechen entbunden und könnt Eures Weges ziehen. Siege hingegen ich, unterstützt Ihr uns gegen die Sybarites.«
    »Ich kämpfe nicht gegen Frauen!«, blaffte er. »So etwas ist unehrenhaft! Und damit, Mademoiselle, ist diese Unterredung für mich beendet!« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ, Don Miguel in seinem Schlepptau, den Raum.
    Entrüstet ließ ich mich auf ein nahestehendes Kanapee sinken und rang nach Worten. »Dieser … dieser aufgeblasene Wichtigtuer!«
    Maddy sah nachdenklich auf die Tür, hinter der die beiden verschwunden waren. »Aber dieser Don Miguel sah nicht unattraktiv aus, fandest du nicht?«
    Ich starrte sie nur ungläubig an.
    »Naja«, fügte Maddy verlegen hinzu, »er war so groß und schlank und schweigsam. Eine ganz interessante Erscheinung …«
    »Vor allem schweigsam!«, entgegnete ich mürrisch. »Wahrscheinlich frisst er Don Francisco aus der Hand.«
    »Das glaube ich nicht«, überlegte Maddy. »Er wirkte eigentlich recht selbstbewusst.«
    »Keine Ahnung!«, antwortete ich genervt. »Ich habe ihn kaum wahrgenommen. Zumindest können wir auf die beiden nun wohl verzichten.«
     
    Allerdings stellte sich am nächsten Tag heraus, dass ich mich geirrt hatte, denn Don Francisco und Don Miguel statteten uns erneut einen Besuch ab. Diesmal erwarteten Maddy und ich die beiden gemeinsam im Blauen Salon.
    »Nun, Don Francisco«, fragte ich kühl, »was verschafft uns so rasch erneut die fragwürdige Ehre Eures Besuches?«
    Ich sah, wie sich eine schwache Zornesfalte auf seiner Stirn zu bilden begann, registrierte dann aber mit Erstaunen, wie diese sich wieder glättete, als Don Miguel ihm beruhigend eine Hand auf den Arm legte. Meinen leichten Affront ignorierend, kam er gleich zur Sache: »Don Miguel hat mich überredet, hinsichtlich Eurer Pläne noch einmal das Gespräch mit Euch zu suchen.«
    Nun

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