ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
Ereignis überall vergleichbar abliefen.
Auf der Schlussveranstaltung wurde in das Sieben-Punkte-Programm auf Betreiben Stettners noch ein zusätzlicher weiterer Punkt aufgenommen, der mit Verhaltenskodex betitelt wurde. Darunter sollte ein einfaches Grundgesetz sozialen Handelns entwickelt werden, das jeder verstand und nach dessen Maxime in den nächsten Jahren verfahren werden sollte. Denn ein paar Regeln, ähnlich der zehn Gebote aus der Bibel, waren für das Funktionieren und Überleben einer Gesellschaft wichtig.
Die Tatsache, dass dieser Vorschlag von Markus und nicht von einem der Fachbereiche stammte, die diesem Thema viel näher standen, wie zum Beispiel der Psychologie oder Theologie, erinnerte Nele wieder daran, dass Professor Markus Stettner offensichtlich ein Geheimnis haben musste, dass sie zu ergründen beabsichtigte.
In ihr war wieder die Jägerin erwacht, nur, dass es sich diesmal um einen Mann und nicht um eine mögliche Gespielin handelte.
***
Die Reunion dauerte sogar zwei Tage länger als geplant. Gesa Herbolzheimer verlängerte ihre Freistellung vom Arbeitseinsatz in der Verteilungsstelle. Nele war froh darüber, denn die Tage in der CAU waren spannender. Nun, am sechsten Tag, nach der Abschlussversammlung, schwärmten die Studierenden wieder aus, um zu ihren Heimatgemeinden und Vierteln zu gelangen.
Sie waren diejenigen, die die Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten, die ihnen die Universität mit auf den Weg gab, umsetzen sollten. Es war gut, dass in diesen neuen Zeiten die Impulse nicht von den ehemals etablierten Politikern kamen, sondern dass Forschung und universitäre Elite jetzt praxisnahe Lösungen vor Ort anboten. Nele erschien es so, als ob die Menschen versuchten, ihr Leben wieder in Eigenregie zu gestalten und nicht mehr obrigkeitsabhängig auf Entscheidungen aus der Politik warteten. Doch für sie stand fest, dass das nur ein Übergangszustand sein konnte. Wenn erst das neue Geld da wäre, würde allmählich wieder so etwas wie vertrauter Alltag beginnen.
Nele war davon überzeugt, dass nach Umsetzung des beschlossenen Fünf-Jahres-Planes das altvertraute Gesellschaftssystem wieder hergestellt sein würde. Und das war auch unbedingt notwendig. Schließlich konnte eine westlich zivilisierte und erfolgsorientierte Gesellschaft nicht plötzlich wieder auf die Stufe primitiver Naturvölker zurückfallen, auch wenn es einigen Zeitgenossen, wie Jens, vielleicht gefallen würde. Jens war sowieso auf dem absteigenden Ast und konnte wirklich froh sein, dass er bei den Kieler Nachrichten untergekommen war, dieses versoffene Subjekt. Bei dem Gedanken an betrunkene Männer erschauerte sie. Wenn schon zurück zum Naturvolk, dann höchstens zu der Zeit der Amazonen, der Zeit des Matriarchats. Von Kerlen ging doch ohnehin nur Gewalt, Macht und Krieg aus.
Schöner Gedanke – Frauen an die Macht! Sie lächelte, bremste ihr Fahrrad ab und nestelte den Schlüssel aus der Tasche des Daunenanoraks. Den Fahrstuhl ignorierte sie, denn auf die Stromversorgung war nicht unbedingt Verlass. Sie trug ihr Bike die drei Stockwerke hinauf und schob es in den Flur ihres Apartments.
Als erstes brauchte sie jetzt einen heißen Tee. Während das Wasser im Kocher geräuschvoll aufheizte, schlüpfte sie in ihre bequeme Jogginghose und streifte sich die wollenen Stulpen darüber.
Während der Tee zog, entzündete sie einige Teelichte in ihrer Küche. Sie liebte es, in der beginnenden Dämmerung, nur im Kerzenschein, vor dem Fenster zu sitzen und hinunter auf die Strasse und die beleuchteten Fenster der anderen Häuser zu sehen. Mit dem dampfenden Teebecher in der Hand blieb sie vor ihrem Pinboard stehen, sah sich den aus dem Papierkorb von Stettner geborgenen Gedankencluster bzw. Tafelbildentwurf an. Plötzlich sprang das Wort sie an – Grooken stand dort, als eingekreister Neben-Ast mit einem Verbindungsarm zum Zentralbegriff CHIP. Drum herum standen in weiteren Seifenblasen ähnlichen Kreisen die anderen Begriffe: Halbleiter, K.-Bild, Entropie und S.-Gitter .
Das war es also! Stettner hatte das Wort mit Doppel-O geschrieben! In den Werken, die sie zum Thema Bewusstseinsfelder gesichtet hatte, war das Verbum mit nur einem O geschrieben, deshalb hatte sie damals darüber auch nichts Sinnvolles googeln können.
Das war ja der Hammer!
Computer - Freund oder Feind? Groken, Einfühlen, Bewusstseinsfeld, Realitätseinwirkung durch Gedankenkraft…
Auf einmal kam eine erkennbare Ordnung in das,
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