ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
empfinden, sondern sich seiner Güte und Liebe zu erinnern.
Diese Ahnungslosen um ihn herum waren verblendet, wussten nicht was sie taten. Er vergab ihnen und richtete seinen Wahrnehmungsfokus nun auf sein Herzchakra. Von Ferne hörte er einen warnenden Ausruf. »Er begibt sich in Trance, Achtung! Spritze, sofort!« Geklapper, dann störte ihn ein heller Schmerz im Arm und er fiel augenblicklich in einen strudelnden, rotierenden Abgrund.
***
Seine Sinne funktionierten überdeutlich. Er hörte Geräusche von Maschinen, Geklapper, gedämpfte Stimmen, roch ein Duftkonglomerat aus verschiedenen Essenzen, wobei er nur Karbol und Ethanol deutlich unterschied. Seine Zunge hatte einen gallebitteren Geschmack und seine Hautoberfläche fühlte sich eiskalt an, wie von tausend Rasierklingen geritzt.
Durch das Gestell auf dem er lag, liefen ständige Vibrationen. Seine Augenlider standen offen, mit Klammern fixiert. In seine Pupillen fiel ein roter, rotierender Lichtspalt, immer wieder, es hörte nicht auf. Er strengte sich an zu denken. Es funktionierte nicht.
Er konnte nicht denken!
Aber er spürte seine Sinne und seinen Atem. Noch konnte er fühlen!
Er fühlte, hangelte sich förmlich entlang seiner einzelnen Nervenbahnen, versuchte zuerst das Gewahrsamwerden aller Gliedmaßen, angefangen mit den Füßen, über seine Waden, Oberschenkel, seinen Leib, entlang dem Rückenmarkskanal zu seinen weiteren, höheren Chakren.
Intuitiv begann er damit sie auszurichten, wie feine Empfangsantennen zu justieren. Eines nach dem anderen, wie Ringe zentriert um eine senkrechte Achse Es gelang ihm sein Herzchakra zu erreichen, doch weiter kam er nicht. Zu dem Kehl-, Stirn- und Scheitelchakra war ihm der Weg versperrt.
Also begann er, sich in seinem Herzchakra wohlig einzurichten, in diese lebendige, warme, pulsierende rote Kraft… Plötzlich war er in Coratscha – oder sie in ihm? Egal, jedenfalls flog er nicht mehr über das türkisfarbene Meer – er war das Meer, die Dünung, der warme Wellenschlag, die Milde und die Weichheit des samtenen Wassers.
Dieses Wasser lebte, nicht nur durch ihn selbst, sondern durch Gemeinschaft, war ein Pool verwandter Seelen. Er wusste sich sofort in liebevoller Gemeinschaft mit Birte, Kerstin, Edelgard und Simon. Lars fehlte, Brayasil war auch noch nicht da. Unglaublich – Mara fühlte er auch!
Das Wasser, welches er war, hatte noch zu keiner einheitlichen Dünung gefunden. Es gab Strudel, kabbelige Wellenkämme, verschiedenartige Strömungen, doch da war deutlich eine Kraft am arbeiten, die dem ganzen Gemenge ein anderes, neues Muster aufzuprägen begann. Diese Harmonisierung war in vollem Gange.
Große Ruhe, verbunden mit gleichzeitig emsiger Energie im Innern - ein scheinbarer Widerspruch, aber nur für den rationellen Verstand, der abwesend war. Hier, in diesem Meer, gab es nur Gefühl, keine kritische Reflexion, kein Infragestellen, dies war der Ozean des Lebens, des Universums.
Eine Freudewelle durchfuhr ihn; Lars war nun auch da. Eine unerklärliche Sehnsucht nach Brayasils weiser Führung wurde wach, übertrug sich von einer Woge zur anderen und wuchs zu brennendem Verlangen. Nun wurde Brayasils leiser Gesang hörbar, durchbrach diese Feinstofflichkeit, war nicht Teil von ihr, sondern drang von außen her ein.
Sein Gesang trug Erinnerungen heran, die über sie hinweg wehten. Erinnerungen an kosmische Weiten und phantastische Welten, die mehr als die bekannten Dimensionen zu haben schienen. Nun wurden Trommelschläge hörbar, deren Schwingungen durch das türkisfarbene Meer drangen. Erst waren es nur kleine schockartige Impulse, doch dann wurden sie stärker, schienen Resonanz zu finden und der Strömung Muster zu übertragen.
Muster, die weitere Resonanz fanden, und zu Wellentürmen wurden, auf deren Oberfläche nun, Schiffchen gleich, Materie schwappte, hin und her, sich verdichtete und dabei neue, feine Strukturen ausbildete.
In Brayasils magischen Gesang mischte sich das Raunen vieler Menschenkehlen, das widerhallte und uralte Formeln beschwor, die plötzlich Bedeutung und Gestalt annahmen, indem sie Projektionen und Spiegelungen auf dem Wasser erzeugten.
Doch nun begann das Wasser an seinem Leib, wo kam der plötzlich her?, zu zerren und an ihm vorüber zu ziehen, als würde er von etwas festgehalten. Die Wasser flohen immer schneller vor ihm davon, er konnte nicht mit. Dann war da nur noch Kälte, grelle Helligkeit und Qual…
Etwas schlug ihm ins
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