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ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Finnings
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Zeitalter des Wassermanns einzutreten, taugte sie somit nicht.
    Zwar hatte es schon vor dem Ereignis Hinweise zu diesen möglichen Auswirkungen gegeben, aber niemand nahm sie wirklich ernst. Nun galt es jedoch als gesicherte Erkenntnis: Seit dem, durch das Ereignis ausgelösten Ende, der auf das Gehirn einwirkenden Digitalreize, strukturierte sich das menschliche Bewusstsein um. Das war natürlich bei Kindern und Heranwachsenden besonders deutlich zu erkennen, aber auch die Erwachsenen profitierten davon.
    Die Erklärung für dieses Phänomen lag darin begründet, dass es für das Gehirn einen Unterschied machte, ob es zum Beispiel Töne von einer CD oder einer Musikkassette hörte. Die digitalen Signale der CD waren feinstufig getreppt, die Signale der Musikkassette dagegen analog, wie von einem natürlichen Musikinstrument, also kurvenförmig schwingend.
    Die Natur kennt keine digitalen Reize, unserem Gehirn sind sie zuvor noch nie begegnet. Nun ist das menschliche Gehör von Natur aus dafür ausgelegt, die richtungsverzögerten Signale des linken und rechten Ohres zu analysieren, um den Ort der Geräuschquelle zu orten. Genau diese Analysefähigkeit irritiert das Gehirn, wenn es digital getreppte Frequenzen verarbeiten soll und bringt es in eine mentale Instabilität.
    Durch diese andauernde Irritation des Denkorgans wurden die intuitiven und sozialen Fähigkeiten mehr und mehr verschüttet und lagen brach – mit katastrophalen Folgen für das Wohlergehen einer ganzen Gesellschaft: Habgier, Selbstsucht und Verantwortungslosigkeit waren durch die Digitalisierung in allen Bereichen begünstigt, zu den Hauptübeln menschlichen Verhaltens geworden. 
    Mit den digitalen Bildern der Fernsehprogramme und Computerbildschirme verhielt es sich genauso. Diese Phänomene waren auch der Grund dafür, warum High-End-Freaks Schallplatten lieber über Röhrenverstärker hörten, statt CDs aus Transistor-Endstufen.
    Zwar hatte man schon damals von Reizüberflutung gesprochen, damit aber die Quantität, nicht die Qualität der Signale gemeint. Digital wurde im Laufe der Zeit immer lebensferner, analog das exakte Gegenteil davon. Diese Erkenntnis war neu und ließ manchen hartnäckigen Zweifler, der, auch wenn er nicht mit der spiritistischen Bewegung konform ging, das Ereignis aus einem anderen Blickwinkel bewerten.
     
    Vor der Tür wartete Simon schon auf ihn. Sie waren verabredet und wollten die Stunden bis zum Beginn der für heute Nachmittag beginnenden Reunion nutzen, um ein paar offene Fragen zu diskutieren.
       Markus kochte Kaffee und ließ Simon damit Zeit, seine Unterlagen zu sortieren. Beim Aufgießen verbreitete sich aromatischer Kaffeeduft im Raum.
       »Heute wird wieder unser Dauerbrenner als Punkt 1 auf der Tagesordnung stehen: Siliziumersatzstoffe in der Halbleitertechnik. Gibt es Neuigkeiten?« Markus nickte. »Ja, wir wären jetzt soweit, dass wir Germanium als beinahe vollwertigen Ersatz anbieten können, wir sprachen schon letzte Woche darüber. Die Probleme, die bei der Sinneswahrnehmung digitaler Reize entstehen sind zum Glück hinlänglich diskutiert und erkannt. Die neue Frage wird also jetzt lauten müssen: Welchen digitalen Techniken wollen wir überhaupt wieder zum Einsatz verhelfen?
    Es gibt darüber innerhalb der Dekanate durchaus kontroverse Ansichten und meine dürfte dir ja hinlänglich bekannt sein«
    »In der Tat, du giltst mittlerweile fast als totaler Technikverweigerer. Denke an Coratschas Mahnung: altes und neues Wissen gehören zusammen – Fibonacci . Schließlich ist Technik nicht schlecht, sie muss nur verantwortungsvoll und Ziel führend eingesetzt werden. Wenn die Ziele stimmig und Kodex gemäß sind, habe ich keine Einwendungen dagegen«
    »Du gibst mir das Stichwort, Simon. Die Fibonacci- Zahlenreihe geht mir seit Wochen nicht aus dem Kopf. Jens' Begegnung mit dem Pariser Schädel und dem seitlich einfallenden Licht, das bei seinem ersten Besuch das Dritte Auge optisch leuchten ließ, hat mich dazu inspiriert, mich mit dem Wachstum von Siliziumkristallen zu beschäftigen. Auch diese wachsen spiralförmig nach den Gesetzmäßigkeiten der Fibonaccifolge, so, wie die Schale einer Ananasfrucht.
    Die Bearbeitung derartiger Kristallformen setzt erhebliche Kenntnisse über die optischen Achsen der Kristalle voraus. Soweit mir bekannt ist, könnten selbst hochtalentierte Edelsteinschleifereien aus Idar-Oberstein diese Kristallschädel nicht in der Form, wie sie die Mayas hergestellt

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