ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
hörte die verrückte Wirkung dann auf? Während sie sich dem Gestell mit dem Seitenschneider näherte, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Jetzt war sie ganz nah dran, nur ein Schnipp ... Und wenn es tatsächlich ein Wurmloch war?
Mit welchen Energiefreisetzungen war zu rechnen? Ihr wurde so schwindlig, dass sie die Zange sinken lassen musste. Nein, so spontan zu Handeln, wäre sicherlich nicht die richtige Art, um an diese Sache heranzugehen - zuviel stand auf dem Spiel.
Feigling , schalt sie sich selbst, es musste etwas geschehen, warum nicht gleich jetzt? Entschlossen setzte sie die Spitze der Zange an, die scharfe Schneide glitt durch den dünnen Draht. Unwillkürlich hielt sie den Atem an, ihre Augen weiteten sich ungläubig – sie hatte es tatsächlich geschafft!! Der Talisman hing bewegungslos an der nun straff gespannten Kette.
Sie führte die Zange in den Käfig ein - diesmal verschwand sie nicht - und hob damit den Talisman heraus. Er fühlte sich ganz normal an, keine Hitze, keine Vibration, nichts. Sie hätte schreien können vor Erleichterung und Glück. Endlich hatte sie ihn wieder und nebenbei auch noch einen Weg gefunden, die unheimliche Wirkung der Apparatur abzustellen. Damit musste sich doch zukünftig etwas anfangen lassen …
Ihr alter Elan und Forscherdrang waren augenblicklich wieder da! Sie transportierte die Vorrichtung ins Penthouse-Labor, fädelte den Talisman an ihrer Halskette ein und atmete tief durch. Jetzt fühlte sie sich wieder stark und sicher. Ihr Blick fiel auf die reparierte Puppe. Ach Gott ja! Die Kleine wartete sicher noch vor dem Hauseingang und sollte ebenfalls ihre Freude bekommen.
In den folgenden Tagen lief es auch an der Uni besser. Kotschenreuther, dieser arrogante Arsch, hatte sich sogar für seinen Ausrutscher bei ihr entschuldigt. Na also, ging doch! Dabei hatte er sie sogar in die HU-Abordnung berufen, die zur Einweihung des Energieterminals nach Hamburg fahren sollte.
Darauf freute sie sich; ein langer Traum der Physiker sollte nun endlich Realität werden, auch wenn einige dem Projekt keine großen Chancen einräumten. Nun sollte es am Wochenende endlich soweit sein. Alle Zeitungen berichteten mit großen Aufmachern darüber.
Die Einweihung des Energieterminals werde von einer großen Schau neuer technischer Möglichkeiten begleitet, schrieben sie. Es versprach, ein großes Ereignis zu werden, man redete von nichts anderem mehr.
***
Auf den ersten Blick erinnerte das Energieterminal an den Berliner Funkturm. Das war zunächst ein wenig enttäuschend, weil in den Zeitungen bisher niemals Fotos vom Bau gezeigt worden waren. Man wollte offensichtlich so die Neugier schüren. Der Turm war auch von der Höhe und den Abmessungen her dem Berliner Turm sehr ähnlich. Der Fuß des Terminals wurde von einem sechseckigen Atrium-Gebäude eingefasst. Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass der Turm im Innenhof des Basisgebäudes stand.
Eine rätselhafte Konstruktion entging zunächst vielen Besuchern: Das Basisgebäude war umgeben von einem weiteren Sechseck, dessen Eckpunkte von sechs mächtigen, dreieckigen Betonankern gebildet wurden, die einen Abstand von jeweils gut zweihundert Metern zueinander haben mochten. Sie waren von einem Schutzzaun umgeben und schienen auf den ersten Blick unfertig zu sein, bis Nele zum Fernglas griff und genauer hinsah.
Von den Ankern schienen feine Fäden, oder waren es Drähte(?), domartig nach oben in den Himmel zu führen. Man konnte nicht sehen, wo sie endeten. Vor dem Basisgebäude war eine Bühne aufgebaut. Fünfzig Meter davor markierte ein Absperrgitter den Sicherheitsabstand, den die Besucher nicht unterschreiten sollten.
Die feierliche Turmtaufe war auf elf Uhr angesetzt, danach sollte die Funktion des Terminals näher beschrieben werden. Eine Stunde später, genau um Zwölf Uhr, neunundneunzig Jahre nach dem Abriss des nie fertig gestellten ersten Wardenclyffe-Towers auf Long Island, sollte der neue Tesla-Turm seinen Betrieb aufnehmen.
Im Anschluss sollte die Vorstellung neuer Techniken stattfinden. Die Enthüllung der Namenstafel am Basisgebäude verlief noch unspektakulär. Man hatte darauf spekuliert, dass der Turm nach Nicola Tesla benannt würde. Tesla-Turm, Tesla-Terminal, Tesla-Tower hatten schon zuvor als mögliche Namen die Runde gemacht.
Das kam der Sache schon sehr nahe, nun sollte er fortan TESLATOR heißen, was für TeslaT ower O
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