ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
weiterhin.«
»Danke. Ebenfalls, alles Gute! Bist du noch in Kiel?«, rief sie ihm hinterher. Stettner drehte sich im Gehen noch einmal zu ihr um. »Ja, klar. Einmal Kiel, immer Kiel!« Er hob feixend den Daumen und wandte sich dann wieder seiner Gruppe zu.
Nele blieb nachdenklich zurück. Alte Erinnerungen an Kiel und an die Zeit kurz vor der Transformation kehrten zurück und beschäftigten sie. Ohne es zu wollen, biss sie sich auf die Unterlippe.
***
Vier Monate und einige Dutzend Ekstasen später verbuchte Nele entscheidende Durchbrüche für sich. Sie hatte nämlich herausgefunden, dass ihr Talisman weit mehr Fähigkeiten besaß als sie bisher angenommen hatte.
Er funktionierte einerseits als universeller Schwingungsverstärker und leistete unschätzbare Dienste dabei, die Körperchakren zu weiten und miteinander zu synchronisieren. Das verhalf ihrer Kundalini-Energie dazu, nun zuverlässig auch höhere Chakrenbereiche zu erreichen.
Bisher konnte Nele die Kundalini-Kraft vom Wurzel- bis zum Herzchakra aufsteigen lassen, der höhere Weg zum Kehl-, Stirn- und Scheitelchakra war ihr noch verstellt. Eine schwer zu beschreibende Mischung aus Angst, Unvermögen und Unsicherheit hinderte sie noch daran. Nele wusste aber intuitiv, dass das nur eine Frage der Zeit und ihrer voran schreitenden Erkenntnis sein konnte.
Eine andere, schwieriger zu verstehende Funktion des Talismans befähigte sie dazu, Kontrolle über Absicht und Handeln anderer Menschen zu gewinnen. Das gelang nicht zuverlässig, dazu war es bisher notwendig gewesen, den Bergkristall über dem Sitz des Herzchakras zu platzieren. Dies, und eine damit einhergehende innere Fokussierung auf gewünschte Wirklichkeiten, die Nele für sich als aktiv gesteuerte Realitätsgestaltung bezeichnete, brachte Menschen dazu, diese Wünsche zu realisieren.
Wie dieser Mechanismus funktionierte, war ihrem Forscherdrang bisher verborgen geblieben. Sie erkannte lediglich, dass es ihr durch die Kraft des Talismans nicht nur gelang, Einfluss auf das Denken und Wollen von Menschen zu erlangen, sondern dass sich auch Situationen einstellten, die sich völlig unabhängig vom Handeln anderer ergaben. Normalerweise hätte man diese als Zufälle bezeichnet, doch Nele sah darin etwas Anderes…
Das meiste Vergnügen bereitete Nele jedoch das Experimentieren mit der Kundalini-Kraft. Welch köstliche Ekstasen diese geheimnisvolle Schlangenenergie in ihr auslöste! Was war dagegen Sex? Nichts weiter als das Glimmen eines Teelichts vor gleißender Sonne! Nein, Nele hatte die Welt des rein sexuellen Genusses weit hinter sich gelassen. Neue Freuden warteten darauf, von ihr entdeckt zu werden.
Unablässig experimentierte sie mit Konstruktionen platonischer Körper und kombinierte diese auf vielfältige Weise mit ihrem Talisman. Während dieser Zeit hatte sie Kotschenreuther, ihren nunmehr ehemaligen Chef, als Versuchskaninchen benutzt, hatte ihn mittels der geheimnisvollen Wirkungen, die ihre Konstruktionen erlaubten, mental beeinflusst, ja, geradezu gelähmt, so dass er schon nach wenigen Wochen am Ende war. Kotschenreuther unterliefen mehr und mehr Fehler bei der Arbeit, und rätselhafte Entrückungszustände ließen ihn schon bald in seiner Funktion als Fakultätsleiter untragbar werden.
Nele hatte es verstanden, die gesamte HU durch ihre Spielchen für sich einzunehmen und wen wunderte es, dass sie am Ende auf den frei gewordenen Stuhl ihres Chefs nachrückte?
Zurzeit brütete sie über einer Konstruktion, die den ersten Gold-Dodekaederkäfig im Maßstab 1:15 vergrößerte. Ihr kühner Gedanke dabei war, sich mit dem Talisman an ihrem Hals so in den neuen Käfig zu setzen, dass ihr Herzchakra, zusammen mit dem Talisman-Verstärker, genau im Zentrum des Gestells platziert wäre.
Eine Pedalvorrichtung aus nicht leitenden Werkstoffteilen sollte den geschlossenen Rahmen des Käfigs durch ein Öffnungsscharnier unterbrechen können, um so die zu erwartenden Wirkungen per Pedaldruck kontrollieren und jederzeit stoppen zu können.
Die Konstruktion und die Beschaffung des erforderlichen Materials stellten nicht das Hauptproblem dar, denn statt des Goldes ließ sich auch Aluminium mit guten Wirkungen einsetzen. Allerdings musste Nele lernen, mit Schutzgas zu schweißen, was ihr anfangs wegen der erforderlichen Genauigkeit der Konstruktion Schwierigkeiten bereitete.
Außerdem tüftelte sie noch am
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