ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
perations R esearch stand. Auch der Zweck der gewaltigen Betonanker wurde erläutert: Auf ihnen waren Femtosekunden-Laser installiert, deren supergebündelte Strahlen in der Stratosphäre zusammentrafen und dort einen Plasmakörper erzeugten. Diese mit dem Auge kaum wahrnehmbaren Laserstrahlen erzeugten in der Luft hauchdünne, leitfähige Plasmakanäle, an denen die gewaltigen Energiemengen wie auf Leitstrahlen geführt werden konnten.
Die Ionosphäre und die Magnetosphäre mit ihren riesigen Energiepotenzialen, von Fachleuten auf jeweils mindestens drei Milliarden Kilowatt geschätzt, sollten mittels des Teslators als Puffer und Speicher genutzt werden. In dieses gigantische Energiereservoir sollte kabellos Energie aus Kraftwerken eingespeist werden.
Diese konnte dann an jedem Punkt der Erde über kugelförmige Resonanzenergie-Empfänger wieder entnommen werden. Der ganze Vorgang war mit nur sehr geringen Energieverlusten belastet und verbrauchte nur dann Energie, wenn ein Empfänger welche entnahm. Im Leerlauf war nur eine geringe Energiemenge erforderlich, um die Resonanzschwingungen in Gang zu halten.
Wichtig war allerdings, dem Feld nicht zuviel Potenzial abzuzapfen, weil das wiederum Einfluss auf die Schumannfrequenzen und das Wettergeschehen hätte. Alles andere an Erklärungen war höchstens noch für Fachbesucher interessant, die übrigen interessierten vielmehr die praktischen Anwendungsmöglichkeiten díeser freien Energie.
Das Hochfahren des Teslators, ab exakt zwölf Uhr, dauerte beinahe eine volle Stunde. Nele hatte insgeheim erwartet, dass irgendetwas fühlbar wäre. Sie hatte Vibrationen, Aggregatgeräusche oder Hochspannungsknistern erwartet, doch ihre Erwartungen wurden in dieser Hinsicht enttäuscht. Nicht einmal der Talisman an ihrer Halskette machte sich bemerkbar - einfach langweilig. Und das Teil sollte zu neuer Technologie und Fortschritt verhelfen?
Den anderen Zuschauern schien es ähnlich zu ergehen. Die Enttäuschung wich jedoch schlagartig, als die Technikvorführungen begannen. Fahrzeuge aller Art, angetrieben durch lautlose Motoren, waren zu sehen. Sie erhielten ihre Energie über fußballgroße Kugelantennen.
Da die schweren Batteriesätze fehlten, waren diese Gefährte nicht nur viel einfacher zu bauen, sondern auch leichter als bisherige Konstruktionen. Selbst elektrobetriebene Fahrräder, die unter zwanzig Kilogramm wogen und keiner Reichweitenbegrenzung unterlagen, wurden nun möglich.
Neben den vielfältigen Mobilitätsanwendungen wurden Hausempfangsanlagen gezeigt, die nicht größer als ein Röhrenradio waren. Weitere Einsatzzwecke, auch für die Industrie, wurden gezeigt. Es herrschte echte Gründerstimmung auf dem Gelände rund um den Teslator.
Der Bedarf an Elektrizität sollte nun verstärkt durch regenerative Energien, wie Solar-, Wind-, Wasser- und Gezeitenkraftwerke gedeckt werden. Man arbeitete schon an einer weiteren, völlig neuen Technik zur Energiegewinnung, die sich den Dynamoeffekt der Erde zunutze machen sollte. Bisherige Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet berechtigten zu großen Hoffnungen, hieß es.
Nele hatte sich ein wenig von den übrigen Mitgliedern der HU-Abordnung abgesondert und war auf eigene Faust über das Gelände marschiert. Ihr Kopf war erfüllt von Ideen und Visionen zukünftiger Anwendungsmöglichkeiten. Beinahe hätte sie in ihrer Verinnerlichung die Gruppe um Stettner übersehen.
Sie prallte förmlich mit ihrem früheren Chef zusammen. »Nele, du auch hier?« Die Verwunderung in seiner Stimme war wirklich nicht zu überhören. »Oh! Hallo Markus. Klar bin ich auch hier, das sollte für Physiker doch selbstverständlich sein, oder?« Sie nickte den anderen in seiner Gruppe grüßend zu.
»Ich dachte, du arbeitest nicht mehr wissenschaftlich. Warst du nicht in die Geschäftsleitung eines Pharmakonzerns aufgestiegen?«
»Tja, war ich. Leider war der nach der Transformation nicht mehr da ...« Ein unangenehmes Schweigen entstand. Nele war sofort klar, dass Stettner sich wunderte, dass ihr die Transformation gelungen war. Sie wunderte sich ja selbst darüber. Da er sie immer noch fragend ansah, fügte sie hinzu: »Ich hab' jetzt eine Professur an der Humboldt-Universität.«
»Oh, da gratuliere ich aber. Das war ja schon während unserer gemeinsamen Zeit dein erklärtes Ziel. Ausdauer lohnt immer. Bestimmt hören wir mal wieder voneinander. Alles Gute
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