Zeitlos
Deutschland wahrnehmbaren, tiefen Brummtönen, die aus dem Innern der Erde zu kommen schienen und Menschen krank machten. Mit diesen niederfrequenten Vibrationen war er das erste Mal in Berlin in Berührung gekommen, als er auf einer seiner vielen Dienstreisen damals, im Airporthotel, keine Ruhe fand. Zunächst hatte er diese auf Aggregategeräusche des Gebäudes zurückgeführt, seine Recherchen ergaben dann aber, dass das Gebäude keineswegs die Ursache war, sondern viele Menschen in der Umgebung von Berlin Tempelhof ebenfalls unter diesem Brummen litten.
Wie er erfuhr, wurde eine riesige, unterirdische Ringantenne, die den militärischen Codenamen TEDDYBÄR trägt, und angeblich für die Kommunikation mit U-Booten benutzt wird, damit in Verbindung gebracht. Sie erzeugt äußerst niedrig schwingende Frequenzen im ELF-Bereich. ELF steht für E xtremely L ow F requency, womit Frequenzbereiche unter einhundert Schwingungen pro Sekunde bezeichnet werden, die durch feste Erde, Wasser und Fels dringen und somit auch durch Ozeane. Dadurch müssen U-Boote, wenn sie mit der Außenwelt kommunizieren wollen, nicht mehr zur Meeresoberfläche auftauchen. Alarmierenderweise erbrachten seine Recherchen zu diesem Thema aber auch noch andere Anwendungsbereiche, die weniger mit U-Boot-Kommunikation, als vielmehr mit U-Boot-Ortung, Wetterbeeinflussung und Mindcontrol zu tun hatten.
Diese sehr tiefen Schwingungen werden von empfindlichen Menschen gehört und können auch durch Ohren-Zuhalten nicht unterdrückt werden, weil sie über Knochen- und Hautleitung durch den Körper in das Gehirn dringen. Man kann ihnen nicht entkommen, außer vielleicht, sich möglichst weit von der Sendequelle aufzuhalten. Aber auch das bringt nicht immer den erhofften Erfolg. Weil Teddy-Frequenzen an manchen Orten stärker, an anderen schwächer wirken, vermutet man Resonanzkopplungen. Eines jedenfalls war eindeutig nachgewiesen: Teddy machte krank und es wurde eine sehr aufwendige Geheimhaltung darum betrieben.
Von den Teddy-Recherchen war es kein weiter Weg zum HAARP-Projekt, das sich ebenfalls mit sehr niedrig schwingenden Frequenzen, angeblich zur Stratosphärenerforschung, beschäftigt. Nachdem er dabei auf einige Patente von Nikola Tesla stieß, die bei HAARP eine Rolle spielen, erwachte seine wissenschaftliche Neugier für dieses Thema vollends.
Jemand warf ihm einen Stoß Papiere auf den Schreibtisch. Mürrisch sah er auf. Kevin Geiger, der Redaktionsassistent, hatte ihm den auf den Tisch geknallt und war schon mit weiteren Dossiers in der Hand auf seiner vormittäglichen Verteilerrunde durch das Büro. Jens, wühl dich da mal durch, ist doch dein Lieblingsthema (Grinse-Smiley), Robert stand auf dem angehefteten Post-it.
Er sichtete die Papiere und suchte den von seinem Redaktionschef angesprochenen Zusammenhang zu seinem Lieblingsthema , womit er nur Frequenzphänomene gemeint haben konnte. Das Dossier enthielt Berichte über Ferminfrarot-Spektroskopie. Es gab bereits Erfolg versprechende Vorarbeiten eines internationalen Forscherteams, das durch diese besondere Spektroskopieart den Stoffaufbau kleinster Nanopartikel sehr konkret beschreiben konnte.
Plätschner wusste, dass Nanopartikel häufig vom Normalaufbau des Stoffes, aus dem sie bestanden, abwichen. Es war deshalb für die Wissenschaft wichtig zu wissen, wie sich die Atome der Nanocluster genau anordnen, um deren Wirkung für die geplante Nutzung optimieren zu können. Nanos, die in ihrer Größe etwa einer Gruppe von zehn bis wenigen hundert Atomen entsprachen, konnten durch vorhergehende, theoretische Berechnungen und anschließender Spektroskopie mittels Ferminfrarotstrahlung spezielle Frequenzmaxima aufweisen, die Aufschluss darüber gaben, ob die zuvor errechneten Aufbaumerkmale tatsächlich vorlagen.
Er sah sich die beigefügten Fotos an und stutzte; das Gesicht eines jungen Forschers kam ihm bekannt vor. Er erinnerte sich nach kurzem Nachdenken, dass es sich bei diesem um den Freund von Neles Chef handelte – Simon Büttner, den er in der Mensa gesehen hatte.
Dem Bericht entnahm er, dass die Kieler Uni tatsächlich den Auftrag für das Forschungsprojekt erhalten hatte. Nun gut, aber was fing er damit an? Warum wollte Robert Kreidler, dass er sich mit diesem Stoff beschäftigte? Er war nicht begeistert – von wegen Lieblingsthema.
Da das IT-Netz gerade streikte und er jetzt ohnehin hier im Büro in seinen Möglichkeiten beschnitten war, entschloss er sich zur Uni zu
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