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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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entschlossen, dachte er.
»Weshalb hatte ich mich entschlossen, zu euch überzutreten?« fragte er.
»Erinnern Sie sich nicht?«
»Nein.«
»Dann habe ich Lektüre für Sie. Eine Art Pressemappe zur Orientierung.« Sie bückte sich, griff hinter die Theke und zog einen großen Umschlag heraus. Sie öffnete ihn auf der Theke. »Zuerst das Exemplar der TIME vom 14. Januar 1996, mit Ihrem Bild auf dem Titelblatt und Ihrer Biographie. Vollständig, soweit die Öffentlichkeit über Sie Bescheid wußte.«
»Was hat man ihr mitgeteilt?« fragte er.
»Daß Sie an einer Erkrankung der Atmungsorgane leiden, die Sie zwingt, zurückgezogen in Südamerika zu leben. In einem kleinen Ort in Peru, namens Ayacucho. Steht alles in der Biographie.« Sie hielt ihm ein kleines Buch hin. »Ein Schultext über zeitgenössische Geschichte. Amtliches Schulbuch in einer der ›Glückliche Welt‹-Schulen.«
»Erklären Sie mir dieses Schlagwort.«
»Es ist kein Schlagwort. Es ist die offizielle Bezeichnung für die Gruppe, die der Ansicht ist, die interplanetarische Raumfahrt hätte keine Zukunft. Eine ›Glückliche Welt‹ ist genug, besser als viele unfruchtbare Wüsten, von denen Gott nicht wollte, daß sie von Menschen besiedelt werden. Sie wissen natürlich, was ›Lunies‹ bedeutet.«
»Ja«, sagte er. »Kolonisten auf Luna.«
»Nicht ganz«, sagte sie. »Aber das steht hier im Buch, zusammen mit einem Bericht über die Ursachen des Krieges. Und noch etwas.« Sie zog eine Broschüre mit dem Titel ›Der Kampf gegen die Tyrannei‹ heraus.
»Was ist das?« sagte Ragle, als er danach griff. Er hatte ein sonderbares Gefühl dabei, ein Gefühl der Vertrautheit. Mrs. Keitelbein sagte: »Diese Broschüre kursierte unter den Tausenden von Arbeitern der Ragle Gumm AG. In Ihren verschiedenen Fabrikationsanlagen. Sie haben Ihren Besitz nicht aufgegeben, Mr. Gumm, verstehen Sie. Sie erklärten sich bereit, dem Staat für einen nominellen Betrag zu helfen – eine patriotische Geste. Ihr Talent sollte dazu dienen, die Menschen vor der Bombardierung durch die Lunies zu retten. Aber nachdem Sie einige Monate für die Regierung gearbeitet hatten – für die ›Glückliche Welt‹-Regierung –, änderten Sie Ihren Sinn. Sie haben Zusammenhänge immer früher erkannt als andere.«
»Kann ich das mit in die Stadt nehmen?« sagte er. Er wollte bereit sein für das morgige Rätsel.
»Nein. Man weiß, daß Sie entwischt sind. Wenn Sie zurückgehen, wird man wieder versuchen, Ihr Gedächtnis zu löschen. Es wäre mir lieber, wenn Sie hierbleiben und das lesen würden. Es ist jetzt fast elf Uhr. Die Zeit reicht. Ich weiß, daß Sie an morgen denken. Sie können nicht anders.«
»Sind wir hier sicher?« fragte Vic.
»Ja.«
»Die MP kommt hier nicht vorbei?« fragte Vic.
»Schauen Sie hinaus«, sagte Mrs. Keitelbein.
Vic und Ragle traten ans Fenster und starrten auf die Straße hinaus. Die Straße war verschwunden. Sie blickten auf schwarze, leere Felder.
»Wir befinden uns zwischen Städten«, sagte Mrs. Keitelbein. »Nachdem Sie hier hereingekommen sind, haben wir uns in Bewegung gesetzt. Wir stehen auch jetzt nicht still. Vor einem Monat haben wir die ›Alte Stadt‹ besetzt, wie die Pioniere sie nennen. Sie haben sie gebaut und ihr den Namen gegeben.« Nach einer Pause fuhr sie fort: »Sind Sie nie auf den Gedanken gekommen, sich zu fragen, wo Sie leben? Wie Ihre Stadt heißt? Der Bezirk? Der Bundesstaat?«
»Nein«, sagte Ragle und kam sich albern vor.
»Wissen Sie, wo sie jetzt ist?«
»Nein.«
»In Wyoming. Wir sind im westlichen Wyoming, nahe der Grenze nach Idaho. Ihre Stadt ist aus mehreren alten Orten, die in den ersten Kriegstagen vernichtet wurden, wiederaufgebaut worden. Die Pioniere haben die Umwelt recht gut hinbekommen. Sie konnten sich auf alte Bücher und Aufzeichnungen stützen. Die Ruinen, in die wir das Telefonbuch, die Zeitschriften und die beschrifteten Zettel gelegt hatten und die Margo wegen der Kinder beseitigt haben möchte, sind ein Rest der echten alten Stadt Kemmerer.«
Ragle setzte sich an die Theke und begann, seine Biographie in der TIME zu lesen.
    14
    Er genoß die Lektüre des Magazins, das vor ihm die reale Welt ausbreitete. Namen, Gesichter, Erlebnisse stiegen empor und waren wieder gegenwärtig. Und keine Männer in Overalls schlichen aus der Dunkelheit herein; niemand störte ihn. Diesmal durfte er sitzenbleiben, das Magazin in den Händen, vorgebeugt, vertieft.
Mehr mit Moraga, dachte er. Der Wahlkampf damals, die

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