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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dachte Ragle. Kein Wunder, daß Ted mich angefleht hat. Kein Wunder, daß mein Gesicht auf dem Titel von TIME war, als Mann des Jahres.
»Ich weiß«, sagte er und blieb stehen. »In der Nacht bei den Kesselmans. Das Foto meiner Aluminiumfabrik.«
»Aluminid«, sagte Vic. »Hat sie jedenfalls gesagt.«
Erinnere ich mich an alles? fragte sich Ragle. Was gibt es noch?
»Wir können zurückfahren«, sagte Vic. »Wir müssen zurück. Jedenfalls du. Sie haben wohl Leute um dich gebraucht, damit es natürlich aussah. Margo, mich, Bill Black. Die bestimmten Reflexe, als ich im Badezimmer nach der Zugschnur suchte. Hier muß es Zugschnüre geben. Oder ich hatte eine. Und als die Leute im Supermarkt gleich reagierten. Sie müssen hier in einem Geschäft gearbeitet haben, alle zusammen. Vielleicht auch in so einem Laden. Alles gleich, nur vierzig Jahre später.«
Vor ihnen tauchten viele Lichter auf.
»Wir versuchen es hier«, sagte Ragle und ging schneller. Er hatte noch die Karte von Ted. Die Nummer stellte vermutlich die Verbindung mit dem Militär her; oder wer sonst es war, der die ganze Stadt aufgebaut hatte. Wieder zurück ... aber warum?
»Warum ist das notwendig?« fragte er. »Warum kann ich es nicht hier tun? Weshalb muß ich dort leben und mir einbilden, man schreibt 1959, und ich beschäftigte mich mit einem Preisausschreiben?«
»Frag mich nicht«, sagte Vic. »Ich kann es dir nicht sagen.« Aus den Lichtern wurden Wörter. Eine Neonschrift in mehreren Farben, in der Dunkelheit brennend:
    ›Western Drug und Pharmazie‹
    »Ein Drugstore«, sagte Vic. »Von da können wir anrufen.«
Sie betraten den Drugstore, ein erstaunlich kleines, enges Geschäft mit hohen Regalen und Schaukästen. Weder Kunden noch ein Verkäufer waren zu sehen. Ragle blieb an der Theke stehen und suchte nach einem Münzfernsprecher. Gibt es sie noch? fragte er sich.
»Kann ich Ihnen helfen?« sagte eine Frauenstimme in der Nähe.
»Ja«, sagte er. »Wir möchten telefonieren. Es ist dringend.«
»Bitte zeigen Sie uns, wie das Telefon bedient wird«, meinte Vic. »Oder können Sie die Nummer für uns wählen?«
»Gewiß«, sagte die Verkäuferin im weißen Kittel und kam hinter der Theke hervor. Sie lächelte, eine ältere Frau in flachen Schuhen. »Guten Abend, Mr. Gumm.«
Er erkannte sie.
Mrs. Keitelbein.
    Mrs. Keitelbein lächelte ihn an und ging zur Tür. Sie schloß sie ab, zog die Jalousie herunter und drehte sich um.
»Wie ist die Nummer?« fragte sie.
Er gab ihr die Karte.
»Oh«, sagte sie, als sie die Nummer las. »Verstehe. Das ist die Vermittlung für die Streitkräfte in Denver. Und die Nebenstelle ist 62. Das ...« Sie runzelte die Stirn. »Das ist wahrscheinlich jemand von der Raketenabwehr. Wenn sie so spät noch dort sind, müssen sie praktisch dort leben. Das muß also ein ganz hoher Rang sein.« Sie gab ihm die Karte zurück. »An wieviel erinnern Sie sich?«
»An sehr viel.«
»Hat es genützt, daß ich Ihnen das Modell Ihrer Fabrik gezeigt habe?«
»Ja.« Das war tatsächlich so. Nachdem er es gesehen hatte, war er in den Bus gestiegen und zum Supermarkt gefahren.
»Dann bin ich froh«, sagte sie.
»Sie sind in der Nähe, um mir immer wieder Anstöße zu geben, damit ich mich erinnere. Dann gehören Sie zu den Streitkräften?«
»Ja«, sagte sie. »In gewissem Sinn.«
»Warum habe ich das überhaupt vergessen?«
»Sie haben es vergessen, weil man Sie dazu veranlaßt hat. So, wie man Sie veranlaßt hat, zu vergessen, was in der Nacht passierte, als Sie auf den Berg stiegen und auf die Kesselmans stießen.«
»Aber es waren Fahrzeuge von den Stadtwerken. Angestellte der Stadt. Sie packten mich. Sie fielen über mich her. Sie ließen mich nicht aus den Augen.« Das waren also die Leute, die den ganzen Ort in Betrieb halten. Die ihn gebaut haben. »Hat man mich von Anfang an alles vergessen lassen?«
»Ja.«
»Aber Sie wollen, daß ich mich erinnere.«
»Das kommt daher, daß ich zu den ›Lunies‹ gehöre. Nicht von Ihrer Art, sondern von der, hinter der die MP her ist. Sie hatten sich entschlossen, zu uns überzutreten, Mr. Gumm. Sie hatten schon gepackt. Aber es ging etwas schief, und Sie sind nicht zu uns gekommen. Man wollte Sie nicht beseitigen, weil man Sie brauchte. Deshalb setzte man Sie an die Arbeit mit dem Preisausschreiben. So konnten Sie Ihre Begabung nutzen ... ohne ethische Skrupel.« Sie lächelte immer noch. Mit ihrem weißen Kittel hätte sie eine Krankenschwester sein können. Tüchtig und praktisch. Und

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