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Zeitoun (German Edition)

Zeitoun (German Edition)

Titel: Zeitoun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Seemannes, der sich einer Reihe abenteuerlicher Prüfungen hatte stellen müssen und jedes Mal wie durch ein Wunder überlebt hatte.
    Zeitouns Vater, Mahmoud, war nicht weit von Dschabla zur Welt gekommen, auf der Insel Arwad, der einzigen Insel vor der syrischen Küste und so klein, dass sie auf manchen Karten nicht mal eingezeichnet war. Die Jungen, die dort aufwuchsen, wurden entweder Schiffsbauer oder Fischer. Schon als Jugendlicher heuerte Mahmoud auf großen Segelfrachtern an, die zwischen dem Libanon und Syrien verkehrten und Bauholz nach Damaskus und in andere Städte entlang der Küste brachten. Während des Zweiten Weltkrieges war er auf einem solchen Schiff von Zypern nach Ägypten unterwegs. Er und seine Kameraden waren sich vage der Gefahr bewusst, dass die Achsenmächte sie als mögliche Nachschublieferanten der Alliierten angreifen könnten, doch sie waren völlig fassungslos, als ein deutsches Jagdbombergeschwader am Horizont auftauchte und auf sie zuhielt. Mahmoud und der Rest der Besatzung sprangen im letzten Moment ins Meer, ehe sie unter Beschuss genommen wurden. Sie schafften es noch, ein Rettungsboot vom sinkenden Schiff zu holen, doch als sie hineinkletterten, griffen die Deutschen erneut an. Offenbar wollten sie alle noch lebenden Seeleute töten. Mahmoud und seine Kameraden retteten sich mit einem Sprung aus dem Boot und blieben so lange unter Wasser, bis die Deutschen glaubten, dass alle von Kugeln getroffen oder ertrunken waren. Sobald die Luft wieder rein war, kletterten die Seeleute zurück in das Rettungsboot und sahen, dass es voller Löcher war. Sie stopften ihre Hemden in die Lecks und paddelten mit den Händen meilenweit, bis sie das ägyptische Ufer erreichten.
    Doch die Geschichte, die Mahmoud am häufigsten erzählte, als Zeitoun ein Junge war, die Geschichte, die er erzählte, um seine Kinder vor einem Leben auf dem Meer abzuschrecken, war folgende:
    Mahmoud war mit einem zehn Meter langen Segelschoner auf der Rückfahrt von Griechenland, als sie in ein schlimmes und tückisches Unwetter gerieten. Sie segelten stundenlang hindurch, bis schließlich der Hauptmast brach. Der obere Teil kippte mit dem Segel ins Wasser und drohte, das ganze Schiff zum Kentern zu bringen. Ohne eine Sekunde zu überlegen, kletterte Mahmoud den Mast hoch, um das Segel loszuschneiden, damit der Rumpf sich wieder aufrichtete. Doch als er die Bruchstelle erreichte, gab der ganze Mast nach, und Mahmoud fiel ins Meer. Das Schiff fuhr mit acht Knoten, und ein Wendemanöver war ausgeschlossen, daher warf die Besatzung alles für Mahmoud ins Wasser, was sie entbehren konnte – ein paar Planken und ein Fass –, und kurz darauf war das Schiff in der Dunkelheit verschwunden. Zwei Tage lang trieb Mahmoud allein im Meer, unter ihm Haie und über ihm der Sturm, klammerte sich an den Resten des Fasses fest, bis er schließlich in Latakia an Land gespült wurde, fünfzig Meilen nördlich von der Insel Arwad.
    Niemand, einschließlich Mahmoud, konnte glauben, dass er überlebt hatte, und danach schwor er sich, ein solches Risiko nie wieder einzugehen. Er hängte die Seefahrt an den Nagel, zog mit seiner Familie von Arwad aufs Festland und verbot seinen Kindern, auf dem Meer zu arbeiten. Er wollte ihnen allen eine gute Ausbildung ermöglichen, andere Chancen eröffnen, als Fischer oder Schiffsbauer zu werden.
    Mahmoud und seine Frau suchten in ganz Syrien nach einem neuen Zuhause, weit weg vom Wasser. Monatelang fuhren sie mit ihren kleinen Kindern durchs Land, sahen sich Orte und Häuser an. Doch nichts schien das Richtige zu sein. Bis sie ein zweistöckiges Haus besichtigten, in dem genug Platz für all ihre gegenwärtigen und zukünftigen Kinder war. Als Mahmoud erklärte, dass sie hier bleiben würden, lachte seine Frau. Das Haus stand direkt am Meer, keine fünfzehn Meter vom Ufer entfernt.
    Dort, in Dschabla, machte Mahmoud einen Haushaltswarenladen auf, schickte seine Kinder auf die besten Schulen und brachte seinen Söhnen jedes Handwerk bei, das er beherrschte. Jedermann kannte die Zeitouns, allesamt fleißig und aufgeweckt, und jedermann kannte Abdulrahman, den Achtgeborenen, einen jungen Burschen, der alles wissen wollte und keine Arbeit scheute. Als Jugendlicher sah er, sooft er konnte, den Handwerkern in der Stadt zu, studierte ihr Gewerbe. Und sobald sie erkannten, dass er es ernst meinte und rasch lernte, brachten sie ihm alles bei, was sie wussten. Im Laufe der Jahre hatte er jedes Handwerk erlernt, das

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