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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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ist ganz verständlich. Sie versuchen, verstandesmäßig zu betrachten, was passiert – aber das nützt Ihnen nichts; es wird Sie nur vom Wesentlichen ablenken.
    Ich will Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, die Ihnen vielleicht hilft. Während meines Lebens habe ich Leuten, die ich für erfolgreich hielt, immer große Aufmerksamkeit geschenkt und bin zu folgendem Schluss gekommen. Sie alle haben drei Dinge gemeinsam: Erstens blicken sie immer mit großer Leidenschaft nach vorn; sie bleiben nicht mit ihren Gedanken in der Vergangenheit stehen. Zweitens verspüren sie eine ungeheure Neugier auf das Leben, begreifen jeden Tag als Gelegenheit, etwas zu lernen oder zu erleben, ganz gleich, wie viel sie bereits wissen. Und drittens befassen sie sich nur mit Dingen, auf die sie Einfluss haben, niemals mit etwas anderem.« Wilson wartete einen Moment, um seine Worte wirken zu lassen.
    »Das Geniale daran ist, dass in dieser Logik kein Raum für Angst bleibt. Sie müssen nach vorn blicken, Randall, und sich auf Ihren Auftrag konzentrieren. Das wird die Erfahrung Ihres Lebens werden. Und vor allem dürfen Sie sich nur Gedanken über die Dinge machen, die Sie beeinflussen können.« Wilson zeigte auf die Transportkapsel. »Sie werden da hineinsteigen wie in ein Auto und eine kurze Zeit unterwegs sein. Wenn Sie angekommen sind, werden Sie tun, worauf Sie vorbereitet wurden. Sie werden die Anweisungen des Auftragstextes wortgetreu befolgen und mit Klugheit, Geschick und Kenntnis der Zukunft den Lauf der Geschichte nach Ihrem Willen verändern. Und wenn Sie dieses Abenteuer abgeschlossen haben, werden Sie hierher zurückkehren, und wir werden uns fröhlich darüber unterhalten, wie Sie Ihr Ziel erreicht haben. Ich werde alles ganz genau wissen wollen, jede Einzelheit.«
    Randall nickte. »Danke für Ihre Unterstützung«, sagte er ernst.
    »Nur um es mal deutlich zu sagen: Ich weiß genau, was Sie durchmachen«, versicherte Wilson. »Aber es ist ein prächtiger Tag. Gehen Sie doch einfach nach Hause und ruhen sich ein bisschen aus. Morgen sind wir dann wieder im Simulator. Professor Author hat sich ein paar Kampfszenen mit Tataren ausgedacht, die Sie sich ansehen müssen. Ich finde sie sehr eindrucksvoll. Wir wollen, dass Sie selbstsichere Entscheidungen fällen, wenn rings um Sie die Schlacht tobt.«
    »Danke.« Randall rang sich ein Lächeln ab. »Wir sehen uns dann morgen.« Er schüttelte Wilson die Hand und ging.
    Die Minuten verstrichen, und Wilson sah sich noch immer auf die Kristallkugel starren und überlegen, wie sein Leben wohl aussähe, wenn er damit reisen könnte, wohin er wollte. Er könnte an jedem bedeutenden Weltereignis der Geschichte teilnehmen: bei der Entstehung der Unabhängigkeitserklärung, beim Ausbruch des Vesuv, bei der Amtseinführung von Obama dabei sein. Er könnte den römischen Senat zur Zeit Vespasians besuchen. Seltsamerweise machte ihn die Vorstellung, solche Macht zu haben, melancholisch. Es wäre schwierig, zu verzichten und die Vergangenheit sein zu lassen, wie sie war, dachte er. Man würde viele Untaten ungeschehen machen wollen, die sich bis auf die Gegenwart auswirkten. Bedeutende Leute könnten gerettet, Unschuldige beschützt werden. Schwer zu sagen, wie man sich vor solchen Eingriffen hüten sollte, wenn man die Macht dazu hatte.
    Dafür gibt es den Auftragstext, erkannte Wilson, als wäre das die Offenbarung schlechthin. Er verhinderte ein unvernünftiges Eingreifen in die Vergangenheit – was in vielerlei Hinsicht die schlimmste Auswirkung wäre. Der Auftragstext war das Regelwerk, und wenn man daran festhielt, blieb alles im Gleichgewicht; der Wille des Volkes lenkte Tag für Tag die Welt und die Zukunft. Denn traurigerweise, dachte er, hatten einige der größten Tragödien auch zu den größten Triumphen der Menschheit geführt: die Ermordung Martin Luther Kings zur Gleichberechtigung. Hiroshima und Nagasaki hatten zur Folge, dass nie wieder im Zorn eine Atombombe abgeworfen wurde. Es war bedrückend, doch die Redensart, wonach es kurz vor der Dämmerung am dunkelsten war, fand er jetzt vollkommen einleuchtend.
    Jemand tippte ihm auf die Schulter und riss ihn aus seinen Gedanken. Davin stand neben ihm.
    »Ich habe Ihrem Gespräch mit Randall zugehört«, sagte er. »Ich finde, Sie machen das ganz ausgezeichnet.«
    Davin war seit drei Jahren Teamleiter und wurde von allen respektiert. Er hatte chinesische Vorfahren und arbeitete seit zwanzig Jahren für Enterprise

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