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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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regnen«, sagte er.
    »Das wäre fantastisch«, meinte der Journalist und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Die Hitze ist erdrückend.«
    »Es wird gießen wie aus Eimern. Der Jadekanal wird sich in einen Strom verwandeln und die Straßen in ein Schlammbad. Ich denke, solange der Sturm über der Stadt hängt, werden die Boxer nicht angreifen.«
    Morrison blickte nach Norden, wo der Himmel dunkel geworden war. »Ein bisschen Abkühlung wäre eine willkommene Überraschung.«
    »Die Botschaften werden standhalten, George, egal, was die Boxer auf uns schleudern«, sagte Wilson. »Wir müssen nur wachsam und optimistisch bleiben.«
    »Manchmal frage ich mich, ob dieser Wahnsinn jemals aufhört. Aber bisher ist alles so gekommen, wie Sie gesagt haben. Warum also widersprechen?«
    »Die Entsatztruppen werden kommen. Wir brauchen nur so lange auszuhalten.« Wilson wollte ihm zu gern erzählen, dass er das Gesandtschaftsviertel am frühen Abend verlassen würde, doch ihm war klar, dass das unklug wäre – George würde es auch gar nicht verstehen. »Ich werde mal aufs deutsche Gelände gehen«, sagte Wilson. »Die haben sich dort Sorgen gemacht, dass die Grundstücksmauer schwächer wird. Ich komme sofort zurück und melde meine Erkenntnisse Sir Claude.«
    In der Nähe wurden Kanonen abgefeuert, und er hörte die Granaten durch die Luft pfeifen.
    Morrison nickte. »Ich bin hier, wenn Sie mich brauchen.« Er visierte erneut und fügte dann leise lachend hinzu: »Und sorge dafür, dass wir die Oberhand behalten.«
    »Wir können und werden standhalten, bis Verstärkung kommt«, versprach Wilson noch einmal. »Also nie den Mut verlieren, egal, was kommt.«
    »Und Sie verhalten sich vorsichtig«, befahl Morrison, ohne aufzublicken. »Keine Heldentaten mehr, klar? Und wenn die Verstärkung endlich da ist, werden wir uns einen wohlverdienten Schluck genehmigen.«

57.
Peking, China
Tatarenstadt
Britische Botschaft
10. Juli 1900
Ortszeit: 18.04 Uhr
    Bei strömendem Regen und dem grellen Licht ständiger Blitze zog sich Wilson an der Nordmauer der britischen Gesandtschaft hinauf. Der Wind wirbelte durch die Baumkronen und brach den Ast einer großen Pinie ab, der knackend neben ihm auf die Mauer schlug. In dem prasselnden Regen konnte Wilson nur ein paar Schritte weit sehen. Er lief auf der Mauer entlang, warf sein Seil auf der anderen Seite hinab und landete schließlich in knöcheltiefem Morast.
    Es donnerte, und Wilson überlief ein Schauder.
    Er zog sich die Kapuze seines Regenmantels über den Kopf und stapfte durch den klebrigen Matsch auf die Boxerbarrikade zu, die bislang nur als ferner Schatten erschien. In seiner Hose steckte ein Colt, den Captain McCalla ihm gegeben hatte, auf dem Rücken trug er ein chinesisches Kurzschwert aus Sir Claudes Sammlung von Geschenken, die er von chinesischen Würdenträgern bekommen hatte. An seinem Griff hing ein aufgerolltes Seil, an dem ein Haken befestigt war. Wilson ging an einem Leichenhaufen vorbei; es waren mindestens zwanzig Tote, die mitten auf der Gasse lagen. Ob es Boxer oder chinesische Konvertiten waren, konnte er nicht erkennen. Dann stieg er durch die verlassene Barrikade, die aus zwei umgekippten Karren und Sandsäcken bestand, und lief weiter durch die Gasse.
    Er passierte eine leere Seitenstraße und gelangte zur Mauer der Kaiserstadt. Dort schleuderte er das Seil mit dem Haken in die Höhe, während ihm der Regen ins Gesicht schlug. Beim siebten Versuch gelang es endlich, und der Haken verfing sich. Wilson zog sich mühelos auf die Mauer, um sich auf der anderen Seite hinunterzulassen.
    Jetzt war er seinem Ziel einen Schritt näher.
    Es war unwahrscheinlich, hier einer Boxerpatrouille in die Arme zu laufen, trotzdem eilte er geduckt durch die Gasse, die hinter den chinesischen Prachtbauten und Gärten verlief. Der Himmel war fast schwarz, sodass wenig zu erkennen war, und der brausende Sturm machte es unmöglich, etwas anderes zu hören.
    Es waren noch etwa achthundert Meter bis zur Mauer der Verbotenen Stadt. Als es blitzte, glaubte er, die Umrisse der imposanten Bauten zu erkennen, doch wahrscheinlich hatte er sich getäuscht. Nachdem er sich kurz verlaufen hatte, fand er schließlich den Weg zum breiten Graben, der die Verbotene Stadt umgab. Der Regen peitschte das Wasser auf. Wilson sah auf die Uhr; es blieb nicht mehr viel Zeit. Er versteckte sich neben der Zufahrt und wartete. Gleich würden die Wagen vom Schlachthaus aus dem Regen auftauchen.
    Es

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