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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Munition nicht ausgeht, George. Das passiert leicht«, sagte Wilson und schloss die Augen. »Sagen Sie Sir Claude, er soll permanent Wache halten lassen. Und kein einziger Schuss darf vergeudet werden.«
    »Werden Sie hier zurechtkommen?«, fragte Morrison.
    Wilson hielt zitternd den Daumen hoch. »Lassen Sie mir einen Moment Zeit, dann geht’s mir schon wieder besser.«

56.
Peking, China
Tatarenstadt
Russische Botschaft
10. Juli 1900
Ortszeit: 11.04 Uhr
    Als Wilson sah, dass der Himmel über den Yanshan-Bergen dunkler wurde, war er erleichtert und bekam zugleich Angst. Der Zeitpunkt, an dem er Randall gegenübertreten würde, rückte näher. Es war jetzt wichtig, bis zum frühen Abend positiv zu denken und konzentriert zu bleiben.
    Seit drei Wochen und rund um die Uhr hielt nun der Kampf um die Pekinger Botschaften bereits an. Während der ersten Woche rückten die Boxer ein beträchtliches Stück vor, indem sie permanent die Haupttore und Straßeneingänge angriffen, doch sie wurden durchweg aufgehalten, weil die Verteidiger ausgezeichnete Schützen waren und weil sich auf den Straßen die Leichen türmten. Zum Äußersten entschlossen, steckten die Boxer schließlich den Mongolenmarkt und die Hanlin-Bibliothek in Brand, die beide an die deutsche Botschaft grenzten. Die Feuer gerieten außer Kontrolle, der Rauch war quälend, doch die Flammen griffen nicht auf das Botschaftsgelände über.
    In der zweiten Woche gelangte das Gerücht zu ihnen, der Meister persönlich streife draußen umher und sei an einem Angriff auf das westliche Ende der Gesandtschaftsstraße beteiligt gewesen. Zum Glück für die Verteidiger war dort die Gatling, das amerikanische Maschinengewehr, postiert, und der Vormarsch der Boxer konnte damit gestoppt werden. Am Tag nach diesem missglückten Angriff wurden die Boxer plötzlich erfinderisch. Sie fingen an, die Grundstücksmauern zu untergraben und mit Dynamit zu füllen. Die schweren Explosionen erzeugten große Angst bei den Alliierten. Doch die eigentliche Gefahr drohte von den Boxerhorden auf den Straßen, die das Gelände stürmen würden, sobald die erste Bresche gesprengt war. Mit Wilsons Hilfe verstanden sich die Alliierten immer besser darauf, die Truppenbewegungen der Boxer zu deuten, verlegten ihre Verteidigungsposten und schlugen jeden Angriff zurück.
    In der letzten Woche wechselten die Boxer erneut die Taktik und kämpften wieder konservativ. Sie bauten hölzerne Schützenstellungen und stellten sie am Ende jeder Straße auf. So rückten sie mit ihren Barrikaden Stück für Stück vor, manchmal nur wenige Meter, indem sie sie mit unermüdlicher Energie zerlegten und wieder zusammensetzten. Die langsame Einschnürung des Gesandtschaftsviertels und die Zahlenstärke der Boxer kam schließlich zum Tragen, und sie gewannen die Oberhand.
    Selbst Wilson machte sich allmählich Sorgen, doch zum Glück verbesserten sich die Chancen der Verteidiger, als sie eine halb verschüttete britische Kanone in einer verwahrlosten Gießerei entdeckten. Sie war während des zweiten Opiumkrieges dorthin gebracht worden, vierzig Jahre zuvor. Sie wurde von zwei Seesoldaten der Amerikaner gereinigt und auf eine italienische Lafette gebunden. Zufällig passten die russischen Granaten, die sie von Tientsin mitgebracht hatten, perfekt in den Lauf, und damit besaßen die Alliierten endlich eine Waffe, die die heranrückenden Boxerbarrikaden mühelos dezimieren konnte. Die »internationale Kanone«, wie sie später genannt wurde, war der Stolz der Verteidiger und richtete furchtbare Verwüstungen an, wenn man damit auf kurze Entfernung feuerte.
    Wilson drückte sich mit dem Rücken gegen den Wall von Sandsäcken, bevor er einen raschen Blick zu den Boxerstellungen am Straßenende wagte. In der stickigen Luft hing ein widerwärtiger Leichengestank, und Wilson schätzte, dass mindestens hundert tote Chinesen in der Sonne lagen.
    Morrison lud sein Gewehr und blickte über den Lauf die Straße entlang. Neben ihm kauerten zehn Soldaten und zwei Zivilisten, jeder mit einem Gewehr. Alle paar Sekunden hörte man gedämpften Kanonendonner. Chinesische Kinder flitzten zwischen den Linien der Verteidiger hin und her und brachten Patronen. Die Männer waren müde und schmutzig, viele blutverschmiert, einige bandagiert. Die Augen waren eingesunken vom Schlafmangel, und zu allem Überfluss hatte sich die Ruhr unter ihnen ausgebreitet.
    Wilson legte Morrison eine Hand auf die Schulter. »Es wird heute Nachmittag heftig

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