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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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entsprechenden Befehl Major-General Sir Robert Napier, Sir Hopes Stellvertreter, zu.
    Wieder neigte sich Chen zu Lord Elgin. »Alle Geschütze sollen um ein Grad höher zielen«, flüsterte er.
    »Alle Geschütze ein Grad höher!«, schrie Lord Elgin.
    Parkes sagte kein Wort; er beobachtete nur und nahm jede Einzelheit in sich auf.
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange«, flüsterte Randall.
    Elgin wischte sich mit einem bestickten Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Das hoffe ich. Es ist heiß hier, und die Mücken machen mich wahnsinnig.« Er wrang die angesammelte Nässe aus dem kleinen Tuch, und die Tropfen fielen auf den Holzboden des behelfsmäßigen Kommandostands.
    Wieder blickte Chen durchs Fernglas. Es fielen noch zehn Schüsse, bevor die Granaten über die Außenmauer der Festung flogen. Drei Minuten später gab es eine ungeheure Explosion, die fünfhundertmal lauter war als der Knall einer Granate. Der Boden erzitterte. Randall spürte die Erschütterung im ganzen Körper, doch die Zerstörung fand anderthalb Kilometer entfernt statt. Ein paar Augenblicke später stieg eine vielsagende schwarze Rauchwolke über der Festung auf. Die Pulverkammer war getroffen worden.
    Lord Elgin stand staunend von seinem Stuhl auf. »Mein Gott«, hauchte er.
    Parkes ließ bei der Explosion die Pfeife fallen. Einen Moment lang verlor er seine kühle Haltung und taumelte ans Geländer. »Die armen Seelen«, sagte er. Die Bemerkung war jedoch mehr darauf gerichtet, Chen zu gefallen, als echtes Mitgefühl auszudrücken. Der Diplomat versuchte bereits, den chinesischen Berater zu umgarnen und dessen Vertrauen zu gewinnen.
    Randall nickte beipflichtend, auch wenn sich alles wie geplant entwickelte. Eines war sicher: Er erfüllte seine Mission als Aufseher, und mit seiner kundigen Führung würden die Briten und Franzosen die Taku-Forts zweifellos einnehmen. Die Verluste würden sich auf ein Minimum beschränken. Die Geschichte würde im Einklang mit dem großen Plan festgeschrieben und das Gleichgewicht der Natur in alle Ewigkeit erhalten bleiben. Und obwohl Randall die Briten zutiefst verachtete, weil sie den Chinesen Opium verkauften, wusste er, dass dies der einzig gangbare Weg war.
    In diesem Moment musste er an Wilson Dowling denken, der zweihundert Jahre entfernt in der Zukunft lebte. Sein Mentor hatte ihn auf unorthodoxe Weise, aber gut auf die Herausforderungen vorbereitet, mit denen er konfrontiert wäre, sobald er es mit Menschen zu tun hatte, die von seinem wahren Ziel nichts ahnten. Es war, wie Wilson sich ausgedrückt hatte, eine berauschende Bestimmung, die Randall da zuteil wurde. Das Unternehmen Esra leitete er allein, und alles lief genau nach Plan.
    Randall holte tief Luft. »Der Augenblick ist gekommen; die Infanterie soll vorrücken«, sagte er.

8.
Arizona, Nordamerika
Northern Ridge
20. Juni 2084
Ortszeit: 8.05 Uhr
64 Tage vor dem Esra-Transport
    Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Wilson Dowling in der gleißenden Sonne und überlegte noch einmal, ob das eine so gute Idee war. Sein Herz klopfte wie verrückt. Es war Angst, was er erlebte – genau das flüchtige Elixier, das er suchte.
    Tu’s einfach, sagte er sich.
    Er leerte seinen Kopf so gut es ging, holte tief Luft und rannte auf den glatten Felsrand zu, den er sich zum Absprung ausgesucht hatte. Er musste eine Endgeschwindigkeit von mindestens 32 Stundenkilometern erreichen – wenn nicht, würde er auf die dreihundert Meter hohe Felsspitze nahe der Steilwand auftreffen und der Fallschirm würde sich nicht ordentlich öffnen, wenn überhaupt.
    Und dann hätte er seinen letzten Atemzug getan.
    Wilson rannte gegen seine Angst an und zwang sich über seine körperliche Leistungsfähigkeit hinaus. Unwillkürlich stieß er einen Schrei aus, dann warf er sich von der Felskante in die Luft. Nun hatte er einen 1.500 Meter tiefen Fall vor sich, vorausgesetzt er traf nicht die besagte Felsspitze, und dann einen senkrechten Fallschirmflug hinab zum Colorado.
    Der Himmel war klar, hellblau. Oberhalb der Schlucht war es windstill, kein Lüftchen regte sich. Nirgends Wolken. Die Vormittagssonne sorgte bereits für eine Temperatur von dreißig Grad Celsius, eine schöne, trockene Hitze.
    Plötzlich fegte Wilson ein Windstoß um die Ohren, als er über den Abgrund und einen Moment lang in die Höhe schnellte, bevor ihn die Schwerkraft unerbittlich wie die Hand Gottes nach unten zog.
    Unter ihm klaffte der Grand Canyon, die größte Steilwandschlucht der

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