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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Mauer an der Seeseite zu durchbrechen, denn dort war sie zwölf Meter dick.
    Die Qing feuerten von der Festung mit den russischen Geschützen zurück. Zwar hatten sie den Vorteil der größeren Höhe, doch Geschosse und Schießpulver waren unterlegen und erzielten keine Treffer.
    Die Vorbereitungen der vergangenen Woche waren reibungslos verlaufen. Am 12. August war ein britisch-französischer Verband aus tausend Mann südwestlich entlang der Dammstraße nach Sin-Ho vorgerückt, während sich die 2. Division, geführt von Sir Hope, von Süden mit 340 Reitern genähert hatte. Sir Hopes Division stand erneut der tatarischen Kavallerie gegenüber, doch ein weiter Linksschwenk der britisch-französischen Truppen beschnitt die Rückzugsmöglichkeiten der Tataren beträchtlich, sodass diese kampflos zur Festung flohen. Die brillant abgestimmte Zangenbewegung der Verbündeten jagte sie aus dem Schlickwatt und dem Sumpfgebiet nach Norden, sodass der Transport der schweren Geschütze und Munitionswagen ungehindert beginnen konnte.
    Am 14. August wurde das Dorf Tang Ku wie befohlen von der 2. Brigade überrannt. Durch diese Eroberung wurde Senggerinchins Kavallerie der Nachschub abgeschnitten und die Möglichkeit beseitigt, von Westen her überflügelt zu werden. Unter Randalls Führung töteten die Briten über hundert tatarische Krieger und nahmen das Dorf ein, ohne selbst einen Mann zu verlieren.
    Randall blickte durchs Fernglas zu den beschädigten Mauern der Festung und suchte nach Löchern, die groß genug wären, um einen Mann durchzulassen. Er stand auf einer haushohen hölzernen Plattform, die die Pioniere gebaut hatten, knapp zwei Kilometer von den feindlichen Stellungen entfernt. Sie war der höchste und beste Beobachtungspunkt im Gelände. Bei Flut stand das Schlickwatt darunter dreißig Zentimeter unter Wasser.
    Lord Elgin saß in seinem weich gepolsterten Lehnstuhl aus der Zeit Ludwigs XVI., der auf seinen Befehl hin aus der Schiffskabine durch den Sumpf getragen worden war, damit er es bequemer hatte. Wie immer schwitzte er heftig.
    Neben ihm in einem identischen Stuhl saß der britische Konsul von Hongkong, Harry Parkes. Er trug einen schwarzen Anzug und rauchte eine Castleford-Pfeife. Er war nach Gouverneur Bowering der ranghöchste Bewohner Hongkongs, sprach fließend Kantonesisch und Mandarin und war Lord Elgins Chefunterhändler. Randall war sehr wohl bekannt, dass Parkes einer der gerissensten Männer im Fernen Osten war. Er war es, der sich den Zwischenfall auf der Arrow zunutze gemacht hatte, eines unter britischer Flagge fahrenden Schiffes, das im Oktober 1856 von den Chinesen unbefugt beschlagnahmt worden war. Er hatte ihn zum Vorwand genommen, um China den Krieg zu erklären. Diese wohl berechnete Aktion hatte den alleinigen Zweck gehabt, die Handelsbedingungen für die Briten zu verbessern. Darum war Parkes bei den Militärführern und Beamten der Qing gleichermaßen verhasst.
    Parkes war sechs Stunden zuvor mit einem Dampfer von Hongkong gekommen und auf direktem Wege zum Schlachtfeld geeilt. Ursprünglich hatte er abgelehnt, mit der britisch-französischen Flotte zu fahren, weil er abwarten wollte, ob es ihnen gelänge, bei Pei Tang ihr Lager aufzuschlagen. Er wollte nicht noch einmal mit einer Niederlage in Verbindung gebracht werden – wie vor einem Jahr, als er Frederick Bruce und Admiral Jennings bei ihrem törichten Versuch begleitete, die Taku-Forts einzunehmen. Die Erinnerung war noch frisch. Er hatte mit angesehen, wie Hunderte britischer Soldaten niedergemäht wurden und vier Schiffe Ihrer Majestät unter vernichtendem Feuer ihre letzte Reise zum Meeresgrund antraten. Als scharfsinniger Politiker würde er zu verhindern wissen, dass er noch einmal in die Nähe eines Versagers kam.
    Parkes hielt die Pfeife an die Lippen. Wolken von Tabakrauch stiegen aus seinem Mund auf, während er unauffällig jede Bewegung Chens beobachtete. Der 32-jährige Konsul sah verhältnismäßig gut aus und war schmal gebaut. Sein Kopf war kahl, Gesicht und Nase schmal, die Mund- und Kinnpartie glatt rasiert. Doch bei dem Backenbart, der bestimmt zehn Zentimeter nach außen abstand, gewann man den Eindruck, als wollte er sein Gesicht um jeden Preis verbreitern.
    Alle paar Sekunden wurde eine Kanonenkugel oder Granate auf die Festung abgefeuert. Es hörte nicht auf. Die Geschütze standen in weitem Halbkreis auf der Ebene, und ab und zu flüsterte Chen ein paar Worte in Elgins Ohr. Der brüllte sodann den

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