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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Welt, fast 450 Kilometer lang und an manchen Stellen 28 Kilometer breit. Der Colorado hatte sie über einen Zeitraum von sechs Millionen Jahren durch Tausende Gesteinsschichten hindurch ausgewaschen und einen gefährlichen Ort von verblüffender Schönheit geschaffen.
    Diese Stelle war die tiefste, über 1500 Meter waren es bis zum Boden, und darum hatte Wilson sie ausgesucht. Er war bereits in die tiefsten Schluchten der Welt gesprungen: in den Hell’s Canyon in Oregon und die Cotahuasi-Schlucht in Peru. Darum war es ihm passend erschienen, auch den Grand Canyon auf seine Liste zu setzen. Von dieser Stelle hatte es vor ihm noch keiner probiert, und für ihn war das bisher praktisch der gefährlichste Versuch.
    Es waren noch keine fünfzig Leute in den Grand Canyon gesprungen. Wegen der Gefährlichkeit, aber auch weil es organisatorisch schwierig war, den Springer hinterher aus der Schlucht herauszubringen, wussten die Hopi solche Absichten zumeist zu vereiteln. Wilson hatte mit dem Hopi-Häuptling zwei Jahre lang verhandelt. Dann waren sie übereingekommen, das Harvard-Stipendienprogramm der Enterprise Corporation ins Leben zu rufen, mit dem jährlich die zwei begabtesten Hopi-Studenten als Vollstipendiaten zur Universität geschickt werden sollten und das auf zwanzig Jahre angelegt war. Wilson war jetzt offiziell Mitglied des Stammes und durfte springen, wann immer er wollte.
    Der Wind pfiff ihm um die Ohren, und Wilson breitete die Arme aus, schob das Kinn vor und streckte sich so weit er konnte, um jeden möglichen Vorteil zu nutzen. Er trug einen gelben Wingsuit aus leichter kevlarverstärkter Baumwolle. Von den Ellbogen spannten sich Flügel aus Fallschirmseide bis zur Hüfte, die für Auftrieb sorgten. Dazu trug er einen leichten Helm, Schuhe und einen Fallschirm – jedes zusätzliche Gramm Gewicht konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Die Augen schützte er mit einer ultraleichten gebogenen Sportbrille.
    Schon im Augenblick nach dem Absprung wusste er, dass er es nicht schaffen würde. In der dünnen, trockenen Luft fiel er zu schnell. Die gezackte Spitze paläozoischen Gesteins war nur noch neunzig Meter entfernt und lag genau in der Falllinie. Er drehte sich, um vielleicht noch ausweichen zu können, und verlor dadurch noch mehr Luftwiderstand.
    Ihm schossen völlig nutzlose Informationen durch den Kopf … Der Felsen, auf den er aufschlagen würde, war im Paläozoikum entstanden, also vor über fünfhundert Millionen Jahren. In dieser erdgeschichtlichen Periode hatte die gesamte Landmasse einen großen Superkontinent gebildet, Pannotia genannt. Die erste Eiszeit war gerade vorbei, und die tektonischen Platten brachen mit der Geschwindigkeit eines wachsenden Fingernagels auseinander, einige trieben voneinander weg, andere drängten gegeneinander. Ozeane öffneten sich, Gebirge wurden aufgefaltet, das Leben auf der Erde begann.
    Wilson flog seitlich gegen die Felswand, mit dem Kopf und der linken Schulter prallte er gegen die lockere Schieferformation.
    Augenblicklich von allen Gedanken befreit, kollerte er kopfüber an dem 80-Grad-Gefälle entlang, riss sich den Wingsuit auf, verfing sich mit den Fallschirmgurten an Felskanten und trudelte schließlich wie ein Derwisch, sodass er viele von den gnadenlosen Schlägen mit Helm und Schultern abfing. Das Blut hatte nicht einmal Zeit gehabt hervorzuquellen, als Wilsons Hals ein neuerlicher Stoß traf. Sein Vorwärtsschwung war nahezu verbraucht, als sein schlaffer Körper schließlich von der Felsschräge kollerte und den 1400 Meter tiefen Fall zum Grund der Schlucht antrat, wo der Colorado floss.
    Die zunehmende Kraft des Windes spreizte ihm die Arme und Beine. Plötzlich sah er Helena Capriarty vollkommen klar vor seinem geistigen Auge. Es war gut, dass er mit ihr zusammen gewesen war, dachte er verträumt, dass er sie angefasst und geküsst hatte. Aber seitdem war sein Leben so leer gewesen, so bedeutungslos. Es war genau drei Jahre her, dass er aus der Vergangenheit zurückgekehrt war. Sie waren durch eine Barriere von über achtzig Jahren voneinander getrennt. Es war ein grausames Schicksal, ein Zeitreisender zu sein, der zu der Frau, die er liebte, niemals zurückkehren konnte.
    Das war der Grund für diesen Sprung gewesen: der dritte Jahrestag seiner Rekonstruktion in der Transportkapsel. Der Abschluss einer Reise in die Vergangenheit und, was höchst wichtig war, der erfolgreiche Abschluss seines Auftrags.
    Aber eben auch der Tag, an

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