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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Zeitreisenden konnte das Gefüge des Schicksals schwächen und darum die Zukunft verändern. Wilson war in dieser Sache sehr empfindlich gewesen. Die Möglichkeit des Scheiterns musste bestehen bleiben. Nichts war sicher. Überdies wurzelte die Zähigkeit, die zum Erfolg nötig war, immer im Unbekannten.
    Randall wählte seine Worte mit Bedacht. »Darüber entscheiden Ihre Soldaten. Ob Briten oder Franzosen, kann ich nicht sagen, sondern nur, dass der Sieg den Verbündeten gehört, wenn sie mit vereinten Kräften kämpfen. Ich kann Ihren Männern nur die Gelegenheit zum Sieg verschaffen, erlangen müssen sie ihn selbst.«
    Lord Elgin nickte, dann rief er General Napier heran. »Sagen Sie Baron Gros, dass wir zusammen angreifen. Aber bei Gott, unsere Leute müssen die Flagge vor den Franzosen hissen. Wir haben unsere Truppen so postiert, dass wir gewinnen können – und gewinnen müssen wir.«
    Den weißen Tropenhelm unter dem Arm, stand General Napier vor ihm. Sein roter Rock und die weißen Hosen waren schlammbespritzt. »Wir haben mehr als zweieinhalbtausend Männer draußen im Schlickwatt, die Franzosen nur siebenhundert. Der Sieg ist unser, Lord Elgin.«
    »Probyns und Fanes Horse müssen nördlich des Marschlandes warten«, fügte Elgin hinzu. »Sie sollen bereitstehen, um einen Gegenangriff der Tataren zurückzuschlagen.«
    Randall neigte sich zu Elgin hinüber, damit niemand hören konnte, was er sagte. »Sie sollen erst angreifen, wenn der Rauch sich verzogen hat. Die Qing müssen die Grausamkeit Ihres Sieges mit ansehen können.«
    Lord Elgin nickte. »Und erst angreifen, wenn der Rauch sich verzogen hat«, sagte er mit Nachdruck. »Nun, dann machen Sie weiter. Und viel Glück.« General Napier grüßte breit lächelnd und wandte sich ab. Doch Lord Elgin empfand keine Euphorie. Ihm brannte ein Gefühl im Magen, das er schwer ignorieren konnte. Dass er von diesem Chinesen ständig Befehle entgegennahm, wurde allmählich zu viel für seinen britischen Stolz. Er allein war Kommandeur der alliierten Truppen. Durch Gottes Wille war er der 8. Earl von Elgin und 12. Earl von Kincardine. Königin Victoria persönlich hatte ihn den bedeutendsten Feldherrn der letzten zwanzig Jahre genannt. Ein Chinese sollte es nicht wagen, ihn anzusprechen, geschweige denn, ihm Anweisungen zu geben.
    In der seidenen Uniform der mongolischen Reiterei, das Schwarze Horqin-Banner auf der Brust, erstieg Senggerinchin den höchsten Punkt der Festung Zhen. Sie war eine kleinere Geschützstellung ein Stückchen weiter flussaufwärts. Im Schutz der Rauchwand war Senggerinchin mit einer Reiterkolonne von achthundert Mann zur Rückseite der Festung gezogen. Das war eine gute Position zum Gegenangriff. Doch es beunruhigte ihn, was er während der vergangenen Woche erlebt hatte. Seine Gegner hatten große Zurückhaltung bewiesen. Dabei war Vorsicht sonst gar nicht ihre Art, und das machte ihm Sorgen. Beinahe hätten sie seine Krieger im Marschland umgangen. Und abgesehen von dem törichten Angriff der 2. Division zwei Tage nach ihrer Ankunft hatten sich die alliierten Gegner keinen Fehler erlaubt. Als sie den Qing die Versorgungsroute abschnitten, indem sie Tang Ku einnahmen, war das eindeutig der Schachzug eines großen Generals. Dieses Vorgehen war kein Glückstreffer mehr. Senggerinchin durchlief ein eigenartiges Gefühl. Mit wem hatte er es hier zu tun?
    »Das sind Feiglinge«, meinte ein Horqin-Leutnant. »Sie greifen von hinten an. Sie haben kein Ehrgefühl, diese kleinen Engländer und Franzosen. Sie feuern, ohne anzugreifen, wie eine Frau, die Steine in einen Fluss wirft.«
    Senggerinchin drehte sich zu dem Offizier um. »Leutnant Ling, wer immer diese Barbaren anführt, beweist großes Können. Ein weiser General greift nur an, wenn er sicher sein kann, dass er siegt. Sie haben unsere Versorgungsroute gekappt und die Wei-Festung zerschossen. Sie wissen, dass wir nicht mit unseren Pferden hervorpreschen können – darum warten sie. Der morastige Boden schützt die Festungen, aber er schützt auch den Gegner vor unserer Kavallerie.«
    »Ihr seid von ihren Taten beeindruckt?«
    »Ja, Ling, ich bin beeindruckt und besorgt. Wenn sie diese Festung so leicht einnehmen, werden sie die anderen gewiss mit geringem Widerstand bekommen. Sie legen es darauf an, den Kampfgeist der Qing zu brechen, so viel steht fest. Hinter diesen Mauern stehen keine mongolischen Krieger. Das sind bloß Soldaten, die eingezogen wurden und für die Ehre ihrer

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