Zeitriss: Thriller (German Edition)
Familie kämpfen, angeführt von Mandarinen, den Kleingeistern schlechthin.« Senggerinchin zog den Säbel des mächtigen Dschingis Khan aus der Scheide und zeigte damit auf die geisterhaften Umrisse der Wei-Festung, die aus dem dünner werdenden Rauch hervortraten. »Wir müssen sie um jeden Preis halten. Lasst von Nordwesten Verstärkung kommen. Unterrichtet General Dang, dass, wer seinen Posten verlässt, wie ein Hund gehetzt und zu Tode gefoltert wird – ihn eingeschlossen. Eine Kapitulation kommt nicht in Frage.«
»Entblößen wir uns nicht, wenn wir Männer und Waffen senden?«, fragte Ling.
»Die fremden Teufel wollen das Juwel der Verteidigungsanlagen an sich bringen. Sie haben keinen Krümel Schießpulver auf ein anderes Ziel verwendet. Die Schlacht um diese Festungen wird hier und jetzt gewonnen oder verloren. Wenn ihre Soldaten im Angriff stecken und von der Überquerung des Marschlands erschöpft sind, werden wir zurückschlagen. Ihre Haubitzen werden dann nutzlos sein, weil sie ihre eigenen Leute damit treffen könnten, und ihre Infanterie wird in den Gräben festsitzen, die eigens gemacht wurden, um diese Teufel fernzuhalten. Dann schicken wir die Reiterei. Wir werden siegen und das Land halten«, sagte er entschlossen. Senggerinchin setzte seinen Säbel mit der Spitze an das Mauerwerk. »Sagt General Dang, seine Verteidigung muss standhalten wie Stein gegen Stahl. Wir dürfen niemanden schonen. Sagt ihm, wenn alles hoffnungslos erscheint, kommen die Tataren.«
Als sich der Rauch verzogen hatte, rückten 2500 Briten und 700 Franzosen über das Marschland vor. Bei sich hatten sie 600 Kulis, die Leitern und Planken zum Bau von Brücken trugen. Im Nordwesten näherten sich im Dunst verborgen 1000 Infanteriesoldaten der Qing und fünfhundert Horqin-Mongolen, die besten Soldaten Senggerinchins, mitsamt der erforderlichen Munition und Ausrüstung dem flussseitigen Tor der Wei-Festung.
Als die britischen Kanonenboote die feindliche Verstärkung kommen sahen, begannen sie, wieder zu schießen. Obwohl sie im Laufe der nächsten Stunde über zweihundert Schuss abfeuern konnten, richteten sie geringen Schaden an und töteten nur hundert Qing-Soldaten, die sich auf dem festeren Boden auf der Flussseite schneller voranbewegen konnten.
Für die Briten und Franzosen war es viel schwieriger voranzukommen, da sie knietief durch Schlamm wateten. Weil das Pulvermagazin explodiert war und es an Munition mangelte, konnten die Qing ihre Gegner nicht unter schweren Beschuss nehmen. Bis der Nachschub sie erreicht hatte, waren die Alliierten bereits außer Reichweite der schweren Geschütze. In der Zwischenzeit beschossen die britischen Haubitzen die Außenmauer, um weitere Breschen zu schlagen.
Randall suchte den Horizont sorgfältig mit dem Fernglas ab, dann blickte er besorgt auf die Uhr. Er fürchtete, dass alles zu langsam vonstattenging. Die 2. Division, geführt von Sir Hope Grant, näherte sich direkt von Osten her. Die Franzosen, geführt von Général Collineau, schlugen einen Bogen und kamen von Süden. Obwohl General Napier den Franzosen mindestens einen knappen Kilometer mehr zu marschieren gegeben hatte, trafen ihre Soldaten gleichzeitig mit den seinen am äußersten Graben ein.
Jetzt kam es darauf an, wer als Erster in das Fort gelangte.
Von Randalls Position aus war die schiere Anzahl Männer, die durch den Schlamm darauf zuhielten, ein überwältigender Anblick. Die Briten in Rot und Weiß und die Franzosen in Blau schoben sich alle hüfttief durch den Schlamm der Gräben.
»Unglaublich, durch welchen Schmutz unsere Leute müssen«, bemerkte Elgin unglücklich. »Beschuss einstellen!«, rief er. Nach drei weiteren Kanonenschüssen wurde es still. Seine Männer waren jetzt in Reichweite der eigenen Artillerie.
Randall spähte zur Festung Zhen im Nordwesten. Oben auf der Mauer sah er einen kahlköpfigen Mann in der Uniform der mongolischen Kavallerie mit dem Fernglas zu ihm herüberblicken. Der Kavallerist hatte ein rotes Emblem auf der Brust, das auf diese Entfernung schlecht zu erkennen war. Randall suchte die Mauerbrüstung ab und entdeckte das Symbol des Schwarzen Horqin-Banners. Der Mann, den er musterte, war zweifellos Senggerinchin, der Mongolenprinz.
Senggerinchin ließ das Fernglas sinken und erwog sorgfältig, was er gesehen hatte. Er war sicher, dass oben auf der Beobachtungsplattform der Briten ein Chinese stand, der einen grauen, abendländischen Anzug trug. Der fette Mann neben ihm
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