Zeitriss: Thriller (German Edition)

wollte gut überlegt darauf antworten. »Enterprise Corporation hat mich angestellt, damit ich Mr. Chen auf seine Aufgabe in der Vergangenheit vorbereite. Es geht hier um Höheres, Andre. Die Qumran-Rollen erteilen uns den Auftrag einer komplexen Veränderung der Geschichte – einen Auftrag, der fast unseren Verstand übersteigt. Wie ich mich entsinne, gehört dazu keine Liste kleinlicher Anordnungen wie diese. Der Auftrag wird uns von Gott selbst erteilt – oder wie man die Macht sonst nennen will, die die Informationen in die Schriftrollen hineinkodiert hat. Er muss erfüllt werden, oder die Konsequenzen werden fatal sein.«
    »Davin ist ebenfalls der Ansicht, dass diese Liste erledigt werden muss!«, führte Andre ins Feld.
    »Das ist kein Argument«, erwiderte Wilson.
    »Die Liste muss erledigt werden!«, beharrte Andre.
    »Das Projekt wurde gewürfelt«, sagte Wilson, ein Insiderausdruck des Teams für die Aufteilung in Einzelaufgaben. »Davin ist für die genetische Umwandlung verantwortlich, Sie für den Transport und ich für die Schulung.« Wilson sprach ruhig und überlegte sich jedes Wort. »Erinnern Sie sich bitte: Ich bin selbst in die Vergangenheit gereist. Ich weiß, was Randall dort erwartet. Das Wichtigste ist jetzt, ihn geistig und seelisch darauf vorzubereiten. Barton hat mir beigebracht, dass eine positive Einstellung der wichtigste Faktor ist. Sie ist das einzige, was man selbst in der Hand hat, was Randall dabei in der Hand hat, zu jeder Minute des Tages, ganz gleich was passiert. Wenn er sich im China der Qing-Herrschaft aufhält, also Mitte des 19. Jahrhunderts, kann er noch so viel über das Transportsystem wissen, es wird ihm überhaupt nichts nützen.«
    Vor lauter Frustration zitterten Andre die Hände. »Ich werde eine so undisziplinierte Herangehensweise nicht dulden. Sie müssen diese Aufgaben erledigen, Mr. Dowling. Davin und ich haben einen Vorbereitungsplan erstellt, und solange der nicht abgearbeitet ist, gilt Mr. Chen als unvorbereitet.«
    »Die Beschäftigung mit der Funktionsweise des Transportsystems vermittelt kein Verständnis dessen, was hier wirklich wesentlich ist«, erwiderte Wilson scharf. »Ich schlage vor, Sie halten sich aus Randalls Schulung von jetzt an raus.«
    »Ich bin Taktiker und stellvertretender Leiter des Mercury-Teams!«, hielt Andre ihm aufgebracht entgegen. Er war ganz rot im Gesicht. Mit vorgereckter Brust zeigte er auf das Blitzemblem am Revers. »Ich bin Ihr Vorgesetzter!«
    »Wir haben alles im Griff«, sagte Wilson ruhig. »Mr. Chen braucht nicht einmal die Hälfte von Ihrer Liste. Wir müssen die Dinge einfach halten, hat GM bei seiner Rede verlangt. Haben Sie zugehört?« Wilson überflog das Hologramm. »Grundlegende Methoden der Selbstverteidigung sind auch nicht erforderlich. Randall ist in fernöstlicher Kampfkunst ausgebildet. Vermutlich auch ein Grund, warum er ausgewählt wurde. Folglich sind die sportlichen Trainingsstunden Zeitverschwendung. Und er braucht sich auch die Qumran-Rollen nicht noch einmal anzusehen, das haben wir schon fünfmal miteinander getan – außer natürlich er möchte es gern.«
    Der Witz war, dass ihm damals vor seinem Transport für eine derartige Vorbereitung überhaupt keine Zeit geblieben war. Im Vergleich dazu war Randall bereits mehr als vorbereitet. »Dagegen ist die detaillierte Kenntnis der chinesischen Geschichte fundamental wichtig«, fuhr er fort. »Er muss die Informationen zuverlässig parat haben. Darum habe ich ihm zusätzliche Geschichtsaufgaben aufgebürdet.«
    »Ich denke, dass Wilson wahrscheinlich recht hat, Andre«, fügte Randall hinzu, um die Wogen zu glätten. »Ich mache mir Sorgen, dass ich nicht alles im Kopf habe, was nötig ist. Ich muss mehr lernen, besonders über den Schlachtverlauf bei den Taku-Forts und den Marsch auf Peking.«
    »Randall darf sich keine Fehler erlauben«, bekräftigte Wilson. »Das Leben von Menschen hängt davon ab. Es geht hier um das Unternehmen Esra, nicht um Ihren Stundenplan. Randall darf sich nicht den Kopf mit Wissen vollstopfen, das er nicht braucht. Er muss sich auf das Wesentliche konzentrieren und sein Ziel im Blick behalten. Darum habe ich ihm zusätzliche Meditationszeit verordnet. Ich habe auch seinen Shaolin-Meister hergerufen, damit er für die körperliche Vorbereitung sorgt. Und schließlich und endlich habe ich eine Zweitagewanderung auf den Mount Whitney organisiert, nur Randall und ich.«
    »Eine Wanderung auf den Mount Whitney?«, stotterte