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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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1860
Ortszeit: 6.32 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 171
    Nachdem die Pulverkammer explodiert war, quoll ein dichter schwarzer Rauch aus dem Innern, der die Festung einhüllte. Bald war es unmöglich, vom britischen Beobachtungsposten aus auch nur ihre äußeren Umrisse zu erkennen. Der Wind hatte sich vollkommen gelegt, und es schien, als könnte der giftige Schleier noch für Stunden in der Luft hängen.
    Auf Elgins Befehl hin stellten die Haubitzen und die Kanonenboote, die knapp außerhalb der Flussmündung ankerten, den Beschuss ein, und eine unheimliche Stille breitete sich über Taku aus.
    Einen Moment lang dachte Randall an Cixi. Sie dürfte wütend sein, weil Senggerinchin das Fort verloren hatte. All ihre Pläne mit dem mongolischen Prinzen zerfielen, und bald würde er tot sein. Randall wusste, was ihr nachgesagt wurde. Angeblich konnte sie einem Mann solche Lust bereiten, dass er, sobald er einmal ihre Gunst erlangt hatte, nicht mehr ohne sie leben wollte. Randalls Neugier auf die kaiserliche Gemahlin war von Anfang an da gewesen – seit er zum ersten Mal über sie gelesen hatte. Was machte sie so mächtig? Wie sah sie aus? Im Data-Tran-System der Firma gab es von jeder relevanten Persönlichkeit dieser Zeit eine Fotografie, nur nicht von ihr. Wie war es ihr gelungen, aus ihrem Leben ein derartiges Geheimnis zu machen und zu verhindern, dass jemand ihre Erscheinung festhielt?
    »Was nun?«, fragte Lord Elgin.
    Randalls Gedankengang wurde unterbrochen. »Die britischen und französischen Verbände müssen gleichzeitig angreifen«, antwortete er schließlich. »Wer als Erstes auf der Festung seine Flagge hisst, trägt den Sieg davon.«
    Parkes mischte sich ein. »Wir brauchen die Franzosen nicht hineinzuschicken. Das Innere der Festung ist zerstört. Wir sollten nur mit eigenen Truppen angreifen und dafür sorgen, dass der Sieg unser ist.«
    »Ich verstehe Ihre Beweggründe für diesen Vorschlag«, erwiderte Randall und blickte auf seine Taschenuhr, um die genaue Zeit festzustellen. »Sie möchten gern die Niederlage Ihres Bruders vom vorigen Jahr rächen. Doch hier geht es um mehr als die Eroberung dieser einen Festung. Es sind ihrer zwanzig, die die Flussmündung bewachen, und viele Gefechte werden diesem folgen, wenn wir bis nach Peking ziehen und am Ende siegen wollen. Uns steht später noch ein Kavallerieangriff der Qing bevor, und wir müssen Probyns Horse und Fane’s Horse auf der anderen Seite des Schlickwatts lassen, damit sie dem Ansturm begegnen können. Um Erfolg zu haben, müssen wir die Wei-Festung schnell einnehmen. Dazu ist uneingeschränkte Kooperation mit den Franzosen nötig. Die Qing-Soldaten werden dem Angriff von den übrigen Festungen aus zusehen. Senggerinchin wird zusehen. Sobald sich der Rauch verzogen hat, müssen wir mit allem, was wir haben, vorrücken. Sie werden also begreifen, dass wir Baron Gros und seinen Truppen die Gelegenheit zum Sieg geben müssen.«
    Schon die Vorstellung, den Franzosen etwas zuzugestehen, war Lord Elgin zuwider. Seine Familie kämpfte schon seit ihrem Bestehen gegen sie. Er hatte seine beiden Lieblingsonkel in der Schlacht von Trafalgar verloren. Und Admiral Nelson persönlich war ein enger Freund seines Großvaters gewesen. Wenn er dann noch an die Niederlage seines Bruders an eben diesem Ort dachte, zog er einen rein britischen Angriff ernstlich in Betracht. Hier ging es um die Ehre.
    Randall las es ihm vom Gesicht ab und warnte ihn. »Begehen Sie nicht denselben Fehler wie Sir Hope: Die Qing sind nicht zu unterschätzen. Die Festung ist nicht so stark beschädigt, wie man glauben möchte. Wir brauchen die Franzosen. Sie sind für den Sieg unerlässlich.«
    Elgin blickte in Randalls blaue Augen. Hinter ihm war der Horizont schwarz verhangen vom Rauch der Explosion. »Sie haben bisher in allem recht gehabt«, sagte er und zwang seinen Hängebacken ein Lächeln ab. »Wir werden gemeinsam angreifen. Wenn Sie sagen, die Festung ist nicht zu unterschätzen, dann glaube ich Ihnen.«
    »Ich halte das für eine gute Entscheidung«, ließ Parkes sich vernehmen, doch er verfolgte damit rein politische Zwecke, wie immer.
    »Mr. Chen, ich habe eine Frage«, sagte Lord Elgin ernst. Er wuchtete seine massige Gestalt über die Beobachtungsplattform, dass die Holzbohlen unter ihm knarrten. »Wer wird die Flagge als Erster hissen – wir oder die andern?«
    Randall war gewarnt worden, keine konkreten Handlungsverläufe zu nennen. Solche Manipulation durch einen

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