Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
Vom Netzwerk:
verbergen.«
    »Und wenn wir bereit sind, werden wir angreifen«, ergänzte Prinz Kung unterstützend. »Erst dann sollte das Kopfgeld eingesetzt werden.«
    »Das ist ein ausgezeichneter Plan. Ich bin einverstanden«, erklärte Su Shun.
    »Er findet meine Zustimmung«, sagte General Lung.
    »Befassen wir uns also zuerst mit den roten Teufeln«, pflichtete Mu Yin bei. »Dann kann unser Heer nach Süden ziehen und die Taiping-Rebellion niederschlagen.«
    »Ein hervorragender Plan«, befand Prinz Yi.
    »Ihr allein habt uns auf den siegreichen Weg gebracht«, sagte Su Shun an Cixi gewandt, als wollte er ihr schmeicheln. »Wenn der Sieg unser ist, sollt Ihr für Eure Klugheit und Gerissenheit belohnt werden.«
    Cixi wusste genau, was er meinte. Wenn ihre Strategie fehlschlüge, würde man ihr in einem Rosenholzkasten ein rotes seidenes Seil schicken, das bereits zur Schlinge geknotet wäre. Mitglieder der kaiserlichen Familie wurden, wenn sie versagten, nicht geköpft wie gewöhnliche Verbrecher, sondern sie bekamen das Seil. Bis zum Einbruch der Dunkelheit desselben Tages mussten sie sich erhängen, sonst stand ihnen der Tod der tausend Stiche bevor.
    Mu Yin fuhr fort, wie es der Brauch war. »Bitte erhebt Euch.« Alle standen von ihren Plätzen auf. »Die ehrwürdige Versammlung ist zu einer Entscheidung gekommen. Wir sind in der Halle der Himmlischen Reinheit, um dem Sohn des Himmels Hilfe zu gewähren. Dieses edle Bauwerk war einst die Wohnstätte des mächtigen Qianlong, des höchst verehrten Urgroßvaters des mächtigen Hsien Feng. Diese Halle hat für den Sohn des Himmels und seine Vorfahren eine besondere Bedeutung. Alle Entscheidungen, die hier getroffen werden, erhalten die Kraft und den Schutz von Qianlong und seines Großvaters Kangxi. Ihren Segen erbitten wir heute und den Euren, Sohn des Himmels.«
    Alle blickten zu dem kränklichen Hsien Feng.
    »Gewährt«, hauchte er kraftlos.
    Cixi hob den Blick zu den vier Schriftzeichen über dem goldenen Thron. Zheng Da Guang Ming. Das hieß: Ehrenvoll und aufrichtig. Tief im Innern wusste sie, dass sie heute überlistet worden war und ihr Leben auf dem Spiel stand. Wenn der Plan fehlschlug, würde es sie nicht einmal retten, dass sie die Mutter des Thronfolgers war. Der stolze Wahlspruch der Qing erschien wie ein höhnischer Kommentar zu der Szene, die soeben stattgefunden hatte – denn nichts war ehrenvoll und aufrichtig, seit den Kaiser die Lebenskräfte verließen. Stattdessen gab es ein Gerangel der Ehrgeizigen mit Absichten auf den Thron, die alle wissen wollten, wer seinen Platz einnehmen würde. Und es gab zahllose Mauern hinter den Mauern, wie in der Verbotenen Stadt, und weil die Feinde des Reiches ebenso zahllos waren, gab es Gefechte hinter den Gefechten, einige außerhalb der Mauern, andere innerhalb.

14.
Britisches Feldlager
8 Kilometer südöstlich von Tientsin, China
28. August 1860
Ortszeit: 21.14 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 178
    Wie von Randall vorausgesagt, hisste die Zhen-Festung die weiße Flagge, ohne einen Kanonenschuss abgegeben zu haben. Auch die Festungen Hai, Men und Gao zogen kurz darauf ihre Flagge angesichts des Britischen Empires ein. Die Verteidigungsanlagen der Küste, der Stolz der Qing, waren nun restlos in britischer und französischer Hand. Wenn es auch nicht Elgins Absicht war, so ließen doch die Leichenhaufen, die in Sichtweite des Zhen-Forts begraben wurden, die Qing in ihrem Entschluss einbrechen, gegen eine Übermacht anzukämpfen. Und da sich der unbesiegbare Senggerinchin offenbar zurückgezogen hatte, sahen sie keinen Grund mehr, ihre Position zu halten.
    Das machte den Sieg für Lord Elgin noch spektakulärer. Sie hatten Taku mit minimalen Verlusten gewonnen, und die Festungen waren unbeschädigt geblieben. Neben Vorräten an Lebensmitteln und Wasser war das Arsenal der Verbündeten um über vierhundert Kanonen samt Munition erweitert worden. Dazu hatten sie zweitausend Gefangene gemacht.
    Im Verlauf der letzten vier Tage war das britische Feldlager auf Randalls Verlangen hin von Pei Tang acht Kilometer südlich der befestigten Stadt Tientsin ans Flussufer verlegt worden. Die Franzosen marschierten am Südufer entlang, die Briten am Nordufer. Die Flusslandschaft im Südwesten der Yanshan-Berge war angenehm und trockener als an der Küste. Die grünen Getreidefelder waren eine Erlösung nach den mückenverseuchten Sümpfen bei Taku. Der Sommermonsun ging zu Ende, das Wetter würde erträglicher werden und mehr

Weitere Kostenlose Bücher