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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Küste.«
    Darauf erhob sich General Lung, verneigte sich vor dem Kaiser und sagte: »Senggerinchin konnte die Festung nicht halten, weil die roten Teufel nicht vom Meer aus angegriffen haben. Wie Feiglinge sind sie nördlich von Taku an Land gegangen und durch den Morast marschiert, um von hinten anzugreifen.«
    »Wo ist Senggerinchin jetzt?«, fragte Su Shun.
    »Er hat sich mit seiner Reiterei in die Berge zurückgezogen, um sich neu zu sammeln und auf eine Schlacht in der Ebene zwischen Taku und Tientsin vorzubereiten«, antwortete General Lung. »Es geht das Gerücht, dass er im Laufe der nächsten Stunden die übrigen Festungen dem Feind in die Hände fallen lässt.«
    Cixi stand auf, und alle Blicke richteten sich auf sie. »Wir müssen aus den südlichen Provinzen Verstärkung rufen.« Sie setzte sich wieder.
    »Ich rate davon ab«, äußerte Su Shun. »Erst vor sechs Monaten haben die Taiping-Banditen die Herrschaft über Nanking an sich gerissen – und man hört, dass sie sich sammeln, um Shanghai anzugreifen. Wir sollten lieber vorsichtig sein und die Stadt nicht in Gefahr bringen, indem wir die Stärke unserer Truppen im Süden verringern, nur um zwanzigtausend weiße Geister aufzuhalten.«
    »Die Feinde des Reiches sind zahlreich«, hielt Cixi ruhig dagegen, »doch die größte Gefahr für das Herrscherhaus kommt von einem Feind, der geradewegs auf diese Halle zumarschiert.«
    »Die Taiping-Banditen sollten unsere größte Sorge sein«, widersprach Su Shun leidenschaftlich. »Ihre Kämpfer zählen mehr als eine Million, und der bevorstehende Angriff auf Shanghai sollte für uns Vorrang haben. Sich davon ablenken zu lassen könnte in eine Katastrophe münden.«
    »Die roten Teufel stehen nur hundertfünfzig Kilometer von uns entfernt, und Ihr sprecht von Eurer Sorge wegen der Taiping?«, fragte Cixi. »Die Taiping bedrohen den Süden schon seit zehn Jahren. Die roten Teufel dagegen haben unsere furchterregendste Küstenfestung in nur zwei Tagen erobert. Ohne einen angemessenen Gegenschlag könnten sie innerhalb der nächsten Woche an die Tore dieses Palastes klopfen.«
    Su Shun ließ ein leises Lachen hören. »Die Taiping-Rebellion ist ein Leiden des Körpers. Das Herz des Reiches ist durch ihren Verrat geschwächt. Der armselige Angriff der roten Teufel ist bloß ein Leiden der Glieder, und zwar ein geringes. Diese Fremden sind ein Nichts. Schon ihre Namen spiegeln ihre Torheit wider.«
    Als rote Teufel wurden die Briten bezeichnet, seit Lord Macartney im Auftrag von König Georg III. 1793 China als erster britischer Gesandter besucht hatte. Macartney wurde eine Audienz bei Qianlong gewährt, und er kam mit einem so starken Sonnenbrand, dass dieser herabsetzende Ausdruck geprägt wurde.
    »Sie haben nicht einmal zwanzigtausend Mann«, fuhr Su Shun fort. »Wie bedrohlich können die schon für uns sein? Sie haben die Taku-Festung schon einmal eingenommen, doch ihr Bedarf, mit uns Handel zu treiben, ist so groß, dass wir diese großnasigen Köter bei Verhandlungen stets besiegen konnten und sie damit vertrieben haben. Es sind die Taiping, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen, denn die marschieren in unermesslicher Zahl auf Shanghai zu.«
    »Der edle Su Shun spricht überzeugend, aber töricht«, sagte Cixi und stand erneut von ihrem Platz auf. »Po Sui wurde das seidene Seil übergeben, weil er die Bedingungen des Vertrages von Tientsin anerkannt hatte. Ihr behauptet, die roten Teufel bei Verhandlungen besiegt zu haben? Zeigt mir, wo. Wir haben sie vertrieben, sagt Ihr? Lord Elgin und seine Truppen kommen hierher, um uns zur Einhaltung des Vertrages zu zwingen, mit dem wir sie Eurer Ansicht nach besiegt haben! Sie kommen hierher mit überlegener Feuerkraft, mit neuen Schiffen und vor allem mit überlegener Klugheit. Senggerinchin ist der größte Feldherr Asiens und konnte doch die Festung Wei nicht halten. Und vielleicht sind auch die übrigen schon in der Hand des Feindes.« Sie setzte sich.
    Prinz Yi stand auf. »Meine Spione melden mir, dass Senggerinchin die Festung nur aufgegeben hat, um einen anderen Zweck zu verfolgen. Ich schließe daraus, dass er die roten Teufel weiter in die Ebene locken will. Er hat die Reiterei und die Fußsoldaten zurückgezogen, um sich ihm bei Tientsin zum Kampf zu stellen – also hat er die Lage soweit in der Hand.«
    »Wie passend das wäre«, meinte Prinz Cheng. »Die roten Teufel könnten an eben dem Ort besiegt werden, wo sie ihren jämmerlichen Vertrag

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