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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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»Schwester!«
    Sie eilte herein, ließ die Tür offen stehen.
    »Was ist denn los? Sie haben Ihre Fleischbrühe ja nicht einmal angerührt.«
    »Zum Teufel mit der Brühe! Was haben wir heute für einen Tag? Mittwoch?«
    »Ja. Aber sind Sie …«
    »Ich will ein Telefon. Warum ist kein Telefon hier?«
    »Es wurde rausgestellt, damit Sie nicht gestört werden.«
    »Holen Sie es zurück!«
    »Ich weiß nicht, ob ich das …«
    »Was geht hier vor?« Die Erste Schwester kam hereingehastet.
    »Schwester, Mr. Peterson hat nach einem Telefon verlangt.«
    »O nein, das brauchen wir nicht. Wir wollen doch nicht, dass Sie gestört werden.«
    »Im Moment werde ich gestört!«, schrie er. »Holen Sie mir ein Telefon!«
    »Aber, aber, Mr. Peterson, wir können doch …«
    »Hör zu, du dumme Fotze«, sagte er deutlich und gedehnt, »ich will sofort ein Telefon haben, oder ich lasse dich rausschmeißen.«
    Seinen Worten folgte entsetzte Stille, dann gingen beide Frauen rückwärts hinaus, ihn sorgsam im Auge behaltend. Zitternd legte er sich zurück. Durch die Tür, die sie nicht geschlossen hatten, konnte er sie schimpfen hören.
    Kurz darauf brachte ein Pfleger ein Telefon und stöpselte es ein. Peterson nahm einen Schluck Wasser und kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit an. Er wählte die Nummer seiner Sekretärin.

33
     
    25. September 1963
     
    G ordon ging durch die Halle zu seinem Labor zurück, als er die Bemerkung hörte. Zwei Lehrstuhlinhaber unterhielten sich leise. »… und wie Pauli sagte, ist es nicht einmal falsch!«, sagte einer, als Gordon sich näherte. Sie sahen ihn und verstummten sofort. Gordon kannte die Geschichte. Pauli war ein prominenter, äußerst kritischer Physiker in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Er hatte über eine wissenschaftliche Abhandlung gesagt: »Diese Arbeit ist so schlecht, dass sie nicht einmal falsch ist.« Was hieß, sie begann und endete im Nichts; sie war so schlecht formuliert, dass sie nicht bewertet werden konnte. Gordon wusste sofort, dass sie über ihn sprachen. Der Life -Artikel hatte seine Wirkung getan. Als er das Ende der Halle erreichte, hörte er wieder das Flüstern hinter sich, gefolgt von bellendem Gelächter.
     
    Penny brachte eine Ausgabe des National Enquirer mit nach Hause und ließ sie für ihn auf dem Tisch liegen. Auf der Titelseite prangte eine Schlagzeile, NUKLEARBOT-SCHAFT AUS DEM ALL, und kleiner darunter: Prominente Wissenschaftler nehmen Kontakt mit anderer Welt auf . Dazu zwei Fotos von Saul und Gordon, offenbar von dem Life -Fotografen. Gordon warf das Magazin, ohne es zu lesen, in den Müll.
     
    Zum Semesterbeginn gab es eine Party für die Physikfakultät, um die Eröffnung des neuen Instituts für Geophysik zu feiern. Die Assistenten sterilisierten das Becken eines Brunnens draußen auf dem Rasen. Hugh Bradner und Harold Urey füllten es mit einer kräftigen Mischung aus Wodka und Fruchtsäften. Gordon hatte seine Einladung zusammen mit den normalen Universitätsnachrichten weggeworfen. Penny hatte sie entdeckt und darauf bestanden, hinzugehen. Er wollte sich etwas ausruhen, aber sie lag ihm ständig in den Ohren, sodass er sich seine leichteste Jacke überzog und, zum ersten Mal, auf eine Krawatte verzichtete. In Kalifornien waren solche Details unwichtig. Penny setzte sich einen lässigen Strohhut auf – »um salonfähig zu sein«, sagte sie. Er verbarg einen Teil ihres Gesichts. Die künstlich erzeugte Rätselhaftigkeit erweckte in ihm neues Interesse an ihr. Er wurde sich bewusst, wie rar er sich in den letzten Wochen gemacht hatte. Vorbereitungen fürs Semester und die Arbeit am KMR-Experiment hatten ihn sehr in Anspruch genommen. Die Erkenntnis schockierte ihn. Der Reiz des Beginns ihrer gemeinsamen Zeit verflüchtigte sich. Die kosmetischen Illusionen verschlissen sich.
    Er sprach mit verschiedenen Mitgliedern der Physikabteilung, aber nirgends kam eine interessante Unterhaltung in Gang. Penny fand ein paar Literaturvertreter, während er ziellos von einer Gruppe zur anderen streifte. Die Leute von der Englischabteilung schienen bereits angetrunken zu sein, sie zitierten zeitgenössische Dichter und uralte Filme. Heitere, lässige Menschen waren versammelt, die er noch nie gesehen hatte; Goy-Prinzen, blond und unerträglich selbstsicher, die Art von Leuten, deren Kühlschränke mit Joghurt und Champagner vollgestopft waren. Er sah einen Besucher von Berkeley in der Menge, hochgewachsen und gepflegt gekleidet, ein Nobelpreisträger

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