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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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er setzte sich. Plötzlich war er müde. Kratze eine Hypothese an, halte ein Faktum fest! Aber was sollte er als Nächstes tun?
    »Penny, du hast Recht – wir fliegen nach Oakland.«

35
     
    1998
     
    A ls er die Tür öffnete, hörte Peterson das Murmeln von Gesprächen. Durch den Eingang zum Salon sah er hektisch redende Menschen. Ein plötzliches Gelächter, klingende Gläser, lauter werdende lateinamerikanische Rhythmen.
    Er zögerte nur einen Moment. Ohne nach links oder rechts zu schauen, überquerte er die schwarz-weißen Marmorplatten der Halle und ging die breite, geschwungene Treppe hinauf. Gewöhnlich stimmte es, dass niemand einen aufhielt, wenn man schnell vorbeiging, sodass man keinen Blick erwidern musste. Seine Anwesenheit war einfach erklärbar, schließlich war das sein Stadthaus. Ein Gast, der ihn sah, müsste annehmen, dass er und Sarah diese dumme Party zusammen veranstalteten und dass Peterson oben irgendeine häusliche Arbeit erwartete.
    Leise bewegte er sich über den tiefen Teppich und durchschritt den Korridor. Aus dem Bad fiel ein schmaler Lichtstreifen auf den Boden; wahrscheinlich war jemand drin. Er würde sein Schlafzimmer schnell genug erreichen, müsste aber auf dem Rückweg daran denken. So wie er hereingekommen war, müsste er sich wieder zurückziehen; um den Hinterausgang durch die Küche zu erreichen, müsste er durch den Salon.
    Er schloss die Schlafzimmertür und ging zum Schrank. Eine Reihe von Mänteln verbarg die beiden Koffer, solange kein gründlicher Frühjahrsputz anstand. Er zog sie heraus. Etwas schwer, aber handlich. An der Tür stellte er sie griffbereit ab und blickte nach allen Seiten. Die drei langgestreckten georgischen Fenster gaben den Blick auf eine Reihe von Spitzdächern frei. Aus den meisten Häusern drang trübes Licht. Sparschaltung, fiel ihm ein. Andere lagen im Dunkeln. Leute, die schon die Stadt verlassen hatten? Egal – er würde sich mit solchen Fragen nicht mehr beschäftigen. Zwischen den Fenstern waren in voller Höhe Spiegel angebracht, in braunen, schwarz abgesetzten Samt gerahmt. Sarahs jüngste Laune. Peterson zögerte, musterte sein Spiegelbild. Immer noch ein wenig erschöpft, weiß um die Augen, aber im Grunde genesen. Sobald er sich zu bewegen vermochte, hatte er sich aus dem Hospital hinausgeblufft und war direkt zu seinem Büro gegangen. Der Rat war in höchstem Krisenzustand, und niemand hatte bemerkt, dass er bestimmte Dokumente aus seinen Akten entfernte, ein paar letzte telefonische Instruktionen gab und seinem Anwalt bestimmte Anweisungen erteilte. Sir Martin rief ihn zu einer kurzen Informationskonferenz, und dort sah Peterson, dass seine Vorbereitungen keinesfalls zu früh kamen. Es war eindeutig, die Wolkenform unterschied sich geringfügig von der Ozeanform, beide hatten aber den Neurohüllen-Effekt gemeinsam, den Kiefer erst einige Tage vorher entdeckt hatte. Kiefers Daten waren von großem Nutzen, aber wirksame Gegenmittel waren immer noch ein Problem, das die Laboratorien beschäftigte. Überall, wo sie abregneten, verbreiteten die Wolken die Substanz. Normalerweise widerstanden Landpflanzen dem Neurohüllen-Mechanismus, aber es gab Ausnahmen. Pflanzenzellulose blieb unberührt, aber die komplexeren Teile waren verwundbar. Beschleunigte Tests hatten zu einer Methode geführt, bestimmte Pflanzen zu heilen, den Prozess abzuschneiden, bevor die Substanz sich in der Pflanzenhaut verteilen konnte. Die Reinigung von abgeerntetem Getreide in einigen Lösungen schien durchführbar und versprach eine Erfolgsquote von 70 Prozent. Peterson fielen Lauras Worte in dem Vegetarierrestaurant ein: »Gemüse und alles ist hier völlig frisch. Nur vom Besten. Jeden Tag kommen neue Lieferungen vom Land.« Ja, und da hatte er sich das verdammte Zeug eingefangen. Im menschlichen Verdauungstrakt richtete es bei allen möglichen metabolischen Prozessen Unheil an – oft tödlich, wenn man es nicht behandelte.
    Niemand wusste, welche schwieriger erkennbare Sekundäreffekte sich in der Nahrungskette ergeben konnten. Die Biologen prophezeiten eine düstere Zukunft.
    Hinzu kam, dass die Wolken die Blüte so schnell verbreiteten. Jetzt erschienen im Nordatlantik die ersten rötlichen Punkte.
    Mit erstaunlicher Energie organisierte Sir Martin die Mittel des Rats, aber selbst er schien ernsthaft besorgt. Sie hatten es mit einem sich exponentiell entwickelnden Prozess zu tun, und niemand wusste, wo der Sättigungspunkt lag.
    Zum letzten Mal blickte

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