Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
ist.«
»Aber ist es nicht immer noch möglich? Ich meine …«
»Ich glaube, wir verstehen den Prozess nicht ganz. Ich muss zugeben, die Arbeit hat mich hauptsächlich deshalb interessiert, weil es ein sauberes wissenschaftliches Unternehmen war. Eine meiner letzten Befriedigungen, schätze ich. Eine Partie Karten auf der Titanic. Ich hatte in den letzten Tagen Gelegenheit, darüber nachzudenken. Als ich London verließ, schien ich wieder auf dem Damm zu sein, doch dann wurde ich abermals krank. Ich versuchte, in ein Krankenhaus aufgenommen zu werden, wurde aber abgewiesen. Kein Platz mehr. Also blieb ich im Hotel und ließ die letzten Nachwirkungen abklingen. Nichts essen, das ist das Heilmittel. Deshalb habe ich über das Experiment nachgedacht, um mich abzulenken.«
»Nein, so was. Setzen Sie sich doch!« Als Peterson ins Licht trat, sah Marjorie, dass er blass und dünner war. Seine Augen waren eingefallen. »Diese Krankheit, war es …«
»Ja, die Sache mit den Wolken. Selbst wenn die Stoffe aus dem Körper ausgeschieden sind, bleiben noch Nachwirkungen.«
»Wir haben aus Konserven gegessen. Im Radio hieß es, das sei das Beste.«
Peterson zog eine Grimasse. »Ja, das sagen sie jedenfalls. Es bedeutet, dass sie nicht die Mittel haben, die benötigt werden, um die jetzige Getreideernte zu retten. Ich habe heute mit meinem Büro telefoniert und ein paar Einzelheiten erfahren, die der Öffentlichkeit wahrscheinlich noch nicht bekannt sind.«
»Ist es so schlimm?«
»Schlimm? Nein, katastrophal!« Erschöpft sank er ins Sofa. »Ganz gleich, wie viel Planungen man unternimmt, das Ganze scheint merkwürdig, nein, irreal.«
»Ich dachte, dafür hätten wir nichts geplant.«
Er blinzelte, als müsste er sich erst orientieren. »Nein, ich meinte … die endlosen Projektionen … rein mathematisch … nicht auf diese Weise …« Er schüttelte den Kopf und fuhr fort. »Ich rate Ihnen, so wenig wie möglich zu essen. Ich habe den Verdacht – und den haben auch unsere Experten, diese verdammten Schlaumeier -, dass die Auswirkungen dessen, was jetzt geschieht, unser Leben völlig verändern werden. Die benötigten Medikamente zur Stärkung des Organismus sind knapp, und … einige glauben, die Biosphäre wird für immer verändert sein.«
»Nun ja«, sagte sie besorgt. Ein merkwürdiges Gefühl nahm von ihr Besitz. »Wenn ihr schon nicht …«
Peterson schien sich mit einem Ruck aus seiner Stimmung zu befreien. »Lassen wir das Thema, Marjorie. Ich darf Sie doch Marjorie nennen?«
»Natürlich.«
»Und wie fühlen Sie sich?«
»Um die Wahrheit zu sagen: Ich bin ein bisschen blau. Das Alleinsein hier macht mich nervös, und ich habe ein paar Gläser getrunken. Ich fürchte, sie steigen mir schnell zu Kopf.«
»Vielleicht kommt man so am besten zu Rande. Kann ich auch etwas zu trinken haben?«
»Aber ja doch. Können Sie sich selbst bedienen? Ich weiß kaum, was wir haben. Ich trinke Pernod.«
Sie beobachtete ihn, als er durchs Zimmer ging. Solange er ihr den Rücken zuwandte, konnte sie ihn ungeniert anstarren. Er ging neben dem Sideboard etwas in die Knie und musterte die Etiketten auf den Flaschen. Sie legte den Kopf in die Hand. Sie spürte, wie er zurückkam, neben ihr stehen blieb, in die Hocke ging.
»Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist, Marjorie?«
Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sie wusste, sie war rot geworden. Seine Hand lag auf der Lehne ihres Sessels. Sie blickte auf seine goldene Uhr, das schlanke Handgelenk, die dunklen Härchen auf seinem Handrücken. Zu jeder Bewegung unfähig, starrte sie auf die Hand.
»Marjorie?«
»Tut mir Leid. Mir ist schrecklich heiß, Ian.«
»Ich mache ein Fenster auf. Hier drin ist es wirklich stickig.«
Die Hand verschwand aus ihrem Blickfeld, Sekunden später spürte sie die Luft, die ihre feuchte Stirn kühlte.
»Oh, das tut gut, danke.«
Sie lehnte sich zurück, konnte ihn anschauen. Alles in allem war nichts Besonderes an ihm. Er sah gut aus, aber nicht übermäßig. Sie erwiderte sein Lächeln.
»Tut mir Leid. Heute Abend bin ich ein wenig durcheinander. Die Sache mit der Wolke, und dann Greg Markham, und … Manchmal sieht alles so sinnlos aus. Und doch ist man froh … dass man lebt. Tut mir Leid, ich rede ziemlichen Unsinn, nicht wahr? Nur, wir sind so machtlos. Ich wünsche ständig, etwas zu tun .«
»Das ist ganz und gar kein Unsinn, Marjorie.«
Ein plötzliches Donnern ließ das Haus erbeben.
»Herrgott, das war nah!«,
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